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Sitzungen
Herr Josef Honerkamp hält seine Antrittsrede.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren!
Die Aufnahme in diese hoch angesehene und ehrwürdige Akademie bedeutet für mich
eine große Ehre. Ich bedanke mich herzlich dafür und freue mich auf die Arbeit in die-
ser Institution.
Ich bin im Jahre 1941 in einem kleinen Dorf in der Gegend von Osnabrück, genannt
Laer, geboren - als fünftes und letztes Kind meiner Eltern. In der Schulzeit stellte sich
schnell heraus, dass mein Begabungsschwerpunkt in den mathematisch-naturwissen-
schaftlichen Disziplinen lag. Etwas genauer: Immer dann, wenn es um die Darstellung
oder die Aufklärung von Strukturen ging, sei es in der Grammatik einer Sprache, sei
es in der Musik, insbesondere in der Mathematik, dann interessierte es mich brennend.
So begann ich nach dem Abitur Mathematik und Physik zu studieren, wobei die Theo-
retische Physik bald ins Zentrum des Interesses rückte. Üblich war es damals in Mün-
ster, das Staatsexamen als Abschluss anzustreben. Das bedeutete ein sogenanntes Phi-
losophikum als Zwischenprüfung, eine Übung in Philosophie und Pädagogik, die mir
viel Freude gemacht hat und an die ich mich auch gerne erinnere. Nach dem Philoso-
phikum in Münster erlebte ich ein sehr intensives Sommersemester in München und
ging danach nach Hamburg: Dort war gerade das Desy, das Deutsche Elektronen Syn-
chroton, ein Großforschungsinstitut für Teilchenphysik, entstanden, und an diesem
physikalischen Gebiet, der Erforschung der fundamentalen Wechselwirkung der ele-
mentaren Bausteine der Natur, hatte sich mein besonderes Interesse entzündet.
Bald konnte ich dort mein Staatsexamen abschließen und auch mit diesem
Abschluss eine Promotion beginnen. Ich lernte so die Quantenfeldtheorie kennen,
auch die frühen Versuche, an die Erfolge der Quantenelektrodynamik anzuschließen,
dieser Theorie, die die elektromagnetische Wechselwirkung der Teilchen so beein-
druckend präzise beschreibt. Man suchte eine ähnlich schöne und überzeugende
Theorie für die anderen fundamentalen Kräfte, für die starke und die schwache Wech-
selwirkung. Mit meiner Dissertation löste ich zwar nur ein unbedeutendes Teilpro-
blem, dennoch wurde meine Motivation für dieses Gebiet nur verstärkt. Als mein
Doktorvater, Kurt Meetz, 1967 einen Ruf nach Bonn bekam, hatte ich gerade meine
Promotion abgeschlossen, und ich wurde sein erster Assistent in Bonn.
Drei bewegende, interessante Jahre verbrachte ich in Bonn. In diese Zeit fiel die
Gründung meiner Familie: die Hochzeit mit meiner seit Schulzeiten bekannten Freun-
din, die Geburt des ersten Kindes. In diese Zeit fiel auch das Jahr 1968, mit all den poli-
tischen Demonstrationen und Diskussionen, die in Bonn besonders intensiv waren,
ebenso erste Erfolge in der Forschung, Veröffentlichungen, Einladungen zu Vorträgen
- auch nach Heidelberg, auf Einladung von Herrn Stech. Klar war aber auch, dass die-
ses alles nur dazu dienen musste, um mir eine gute Ausgangsposition für eine Bewer-
bung auf eine internationale Wissenschaftlerstelle zu erarbeiten. Im Jahre 1970 konn-
te ich so am Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf für zwei Jahre eine
Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter antreten. Hier lernte ich den internationalen
Wissenschaftsbetrieb kennen, erlebte die Entstehung der vereinheitlichten Theorie der
schwachen und elektromagnetischen Wechselwirkung hautnah mit und hatte wissen-
schaftlich immerhin so viel Erfolg, dass ich im zweiten Jahr noch vom CERN aus
in Bonn meine Habilitation abschließen und nach der CERN-Zeit direkt in Bonn
Sitzungen
Herr Josef Honerkamp hält seine Antrittsrede.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren!
