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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2001 — 2002

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I. Das Geschäftsjahr 2001
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Gesamtsitzung am 10. Februar 2001
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Sitzung der Math.-net. Klasse am 28. April 2001
DOI article:
Honerkamp, Josef: Datengestützte Modellierung biologischer Systeme
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Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 5. Mai 2001
DOI article:
Schmidt, Jochen: Metamorphosen der Antike in Goethes Werk
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https://doi.org/10.11588/diglit.66350#0048
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5. Mai 2001

59

R. Buttgereit, M. Marth, J. Honerkamp, 2000, Estimation of Distribution Functions in
Light Scattering: The Regularization Method and Bayes' Ansatz, Macromol. Symp.
162, 149-172
Herr Honerkamp sagt zu, ein Manuskript seines Vortrages zur Publikation vorzu-
legen.
Sitzung der Phil.-hist. Klasse
am 5. Mai 2001
Der Sekretär begrüßt vor Eintritt in die Tagesordnung Herrn Paul Kirchhof als neues
Mitglied.
Herr Jochen Schmidt hält einen Vortrag: „Metamorphosen der Antike in Goethes
Werk“
Der Kontrast zwischen der klassizistischen und einer reaktiven, bis weit ins 20. Jahr-
hundert hinein bestimmenden antiklassizistischen Deutung der griechischen Antike
bildet den weiteren Horizont für Goethes Umgang mit der Antike. Sowohl der bio-
graphischen wie der historischen Dimension dieses sich markant verändernden
Umgangs kommt ein besonderer Aussagewert zu. Dem Nebensinn des Begriffs
„Metamorphosen der Antike“, nämlich daß sich antike Werke und Autoren in der
dichterischen Rezeption tiefgreifend verwandeln, gilt nur soweit Aufmerksamkeit, als
er sich mit diesem Erkenntnisinteresse verbindet.
Wie entschieden Goethe einzelne Facetten aus dem weiten Spektrum der antiken
Überlieferung zur literarischen Formung von Lebenssituationen adaptierte, zeigen
mehrere Gedichte, so die „Seefahrt“ (1777), in der er das stoische Repertoire ange-
sichts der neuen, in manchem gefahrvoll erscheinenden Lebenssituation in Weimar
aufruft, so das an Frau von Stein gerichtete Gedicht „Warum gabst du uns die tiefen
Blicke...“, das die ohne sinnliche Erfüllung bleibende Liebesbeziehung verklärt,
indem es Platons idealistische Anamnesis-Lehre in Anspruch nimmt, so die „Römi-
schen Elegien“, die dieses platonisierende Vorstellungsmuster durch das entgegenge-
setzte ablösen, wie es sich während und nach der italienischen Reise herausbildete:
Nun gilt nur noch die „Gegenwart“, der sinnlich erlebte Augenblick nach dem Vor-
bild der römischen Liebeselegie. Zeitenthobenheit in erfüllter Gegenwart wird von
nun an zu einer utopischen Qualität der Antike, mit der sich Goethe für Jahrzehnte
geradezu ein Therapeutikum schafft. Er setzt es auch ein, um sich nach den Erschüt-
terungen der Französischen Revolution aus einer als zerstörerisch empfundenen
Geschichte in einen geschichts/osen Raum ewiger Gegenwart zu retten.
Zum antagonistischen Reflex auf die historische Situation gehört auch die Stilisie-
rung der Antike im Sinne einer umgrenzten, ganzheitlich in sich geschlossenen Welt.
Sie richtet sich gegen das romantische Entgrenzungsverlangen und gegen die moderne
Progression ins horizontlos Unendliche. Im Faust II wird diese Funktionalisierung
der Antike rückschauend bereits reflektiert: Er entwirft eine kompensatorische Dia-
lektik zwischen moderner Fortschrittsdynamik und antikem Daseinsglück, dessen
erfüllte Gegenwärtigkeit für den modernen Menschen eine geradezu erotische Faszi-
nation gewinnt, weil er selbst so ganz anders ist.
 
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