Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0513
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
508

SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

etwas thun müge 73: so geben sich die armen Meßmacher, die doch so
ellendigklich leben, das lößer 74 leben vff erden nit ist, da fur vß, das sye,
4 r so offt sie Messen, christum vffopfern, die sund | bezalen vnd bey gott
alles guttes erlangen; Der doch in allen Propheten bezeuget, das sein
zorn nur mehr anbrinnet, so man on glouben auch von jm vffgesetzte
Ceremonien übet 75: was gefallens solt er dann haben an solchem werck
der Meß, das nicht nur ein lauter menschen fundt ist, von dem kein
geschrifft etwas leret, sonder, wie gesagt vnd erwyßen, ein vmkerong
ist des Nachtmals christi vnd grülicher spot vnd verachtong seines
bittern liden vnd sterbens!

Freilich, wie Gott durch den Propheten Jeschaias [29, 14] getröwet
hat, dieweil man jn mit solchen falschen gotsdienst hatte Eren wöllen,
hat er ein groß erschröcklich wunder gethan: Namlich, das die weyß-
heit der weyßen vndergangen ist vnd der verstandt der verstendigen
verborgen worden, das alle welt ein solche vnußsprechliche gottz-
lesterong, von den losesten leuthen gehalten, so vnder der sunnen seind,
fur das best gut werck gehalten hat; vnd worlich diß solten die bedencken,
die es so groß wunder nimpt, das die Meß so lang jn der großen achtong
gehalten vnd doch so ein großer gruwel vor gott sein soll: für wor
solt solche red gelten, wer wol mehr billich, das wir den götzen dienst
der heiden wider annemen, der noch vil lenger vnd von vil gröseren
teil der welt gehalten ist. Aber diß ist das vrteil gottes, so bald man
von ym abfallet, das man nit alles vertruwen allein jnn jn hat, wille jm
mit eignen fundlin dienen vnd sein gnad erlangen, so nimpt er hien alle
weyßheit vnd allen verstandt: vnd das nit von schlechten leuthen, sonder
von den weißen vnd verstendigen, von den Propheten vnd künigen vnd
gantzem volck, wie an gemeltem ort der Prophet von Gotteswegen
trouwet, das man nichts gottlichs mehr verstödt vnd menigklich 76 wie
ein truncken mensch vnsinnigklich handlet. Also ist es vnß auch a
gangen, aller gutten werck hat man vergessen, die Meß hat es alles
müssen vßrichten, da mit seind der Meßmacher so vil worden, ein volck,
alß man sicht, aller welt gut vnd gewolt haben sie durch solchen jren
gottslesterlichen fundt vff jren hauffen bracht, da durch künig vnd
kayßer vnd alle Oberkeithen, von gott jngesetzet, vnder jren gewalt
gezwungen: Vnd dannocht mit allem geitz, hurey, Eebruch, jung-
frowenschenden, jo alle laster, die dan der müßiggang gibt, die welt
überschwemmet; die meß hat ynen geben vnd gibt noch richlich b77,

a) auh. - b) rilich.

73. Vgl. etwa I Petr 1, 18ff.; Eph 2,8h; Ro 3,23 ff.

74. Nichtsnutziger.

75. Vgl. etwa Hos 6,6; Am 5,21ff.; Jes 1,10ff.

76. Jedermann. 77. Reichlich.

5

10

20

25

30

35
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften