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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0534
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MESSGUTACHTEN

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sy mögen, solche gottes schmach und waren greuel abzustellen, und
schaffen, das vnder dem Namen gotts dienst nichts wider gott, und das
jene, so von jm selbs gottlich, auch gottseligklich mit geist und besserung
geübet werde, derhalb würt von nöten sein, das Erstlich alles das vom
Kirchengesang abgethon werde, das vß der gschrifft sein grundt nit
hat, dann die selbig alles gutts lernt. Darumb dan nit gut noch gott-
gefellig sein mag, das die geschrifft nit lernt. Zum andern muß man das,
so die gschrifft lernt, also massigen und ordnen, das er da zu dienstlich
sey, das Gott im geist und der warheit angebetten, vnd die darbey
sind, davon gebessert werden, das dann eigentlich zuversehen ist, wie
St. Paulus Christlich leret 6. So man dan bedencken will der personen,
die nun zumal zum Kirchen gsang hie gewidmet seind, gelegenheit,
Jst wol Gott zu loben, wo sy des tags zweymol im geist und der warheit
und zu besserung gebett und gsang halten. Demnach haben wir vff
v. wochen zu einer form, deren man noch wither uff das gantze Jar die
Kirchen vbung stellen möcht, geordnet zun Psalmen und Biblischen
Lectionen, gesang, das der schrifft gemeß, auch vß der schrifft genomen
ist, das möchte nun vff nachgonde weyß gehalten werden.

Erstlich das man zu morgen zeit im Sommer zu sechsen, im winther
zu Sibnen vnd nachmittag im Sommer zu halben drien, im winther zu
halben zweyen das Prim glöcklin vff ein halbstund leüthet vnd, so man
vßgeleuthet, mit gewonlichem anfang »Deus in adjutorium 7« etc. zu
jedem mal drey psalmen vom anfang des psalters, noch Ordnung, in
gewonlicher Melodey, und aber gutter weil und vffmercken 8 gesungen
und mit einem »gloria patri 9« beschloßen; daruff ein schrifftlichen
Antiphon, deren nach morgens ein Capitel ex Nouo und nach Mittag
ex veteri testamento von Anfang, nach Ordnung der Bibel, under der
Melody der Lectionen geleßen, vff das ein schrifftlich Responsorium,
demnach morgens das » Benedictus 10 *« vnd nach Mittag das »Magnificat 1 1«,
auch mit einer schrifftlichen Antiphon, vff die ein schrifftliche Collect,
sampt dem »Benedicamus 12«; vff das alles solle dann alß bald Morgens
vnd Obendts die Predig im Münster, zu der man vor vßgang des gesangs
mit der Predig glocken leuthen soll, geschehen.

In den andren drien stifften sol am morgen und nach jmbis einer vß
jnen, der Stifftverwanten, vff die Cantzel gon, das volck, so zu gegen,
uff ein halb oder ein furtel 13 stund zu vnderwisen, wo sie aber niemans
vnder jn haben, der sich des beladen wil, werden die predicanten vnd

6. Vgl. I Kor 14,1—33

7. Ps 68 (69), 2; vgl. Schott: Römisches Meßbuch, S. 544.

8. ... jedoch ohne Hast und mit Konzentration.

9. Nach Apc 1,6. 10. Lk 1,68 ff. 11. Lk 1,46ff.

12. Vgl. Jungmann: Missarum sollemnia I. 1949. S. 447.

13. Viertel.
 
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