34 | JAHRESFEIER
Akademien sind prädestiniert für solche Debatten. Sie müssen nur lernen, das, was
sie besser können als andere, bewußter und öffentlichkeitswirksamer zu tun. Auch
wir haben da noch etwas zu lernen.
Zweites Stichwort:
Die wissenschaftlichen Langzeitprojekte der Akademie, die sich so viel öffent-
lichen Spott gefallen lassen müssen, der freilich oft von nichts als Ahnungslosigkeit
zeugt. Ich greife eines heraus, stellvertretend für viele: Das Deutsche Rechtswörter-
buch, das die deutsche Rechtssprache von den germanischen Anfängen bis ins 19.
Jahrhundert aufarbeitet - ganz buchstäblich ein Jahrhundertprojekt, 1897 von der
Preußischen Akademie der Wissenschaften begonnen, seit 1959 in Heidelberg ange-
siedelt. Natürlich könnte ein solches Großvorhaben rascher zum Ziel geführt wer-
den, wenn man ihm die Ressourcen eines Großinstituts zur Verfügung stellte. Aber
die Akademien haben immer mit sehr bescheidenen Mitteln arbeiten müssen. Es ist
nicht fair, das bei der Debatte über Langzeitvorhaben zu verschweigen. Bei näherem
Hinsehen zeigt sich im übrigen, daß auch Vorhaben, deren Wurzeln tief in die Ver-
gangenheit zurückreichen, vollkommen auf der Höhe der Zeit sein können. Das
Deutsche Rechtswörterbuch ist dafür ein gutes Beispiel. Es präsentiert sich vorbild-
lich im Internet. In der jüngsten externen Begutachtung ist das Deutsche Rechts-
wörterbuch „ein Leitprojekt im Bereich des EDV-Einsatzes in der wissenschaftlichen
Lexikographie“ genannt worden. Die Frucht dieser Anstrengung: Das Deutsche
Rechtswörterbuch wird weltweit intensiv genutzt, 4.500 Anfragen täglich werden
vom DRW-Server bearbeitet. Die Ergebnisse unserer Arbeit, heißt das, werden welt-
weit ununterbrochen in Anspruch genommen. Übrigens war die Hilfe der DFG hier
ganz entscheidend.
Drittes Stichwort:
Das Nachwuchsprogramm der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Ich
freue mich, berichten zu können, daß es floriert. Sechs interdisziplinär besetzte
Arbeitsgruppen junger Wissenschaftler sind auf den beiden Themenfeldern „Gehirn
und Geist“ und „Die kulturellen Grundlagen der europäischen Einigung“ am Werk.
Jede hat unter den Akademiemitgliedern einen selbstgewählten Mentor. Wir sehen
unsere Kollegialen erfreulich oft bei den Veranstaltungen der Akademie. Die Hoff-
nung, daß die Akademien — in sehr bescheidenem Rahmen - exemplarisch eigene
Akzente der Nachwuchsförderung setzen könnten, scheint sich zu erfüllen. Wobei
uns die mittelbaren Früchte dieses Programms beinah noch mehr interessieren als die
unmittelbaren Erträge. Wir hoffen, daß sich in den Gruppen ein Habitus des grenz-
überschreitenden wissenschaftlichen Denkens und Arbeitens herausbildet, der nicht
wieder verlorengeht.
Viertes und letztes Stichwort:
Besuch der Akademie im Landtag. Im Januar hat die Akademie in Stuttgart den
Landtag besucht und mit zwei Vorträgen zum höchst aktuellen Thema „Die Zukunft
der Tarifautonomie“, wie ich meine, sehr eindringlich ihre Bereitschaft demonstriert,
sich mit ihrer Expertise auch am Nachdenken über die Zukunftsfragen unserer
Gesellschaft zu beteiligen, nicht nur in den öffentlichen Diskursen, sondern auch im
direkten Gespräch mit der Politik. Die Akademien, ich vermerke das am Rande, sind
Akademien sind prädestiniert für solche Debatten. Sie müssen nur lernen, das, was
sie besser können als andere, bewußter und öffentlichkeitswirksamer zu tun. Auch
wir haben da noch etwas zu lernen.
