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Nachrufe
Bronze- und Eisenzeit bildeten auch die Grundlage seiner 1942 an der Freiburger
Universität erfolgten Habilitation im Fach Vor- und Frühgeschichte, für die er 1944
die venia erhielt. Nach seiner Teilnahme am Frankreichfeldzug stellte es für ihn einen
Glücksfall dar, in den Kunstschutzstab des Grafen Wolff Metternich berufen zu wer-
den. Sein Einsatz für die Museen und Sammlungen in Frankreich ist von den Fach-
kollegen des Landes gewürdigt worden. Dadurch war die Grundlage zu einer engen
Verbindung mit der französischen prähistorischen Archäologie auch nach dem Kriegs-
ende gelegt, wie mehrere in französischen Zeitschriften erschienene Aufsätze ein-
drucksvoll belegen. Vor allem eine größere Arbeit über die Urnenfelderkultur hat die
zukünftige Erforschung dieser Epoche in Frankreich entscheidend beeinflußt. Er hatte
es auch verstanden, seine Forschungstätigkeit und seine Arbeiten von ideologischen
Einflüssen, denen das Fach Vor- und Frühgeschichte in dieser Zeit besonders ausge-
setzt war, frei zu halten, wozu sein Kontakt zu den Studienfreunden im Marburger
Seminar sicher beigetragen hat.
Aus französischer Kriegsgefangenschaft kehrte er 1946 nach Freiburg zurück, wo er
an der Universität die Nachfolge der Dozentur seines 1944 bei einem Bombenangriff
umgekommenen Lehrers Georg Kraft antreten konnte. Mit der akademischen Tätig-
keit war auch die Leitung des Landesamtes für Denkmalpflege in Südbaden verbun-
den, die er in den folgenden schwierigen Jahren vom Adelshäuser Kloster aus mit sei-
nen Mitarbeitern unter großem persönlichen Einsatz aufbauen konnte. Er war
bemüht, auch die Ergebnisse aus der Tätigkeit der Bodendenkmalpflege in den Kriegs-
jahren aufzuarbeiten, wie die beiden 1947 und 1951 erschienen Bände der von ihm
wiederbelebten „Badischen Fundberichte“ zeigen. Sein in den Nachbarländern unter
Fachkollegen gewonnenes Ansehen hat dazu beigetragen, der deutschen prähistori-
schen Archäologie in Frankreich, Italien und der Schweiz wieder Anerkennung zu
verschaffen.
Seine endgültige akademische Wirkungsstätte fand er 1955 mit der Berufung als
Ordinarius an das Institut für Vor- und Frühgeschichte der Unversität Tübingen. Der
Lehrstuhl war seit 1953 vakant gewesen und in all den Jahren von Wolfgang Kimmig
von Freiburg aus betreut worden, nachdem der ehemalige Inhaber Kurt Bittel bereits
1951 an die Universität Istanbul zurückgekehrt war, wo er mit Halet Cambel das
Seminar für prähistorische Archäologie begründet hatte und von dieser Position die
Wiedereröffnung der Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts abwarten
konnte. Mit dieser neuen Tätigkeit fiel Wolfgang Kimmig auch die Weiterführung der
von Kurt Bittel und Adolf Rieth 1950 begonnenen Ausgrabung auf dem Sitz eines kel-
tischen Fürsten, der Heuneburg an der oberen Donau, zu. Die zunächst gemeinsam
mit Adolf Rieth und Wolgang Dehn, später unter örtlicher Leitung von Egon Gers-
bach unternommenen Arbeiten stellen bis heute eine der angesehensten und erfolg-
reichsten archäologischen Unternehmungen in Deutschland dar. Sie hat das Bild der
keltischen Kultur nördlich der Alpen mit ihren Beziehungen zur antiken mediterranen
Welt entscheidend geprägt. Als Institutsdirektor hat er schon zu Beginn seiner Amts-
zeit die Einrichtung eines eigenen Lehrstuhls für Urgeschichte unterstützt, der mit der
Besetzung durch Gustav Riek die Ausbildung im Fachgebiet Altsteinzeit fördern soll-
te. Er hat sich auch für eine stärkere Berücksichtigung des an deutschen Universitäten
vernachlässigten Faches Römische Provinzialarchäologie bemüht, das in Tübingen bis
1961 durch Rolf Nierhaus betreut wurde. Seine Liebe galt in erster Linie der Landes-
archäologie, deren Arbeit er während seines 20jährigen Wirkens als Direktor seines
Nachrufe
Bronze- und Eisenzeit bildeten auch die Grundlage seiner 1942 an der Freiburger
Universität erfolgten Habilitation im Fach Vor- und Frühgeschichte, für die er 1944
die venia erhielt. Nach seiner Teilnahme am Frankreichfeldzug stellte es für ihn einen
Glücksfall dar, in den Kunstschutzstab des Grafen Wolff Metternich berufen zu wer-
den. Sein Einsatz für die Museen und Sammlungen in Frankreich ist von den Fach-
kollegen des Landes gewürdigt worden. Dadurch war die Grundlage zu einer engen
Verbindung mit der französischen prähistorischen Archäologie auch nach dem Kriegs-
ende gelegt, wie mehrere in französischen Zeitschriften erschienene Aufsätze ein-
drucksvoll belegen. Vor allem eine größere Arbeit über die Urnenfelderkultur hat die
zukünftige Erforschung dieser Epoche in Frankreich entscheidend beeinflußt. Er hatte
es auch verstanden, seine Forschungstätigkeit und seine Arbeiten von ideologischen
Einflüssen, denen das Fach Vor- und Frühgeschichte in dieser Zeit besonders ausge-
setzt war, frei zu halten, wozu sein Kontakt zu den Studienfreunden im Marburger
Seminar sicher beigetragen hat.