Die Aufnahme in diese hoch angesehene und ehrwürdige Akademie bedeutet für mich
eine große Ehre. Ich bedanke mich herzlich dafür und freue mich auf die Arbeit in die-
ser Institution.
Ich bin im Jahre 1941 in einem kleinen Dorf in der Gegend von Osnabrück, genannt
Laer, geboren - als fünftes und letztes Kind meiner Eltern. In der Schulzeit stellte sich
schnell heraus, dass mein Begabungsschwerpunkt in den mathematisch-naturwissen-
schaftlichen Disziplinen lag. Etwas genauer: Immer dann, wenn es um die Darstellung
oder die Aufklärung von Strukturen ging, sei es in der Grammatik einer Sprache, sei
es in der Musik, insbesondere in der Mathematik, dann interessierte es mich brennend.
So begann ich nach dem Abitur Mathematik und Physik zu studieren, wobei die Theo-
retische Physik bald ins Zentrum des Interesses rückte. Üblich war es damals in Mün-
ster, das Staatsexamen als Abschluss anzustreben. Das bedeutete ein sogenanntes Phi-
losophikum als Zwischenprüfung, eine Übung in Philosophie und Pädagogik, die mir
viel Freude gemacht hat und an die ich mich auch gerne erinnere. Nach dem Philoso-
phikum in Münster erlebte ich ein sehr intensives Sommersemester in München und
ging danach nach Hamburg: Dort war gerade das Desy, das Deutsche Elektronen Syn-
chroton, ein Großforschungsinstitut für Teilchenphysik, entstanden, und an diesem
physikalischen Gebiet, der Erforschung der fundamentalen Wechselwirkung der ele-
mentaren Bausteine der Natur, hatte sich mein besonderes Interesse entzündet.
Bald konnte ich dort mein Staatsexamen abschließen und auch mit diesem
Abschluss eine Promotion beginnen. Ich lernte so die Quantenfeldtheorie kennen,
auch die frühen Versuche, an die Erfolge der Quantenelektrodynamik anzuschließen,
dieser Theorie, die die elektromagnetische Wechselwirkung der Teilchen so beein-
druckend präzise beschreibt. Man suchte eine ähnlich schöne und überzeugende
Theorie für die anderen fundamentalen Kräfte, für die starke und die schwache Wech-
selwirkung. Mit meiner Dissertation löste ich zwar nur ein unbedeutendes Teilpro-
blem, dennoch wurde meine Motivation für dieses Gebiet nur verstärkt. Als mein
Doktorvater, Kurt Meetz, 1967 einen Ruf nach Bonn bekam, hatte ich gerade meine
Promotion abgeschlossen, und ich wurde sein erster Assistent in Bonn.
Drei bewegende, interessante Jahre verbrachte ich in Bonn. In diese Zeit fiel die
Gründung meiner Familie: die Hochzeit mit meiner seit Schulzeiten bekannten Freun-
din, die Geburt des ersten Kindes. In diese Zeit fiel auch das Jahr 1968, mit all den poli-
tischen Demonstrationen und Diskussionen, die in Bonn besonders intensiv waren,
ebenso erste Erfolge in der Forschung, Veröffentlichungen, Einladungen zu Vorträgen
- auch nach Heidelberg, auf Einladung von Herrn Stech. Klar war aber auch, dass die-
ses alles nur dazu dienen musste, um mir eine gute Ausgangsposition für eine Bewer-
bung auf eine internationale Wissenschaftlerstelle zu erarbeiten. Im Jahre 1970 konn-
te ich so am Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf für zwei Jahre eine
Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter antreten. Hier lernte ich den internationalen
Wissenschaftsbetrieb kennen, erlebte die Entstehung der vereinheitlichten Theorie der
schwachen und elektromagnetischen Wechselwirkung hautnah mit und hatte wissen-
schaftlich immerhin so viel Erfolg, dass ich im zweiten Jahr noch vom CERN aus
in Bonn meine Habilitation abschließen und nach der CERN-Zeit direkt in Bonn