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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2001 — 2002

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2001
DOI Kapitel:
Öffentliche Gesamtsitzung am 27. Oktober 2001 in Hohenheim
DOI Kapitel:
Rede des Präsidenten Gisbert Freiherr zu Putlitz
DOI Artikel:
Mangini, Augusto: Neue Erkenntnisse über natürliche Klimaschwankungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66350#0102
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27. Oktober 2001

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der Arbeitsstelle verwiesen, nämlich Paläoumwelt- Archive (Sedimente, Wasser, Baum-
ringe) in möglichst hoher zeitlicher Auflösung zu datieren und auf diese Weise abrupte
Klimaschwankungen in der Vergangenheit zu untersuchen. Die verwendeten Metho-
den sind radioaktive Datierung, die Elektronenspinresonanzmethode sowie die mas-
senspektrometrischen Analyse der Isotopenzusammensetzung von Kohlenstoff,
Sauerstoff und Wasserstoff. Nicht unterlassen möchte ich an dieser Stelle den Hinweis,
dass Professor Manginis Forschungsergebnisse bezüglich der natürlichen Ursachen
von Klimaschwankungen auch politische Implikationen haben können, insofern sie
durch Extrapolation auf die gegenwärtige Klimaentwicklung nahe legen, dass nicht
jede Erwärmung des Klimas zivilisatorische Hintergründe haben muss.
In diesem Zusammenhang sei auch das weltweit einmalige Labor zum Aufbau von
Baumringchronologien mit Gastsitz an der Universität Hohenheim genannt. Durch
Aneinanderreihen von Baumringen hat es eine Zeitskala von zwölftausend Jahren
lückenlos und absolut aufgebaut. Zwischenzeitig war das Labor in der Gefahr, seine
Arbeitsgrundlage zu verlieren. Durch Aufnahme von Gesprächen mit dem Gastinsti-
tut konnte dieses jedoch verhindert und eine einvernehmliche Zwischenlösung gefun-
den werden. In den nächsten 5 Jahren wird die Akademie aber nur mit Hilfe des Lan-
des eine langfristige Sicherung dieses Baumringarchivs sicherstellen können.
Lassen Sie mich zu guter Letzt auf ein Beispiel für die Anwendung der Grundla-
genforschung eingehen. Herrn Korfmann, Mitglied unserer Kommission für Archäo-
metrie, Leiter eines Ausgrabungsteams in Troia, gelang es in Zusammenarbeit mit der
Arbeitsgruppe „Radiometrische Altersbestimmung von Sedimenten“, den Weg in die
Unterwelt in Troia zu untersuchen und zu datieren. Danach besteht das Kanalsystem
„Kaskaltur“ bereits seit dem dritten vorchristlichen Jahrtausend. Mag die historische
Interpretation der Troianischen Funde auch Anlass zu weitreichender, bisweilen pole-
misch geführter Diskussion geben, an der Korrektheit unserer Datierung ist nicht zu
zweifeln.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich hoffe, Ihnen einen Überblick über die
Forschungsarbeit der Heidelberger Akademie gegeben zu haben. Mein Dank gilt allen
Mitgliedern und Angestellten der Heidelberger Akademie, die den hohen wissen-
schaftlichen Standard unserer Forschung durch ihr Engagement gewährleistet haben.
Ich bitte nun Herrn Professor Mangini, das Wort zu ergreifen.
Herr Augusto Mangini hält einen Vortrag: „Neue Erkenntnisse über natürliche Kli-
maschwankungen “
Die Erde erlebte während des Quartärs, also in ihrer jüngsten Geschichte, eine Abfol-
ge von Eiszeiten und Warmzeiten. In den Eiszeiten wachsen die kontinentalen Glet-
scher an, so dass mehr Wasser auf den Kontinenten in Form von Eis gebunden wird.
Als Folge sinkt der Meeresspiegel auf em Level, das bis zu 120 m tiefer als heute ist.
Der zeitliche Verlauf des Meeresspiegelstandes während der letzten 800.000 Jahre
konnte aus der Sauerstoff-Isotopie in Kalkschalen von Organismen, die auf dem Mee-
resboden lebten, verdeutlicht werden (Abb. 1). Das Verfahren heißt Sauerstoff-Iso-
topen-Stratigraphie von Tiefseesedimenten und wurde 1955 von Emiliani entwickelt.
Es beruht darauf, dass Eis an dem schwereren 18O-Isotop abgereichert ist. Zum Beginn
der Warmzeiten schmilzt das kontinentale Eis und der Meeresspiegel steigt wieder
an.
 
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