Aus französischer Kriegsgefangenschaft kehrte er 1946 nach Freiburg zurück, wo er
an der Universität die Nachfolge der Dozentur seines 1944 bei einem Bombenangriff
umgekommenen Lehrers Georg Kraft antreten konnte. Mit der akademischen Tätig-
keit war auch die Leitung des Landesamtes für Denkmalpflege in Südbaden verbun-
den, die er in den folgenden schwierigen Jahren vom Adelshäuser Kloster aus mit sei-
nen Mitarbeitern unter großem persönlichen Einsatz aufbauen konnte. Er war
bemüht, auch die Ergebnisse aus der Tätigkeit der Bodendenkmalpflege in den Kriegs-
jahren aufzuarbeiten, wie die beiden 1947 und 1951 erschienen Bände der von ihm
wiederbelebten „Badischen Fundberichte“ zeigen. Sein in den Nachbarländern unter
Fachkollegen gewonnenes Ansehen hat dazu beigetragen, der deutschen prähistori-
schen Archäologie in Frankreich, Italien und der Schweiz wieder Anerkennung zu
verschaffen.
Seine endgültige akademische Wirkungsstätte fand er 1955 mit der Berufung als
Ordinarius an das Institut für Vor- und Frühgeschichte der Unversität Tübingen. Der
Lehrstuhl war seit 1953 vakant gewesen und in all den Jahren von Wolfgang Kimmig
von Freiburg aus betreut worden, nachdem der ehemalige Inhaber Kurt Bittel bereits
1951 an die Universität Istanbul zurückgekehrt war, wo er mit Halet Cambel das
Seminar für prähistorische Archäologie begründet hatte und von dieser Position die
Wiedereröffnung der Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts abwarten
konnte. Mit dieser neuen Tätigkeit fiel Wolfgang Kimmig auch die Weiterführung der
von Kurt Bittel und Adolf Rieth 1950 begonnenen Ausgrabung auf dem Sitz eines kel-
tischen Fürsten, der Heuneburg an der oberen Donau, zu. Die zunächst gemeinsam
mit Adolf Rieth und Wolgang Dehn, später unter örtlicher Leitung von Egon Gers-
bach unternommenen Arbeiten stellen bis heute eine der angesehensten und erfolg-
reichsten archäologischen Unternehmungen in Deutschland dar. Sie hat das Bild der
keltischen Kultur nördlich der Alpen mit ihren Beziehungen zur antiken mediterranen
Welt entscheidend geprägt. Als Institutsdirektor hat er schon zu Beginn seiner Amts-
zeit die Einrichtung eines eigenen Lehrstuhls für Urgeschichte unterstützt, der mit der
Besetzung durch Gustav Riek die Ausbildung im Fachgebiet Altsteinzeit fördern soll-
te. Er hat sich auch für eine stärkere Berücksichtigung des an deutschen Universitäten
vernachlässigten Faches Römische Provinzialarchäologie bemüht, das in Tübingen bis
1961 durch Rolf Nierhaus betreut wurde. Seine Liebe galt in erster Linie der Landes-
archäologie, deren Arbeit er während seines 20jährigen Wirkens als Direktor seines