Zweites Stichwort:
Die wissenschaftlichen Langzeitprojekte der Akademie, die sich so viel öffent-
lichen Spott gefallen lassen müssen, der freilich oft von nichts als Ahnungslosigkeit
zeugt. Ich greife eines heraus, stellvertretend für viele: Das Deutsche Rechtswörter-
buch, das die deutsche Rechtssprache von den germanischen Anfängen bis ins 19.
Jahrhundert aufarbeitet - ganz buchstäblich ein Jahrhundertprojekt, 1897 von der
Preußischen Akademie der Wissenschaften begonnen, seit 1959 in Heidelberg ange-
siedelt. Natürlich könnte ein solches Großvorhaben rascher zum Ziel geführt wer-
den, wenn man ihm die Ressourcen eines Großinstituts zur Verfügung stellte. Aber
die Akademien haben immer mit sehr bescheidenen Mitteln arbeiten müssen. Es ist
nicht fair, das bei der Debatte über Langzeitvorhaben zu verschweigen. Bei näherem
Hinsehen zeigt sich im übrigen, daß auch Vorhaben, deren Wurzeln tief in die Ver-
gangenheit zurückreichen, vollkommen auf der Höhe der Zeit sein können. Das
Deutsche Rechtswörterbuch ist dafür ein gutes Beispiel. Es präsentiert sich vorbild-
lich im Internet. In der jüngsten externen Begutachtung ist das Deutsche Rechts-
wörterbuch „ein Leitprojekt im Bereich des EDV-Einsatzes in der wissenschaftlichen
Lexikographie“ genannt worden. Die Frucht dieser Anstrengung: Das Deutsche
Rechtswörterbuch wird weltweit intensiv genutzt, 4.500 Anfragen täglich werden
vom DRW-Server bearbeitet. Die Ergebnisse unserer Arbeit, heißt das, werden welt-
weit ununterbrochen in Anspruch genommen. Übrigens war die Hilfe der DFG hier
ganz entscheidend.
Drittes Stichwort:
Das Nachwuchsprogramm der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Ich
freue mich, berichten zu können, daß es floriert. Sechs interdisziplinär besetzte
Arbeitsgruppen junger Wissenschaftler sind auf den beiden Themenfeldern „Gehirn
und Geist“ und „Die kulturellen Grundlagen der europäischen Einigung“ am Werk.
Jede hat unter den Akademiemitgliedern einen selbstgewählten Mentor. Wir sehen
unsere Kollegialen erfreulich oft bei den Veranstaltungen der Akademie. Die Hoff-
nung, daß die Akademien — in sehr bescheidenem Rahmen - exemplarisch eigene
Akzente der Nachwuchsförderung setzen könnten, scheint sich zu erfüllen. Wobei
uns die mittelbaren Früchte dieses Programms beinah noch mehr interessieren als die
unmittelbaren Erträge. Wir hoffen, daß sich in den Gruppen ein Habitus des grenz-
überschreitenden wissenschaftlichen Denkens und Arbeitens herausbildet, der nicht
wieder verlorengeht.
Viertes und letztes Stichwort:
Besuch der Akademie im Landtag. Im Januar hat die Akademie in Stuttgart den
Landtag besucht und mit zwei Vorträgen zum höchst aktuellen Thema „Die Zukunft
der Tarifautonomie“, wie ich meine, sehr eindringlich ihre Bereitschaft demonstriert,
sich mit ihrer Expertise auch am Nachdenken über die Zukunftsfragen unserer
Gesellschaft zu beteiligen, nicht nur in den öffentlichen Diskursen, sondern auch im
direkten Gespräch mit der Politik. Die Akademien, ich vermerke das am Rande, sind