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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2004
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Dihle, Albrecht: Helmut Rix (4.7.1926-3.12.2004)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0152
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NACHRUFE

Ehrenvolle Auszeichnungen und Mitgliedschaften stellten sich auf diesem
Berufsweg ein: Vorsitz in der Indogermanischen Gesellschaft, Mitgliedschaft im Isti-
tuto degli Studi Etruschi in Florenz und in der Societe de linguistique in Pans sowie
der DFG-Kommission für Sprachwissenschaft. 1992 wählte ihn unsere Akademie zu
ihrem Mitglied, und 2001 wurde sein Lebenswerk mit dem in Pisa verliehenen Pre-
mio Galileo Galilei gewürdigt.
Das Thema der Dissertation, die altitalische Hydronomie, hatte ihm sein Leh-
rer Hans Krähe gestellt und dabei zu verstehen gegeben, in der Indogermanistik gebe
es eigentlich nicht mehr viel zu tun. Die Arbeit ließ Rix unbefriedigt, doch gab sie
ihm zwei wichtige Anregungen: Sie lenkte seine Aufmerksamkeit auf andere Proble-
me der Namensforschung sowie auf die schwierige Erschließung des Etruskischen.
Dieser Sprache, in der sich die frühesten Familiennamen nachweisen lassen, widme-
te er dann mit viel Erfolg einen beträchtlichen Teil seiner Arbeitskraft, nachdem er
fast zufällig einen einschlägigen Forschungsbericht zugesagt und abgefaßt hatte. Drei
gewichtige Monographien aus den Jahren 1953, 1963 und 1992 enthalten neben
vielen Aufsätzen und Rezensionen die Resultate dieser Studien. Rix’ Vertrautheit
mit den übrigen, vorwiegend indogermanischen Sprachen Altitaliens, denen, wie er
einmal schrieb, seine besondere Liebe galt, gaben seiner Deutung der Erscheinungen
des durch keine Verwandtschaft mit anderen Sprachen erhellten Etruskischen einen
wertvollen Hintergrund. Es gelang ihm, das Verständnis der Sprache dieses im altita-
lischen Kontext einzigartigen Volkes entscheidend zu fördern, und in ständigem Aus-
tausch - vor allem mit italienischen Kollegen — wurde er in der Etruskologie zur
international anerkannten Autorität.
Die Allgemeine Sprachwissenschaft gewann im Laufe des 20. Jahrhunderts stei-
genden Einfluß. Ihre ständig verfeinerten Methoden zur Beschreibung und Analyse
lebender Sprachen, das nicht nur auf die Strukturen, sondern auch auf die Funktio-
nen der Sprache gerichtete Augenmerk und die Frage nach der Möglichkeit sprach-
licher Generalia drängten die historische Betrachtungsweise der Indogermanistik
vielerorts in den Hintergrund, und die nunmehr entstehenden, schnell wechselnden
Theorien fanden Eingang besonders in die neuphilologischen Fächer. Mit anderen
Mitstreitern gebührt Rix das Verdienst, Methoden und Einsichten aus dieser Lingui-
stik in die Indogermanistik eingeführt und damit der historisch orientierten Sprach-
forschung gesteigerte Genauigkeit und neue Aspekte gegeben zu haben. In seiner
Regensburger und Freiburger Lehrtätigkeit vertrat er neben der Indogermanistik
auch die Allgemeine Sprachwissenschaft. Besondere Bedeutung gewann für ihn
dabei der intensive Gedankenaustausch mit Karl Hoffmann während der Jahre als
Erlanger Privatdozent.
Die erneuerte Indogermanistik läßt sich in zahlreichen Monographien, Aufsät-
zen und Rezensionen erkennen, die Rix zu Problemen verschiedenster Sprachen
veröffentlichte. Zwei seien hier hervorgehoben. In der meisterhaften, ebenso konzi-
sen wie umfassenden Darstellung der Laut- und Formenlehre des Griechischen
(1976) erfahren durch die sog. Laryngaltheorie, die sich inzwischen in der Indoger-
manistik weitgehend durchgesetzt hat, Entwicklungen im Lautsystem eine sinnvolle
Erklärung. Ein anderes Beispiel erfolgreicher Verknüpfung traditioneller und neuer
 
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