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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2004
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Nachrufe
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Ahlrichs, Reinhart: Ernst-Ulrich Franck (2.8.1920-21.12.2004)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0156
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168 | NACHRUFE

eigenen Erfahrungen und sein Wissen gestaltend zum Wohle der Wissenschaft dienst-
bar zu machen.
Das ist besonders sichtbar in seinem Wirken in Karlsruhe, mit dem er die
Fakultät für Chemie maßgebend gestaltete und deren hohen Stand in den 70er und
80er Jahren begründete. Sem Einfluss ist in den Berufungen von Gerhard Fritz,
Anorganische Chemie, und Hans Musso, Organische Chemie, zu spüren, wie auch
dem Ausbau des Instituts für Physikalische Chemie mit den Berufungen von Ger-
hard Hertz, Ulrich Schindewolf und der Etablierung der Theoretischen Chemie.
Ich möchte diesen Nachruf mit einigen persönlichen Anmerkungen
beschließen. Seine fordernde, großzügige und weltmännische Art, die Lob und in
sehr diskreter Form auch Tadel einschloss, hat es mir als jüngerem Kollegen sehr
erleichtert, in Karlsruhe heimisch zu werden. Typisch für tiefes Verständnis, Weitblick,
Einsicht in das Nötige und Durchsetzungsvermögen sind folgenden Episoden. Als
ich ihm einmal zum Geburtstag gratulierte, fragte er, ob ich Mitglied der Bunsenge-
sellschaft sei, was ich etwas verlegen verneinen musste (junge Leute hielten damals
wenig von Vereinen). „Sie können mir ein Geburtstagsgeschenk machen und Mit-
glied werden“. Der Wunsch wurde erfüllt. Von einer Japanreise zurückgekehrt, ca.
1981, kam er in mein Dienstzimmer und fragte: „Haben Sie einen Computer zu
Hause?“. Ich verneinte mit einigen bissigen Anmerkungen. Seine sachliche Antwort:
„Ich habe in Japan gesehen, was und wie viel die Kinder dort mit Computern
machen. Das ist wichtig. Sie sollten sich das überlegen.“ Es war kurz vor Weihnach-
ten, ich überlegte und kaufte einen C64, der dann wesentlichen Anteil an der Bil-
dung und Ausbildung der Kinder hatte. Schließlich eine Begebenheit aus der DFG,
die ich mehrfach erzählt bekam, für die ich mich aber nicht verbürgen kann. Im
Großgeräteausschuss wurde ein Antrag zum Missvergnügen von Herrn Franck
mehrheitlich abgelehnt. Gegen Ende der Sitzung, einige Mitglieder waren schon
abgereist, schlug er vor, diesen Antrag nochmals zu überdenken — und das erste
Votum wurde revidiert.
Ernst-Ulrich Franck war eine beeindruckende Persönlichkeit, er verband han-
seatische Zurückhaltung mit großem menschlichen Verständnis, einem feinen
Humor, wissenschaftlicher Kreativität und einem klaren Urteilsvermögen.

REINHART AHLRICHS
 
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