Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0498
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
MESSGUTACHTEN

493

zü sin mit allen Christen, also wurd er sich geren in die gemein Christi
begeben vnd mit andern von eim brott vnd kelch gemeinschafft haben!

Welcher dann nit satt 46 bericht vnd noch schwach were, der soll gar
des Nachtmals miessig ston, byß er durchs wort starck werde; dan das
5 Nachtmal gehört denen zü, die sich ietz Christo ergeben haben vnd wellen
sine junger gentzlich sein, darumb sagt Paulus: es soll sich ein mensch
selbs brieffen [I Kor 11, 28]. |

Also habends die alten ouch nur vff die Sontag, so die gemein zü 4v
samen kumpt, gehallten, wie ouch ietz wydder fast in Allen Christlichen
10 gemeinen durch dutsch land beschicht. Ein gott, ein Christum, ein geist,
ein touff 47 vnd alles halten die cristen gemein, warumb wolten sie nit
ouch gemein halten dyß Sacrament?

Waß wytterß hierin furgenommen wurde, geschehe on gschrifft, were
also wider die lieb gottes, truge ein falsch gesuch 48 oder vertruwen vff
15 jm vnd stiesse also vmb den glouben an christum vnd volgent 49 alles
guttes, were ein gyfft der armen selen vnd gottes schwere lesterung, wie
die Meß, das man gemeinlich die Meß heysset, eygentlich u ist, wie ob
bewert.

Nun further5 0, das ein zyttliche Oberkeitt schuldig sy, solliche Meß,

20 die so vilfalltig wider gott ist, ab zuthun, mag niemand zwyfflen, der
anderß die krafft des gloubens verstet; dan ein yeder Christ begert die
ere gottes gegen meniglich sins vermögend vnd beuelchs zü furdern,
der sich doch nit witterß vßstrecket, denn das er briederlich den irrenden
straffe vnd den widerspennigen vermide 51. Aber der beuelch der ober-
25 keitt ist nit allein, den geminen nutz zü befryden, sonder die ere gottes
ouch als Christliche Oberkeitt mit dem schwert zü vertädingen vnd vff
zü richten. Vnd gesteen, das sy mit jren gebotten vnd straffungen nichts
dan glisner 52 machen, dan ob schon das schwert den eebrecher verhin-
deret von befleckung sines nechsten eewybs, so ist das hertz nit dest-
30 weniger eebruchig, doch kan er sein nechsten vsserlich nit beleidigen,
wie er sunst täthe, wo die straff der Oberkeitt jn nit abtröwet 53; vnd thüt
also die Oberkeitt yeren beuelch, die mit dem zyttlichen schwert die
zyttlichen vnd vsserliche laster, so wider glouben vnd lieb sind, straffet,

u) Bucer so aus: gemeinlich korrigiert.

46. Genügend.

47. Vgl. I Kor 8,6; Eph 4,5.

48. Anstrengung, Bestreben.

49. Demzufolge, folglich.

50. Weiter.

51. Vgl. Mt 18,15-18.

52. Heuchler.

53. Abschreckte.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften