MESSGUTACHTEN
509
das sy so vil erschröcklicher krieg füren vnd allenthalb blutuergiessen
anrichten, das sie allen fryen Concilien vnd Reformation widerstön;
jn Summa, wie die Meß der gröst wüst greuwel ist, der vff die welt je
kumen ist vnd nymer kumen würdt, also hat sie auch | solche zerstörong
5 der waren gottseligkeith vnd pflantzongen der gottloßkeith vffbracht
vnd erhält sye, Alß auch von keiner andern Abgotterey nie geschehen,
dan sie das gröst gutt, so die welt je erlangt hat, die erkantnuß jesu
christi, gesturtzet vnd das gröst ubel, sein verleugnong, gewaltigklich
zugefürt hat vnd erhaltet. Darumb jr alle vorgangne Abgötterey nit
10 zuuergleichen seind vnd, dyweil sie das thut vnder dem schein der
Eren christi, ubertrifft sie auch den gewältigen greuwel Machomeths,
der doch vnseglich wider die Ere gottes streittet.
Nun, gnedigen h., diß haben wir vilfältig zum oftermal jn predigen
anzeiget vnd müssens noch teglich thun, so lang die verblenten armen
15 leüth Gott vnd vnsern Heylandt so trotzlich lestern vnd verspotten,
vnd das arm, vnuerstendig volck so schwerlich ergern. Dann was ists
anders, so wir do stan vnd predigen vß dem befelch gottes: Das allein
vnser herr jesus christus durch sein töd erlöset habe alle, die an jn glou-
ben, vnd wir alle vnsere gutten werck dem nechsten zu gut thun
20 söllen; - mögen wir vnser red kum enden, so heben die gotzlesterer
jm kor an, die auch vor darjn vff vnd abgangen, das heilig Ewangelion
gelestert vnd ver spott haben, vnsern herren Jesum Christum zuuer-
speuwen 78 vnd spotten, geben jren greuwel dar, do durch der welt alles
heil von gott widerfare, lossen jr brot vnd wein, ja jr gotzlesterlich
25 werck fur gott vnd vnsern heilandt anbetten. O des schweren zorn
gottes 79, der uber vnß vßgestreckt ist, so lang bey vnß solche seine
grüliche lesterong weret, noch so heller erkantnuß der warheytt vnd
filfeltgem warnen.
Nun haben wir vß dem befelch gottes E.g. etlich mal auch an dißem
30 ort ermanet, wie jr schuldig seyt, vnd möcht, das jr solche schwere
vnusprechliche gottes schmach abstelleten, aber da seind jetz Reichs- 80,
jetz Stett täg 81, jetz Consilium 82, jetz diß, jetz das jm weg gelegen, zu
letst hat E.g. die Meßmacher gegen vnß beschicket 83, wie sie aber euwer
nur daran gespottet haben, wißt jr, nichts anders ist auch geweßen die
35 handlong vnsers h. von Straßburgs 84. Nichtdestweniger haben wir
78. Verspotten. 79. Vgl. dazu Einleitung, S. 431.
80. 1526 Reichstag zu Speyr.
81. August/September 1525 Städtetag zu Speyer, vgl. Adam, S. 135.
82. Die Forderung nach einem Konzil verdichtete sich auf dem Reichstag zu Speyer
1526 zu fast ultimativem Begehren an den Kaiser, vgl. Joachimsen, a.a.O., S. 172—175.
83. Holen lassen.
84. Gemeint ist der Versuch Wilhelm von Honsteins, durch Versprechen und Ver-
schieben einer Disputation Zeit zu gewinnen, vgl. Adam, S. 136f.
4 v
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das sy so vil erschröcklicher krieg füren vnd allenthalb blutuergiessen
anrichten, das sie allen fryen Concilien vnd Reformation widerstön;
jn Summa, wie die Meß der gröst wüst greuwel ist, der vff die welt je
kumen ist vnd nymer kumen würdt, also hat sie auch | solche zerstörong
5 der waren gottseligkeith vnd pflantzongen der gottloßkeith vffbracht
vnd erhält sye, Alß auch von keiner andern Abgotterey nie geschehen,
dan sie das gröst gutt, so die welt je erlangt hat, die erkantnuß jesu
christi, gesturtzet vnd das gröst ubel, sein verleugnong, gewaltigklich
zugefürt hat vnd erhaltet. Darumb jr alle vorgangne Abgötterey nit
10 zuuergleichen seind vnd, dyweil sie das thut vnder dem schein der
Eren christi, ubertrifft sie auch den gewältigen greuwel Machomeths,
der doch vnseglich wider die Ere gottes streittet.
Nun, gnedigen h., diß haben wir vilfältig zum oftermal jn predigen
anzeiget vnd müssens noch teglich thun, so lang die verblenten armen
15 leüth Gott vnd vnsern Heylandt so trotzlich lestern vnd verspotten,
vnd das arm, vnuerstendig volck so schwerlich ergern. Dann was ists
anders, so wir do stan vnd predigen vß dem befelch gottes: Das allein
vnser herr jesus christus durch sein töd erlöset habe alle, die an jn glou-
ben, vnd wir alle vnsere gutten werck dem nechsten zu gut thun
20 söllen; - mögen wir vnser red kum enden, so heben die gotzlesterer
jm kor an, die auch vor darjn vff vnd abgangen, das heilig Ewangelion
gelestert vnd ver spott haben, vnsern herren Jesum Christum zuuer-
speuwen 78 vnd spotten, geben jren greuwel dar, do durch der welt alles
heil von gott widerfare, lossen jr brot vnd wein, ja jr gotzlesterlich
25 werck fur gott vnd vnsern heilandt anbetten. O des schweren zorn
gottes 79, der uber vnß vßgestreckt ist, so lang bey vnß solche seine
grüliche lesterong weret, noch so heller erkantnuß der warheytt vnd
filfeltgem warnen.
Nun haben wir vß dem befelch gottes E.g. etlich mal auch an dißem
30 ort ermanet, wie jr schuldig seyt, vnd möcht, das jr solche schwere
vnusprechliche gottes schmach abstelleten, aber da seind jetz Reichs- 80,
jetz Stett täg 81, jetz Consilium 82, jetz diß, jetz das jm weg gelegen, zu
letst hat E.g. die Meßmacher gegen vnß beschicket 83, wie sie aber euwer
nur daran gespottet haben, wißt jr, nichts anders ist auch geweßen die
35 handlong vnsers h. von Straßburgs 84. Nichtdestweniger haben wir
78. Verspotten. 79. Vgl. dazu Einleitung, S. 431.
80. 1526 Reichstag zu Speyr.
81. August/September 1525 Städtetag zu Speyer, vgl. Adam, S. 135.
82. Die Forderung nach einem Konzil verdichtete sich auf dem Reichstag zu Speyer
1526 zu fast ultimativem Begehren an den Kaiser, vgl. Joachimsen, a.a.O., S. 172—175.
83. Holen lassen.
84. Gemeint ist der Versuch Wilhelm von Honsteins, durch Versprechen und Ver-
schieben einer Disputation Zeit zu gewinnen, vgl. Adam, S. 136f.
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