Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2001 — 2002

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2001
DOI Kapitel:
Öffentliche Gesamtsitzung am 27. Oktober 2001 in Hohenheim
DOI Artikel:
Mangini, Augusto: Neue Erkenntnisse über natürliche Klimaschwankungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66350#0107
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
118

Sitzungen

125 und 115 Tausend Jahren fällt und dem Maximum der Juni-Einstrahlung folgt,
muss eine deutliche Erwärmung stattgefunden haben. Unseren Daten zufolge ist die
Ursache die Zunahme des Erdmagnetfeldes.
Auch der Übergang von der letzten Eiszeit ins Holozän fällt synchron mit einer
Zunahme des Erdmagnetfeldes, was sowohl aus dem 10Be als auch aus dem 14C folgt,
während auch hier eine Diskrepanz zwischen dem Einstrahlungsmaximum bei 65°N
und dem Beginn des Meeresspiegelanstiegs auffällt. Der Meeresspiegelanstieg beginnt
19.000 Jahren vor heute, während das Maximum der Einstrahlung bei 65°N etwa 9.000
Jahre später erfolgt.
Zusammenfassend:
Wir beobachten Wachstumsphasen im Oman und in den Alpen koinzident mit den
Maxima des Erdmagnetfeldes. Darüber hinaus zeigen zwei unabhängige Datierungen,
eine aus Oxford an Sedimenten und eine an dem Alpenstalagmiten, dass die 65°N Juni-
Einstrahlungskurve nicht der Antrieb für die rasche Abschmelzphase vor etwa 140.000
Jahren war. Die Abschmelzphase in den Alpen fällt mit einem Maximum des Erdma-
gnetfeldes zusammen.
Ich komme nun zur Ausgangsfrage zurück: Die Tatsache, dass in allen fünf
Abschnitten verstärkten Magnetfeldes während der letzten 200.000 Jahren es in der
Wüste und in den Alpen besonders warm wurde, kann nicht zufällig sein. Somit wei-
sen unsere Archive auf einen Zusammenhang zwischen Magnetfeld und Klima hin.
Der experimentelle Nachweis für diese Prozesse fehlt und die genauen Zusammen-
hänge sind noch nicht bekannt.
Erste Erklärungsansätze sind, dass dieser Zusammenhang über die Ionisierung der
Atmosphäre durch kosmische Strahlen, über die Wolkenbildung, also über die Albe-
do verläuft.
Unser Befund an Stalagmiten aus klimatisch extremen Lokalitäten in Oman und in
den Alpen liefert neue Aspekte und öffnet neue Perspektiven in der Diskussion über
die Entwicklung des Klimas. Man könnte vermuten, dass das Magnetfeld als „Initi-
alzünder“ für Klimaänderungen wirkt, die dann durch die Variabilität der Einstrah-
lung der Sonne auf der nördlichen Hemisphäre (Milankovic-Zyklen) verstärkt wer-
den.
Möglicherweise müssen wir auch für die Zeitskala von 100 Jahren mit stärkeren
natürlichen Schwankungen des Klima rechnen, wenn das Sonnenmagnetfeld variiert.
Einiges von der Erwärmung, die wir zur Zeit beobachten, könnte dann natürlichen
Ursprungs sein. Dies entbindet uns dennoch nicht vor der Verantwortung, die Abga-
be des Treibhausgases CO2 in die Atmosphäre möglichst gering zu halten.
Wir haben diese Diskussion fast ausschließlich anhand von Daten von Baumringen,
Sedimenten und Stalagmiten, die in unserer Forschungsstelle erstellt wurden, geführt.
Diese Daten wurden während der letzten 30 Jahre im Rahmen von Dissertationen aus
Mitteln der Forschungsstelle sowie Drittmitteln gewonnen. Ich danke der Akademie
für ihre großzügige Unterstützung.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften