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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Das WIN-Kolleg
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1. Forschungsschwerpunkt: Gehirn und Geist: Physische und psychische Funktionen des Gehirns
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https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0246
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258 | FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES

Gehirns ermöglicht die Methode der Magnetresonanz-Spektroskopie (MRS) Anteile
des Hirnstoffwechsels in-vivo zu beobachten.
Mit einer ^-Multislice-MRS-Sequenz (MRSI) wurde eine Vielzahl dieser
Schlüsselregionen der Emotionsverarbeitung in einem Messdurchgang untersucht.
Darüber hinaus wurde, auf der Grundlage einer 3D-Volumenaufnahme, em Grup-
penvergleich von Patienten und Probanden mittels einer voxelbasierten Morphome-
trie (VBM) durchgeführt.
Untersucht wurden Patienten, die wegen einer Depression stationär am ZI
behandelt wurden, sowie nach Alter und Geschlecht parallelisierte Probanden. Alle
Studienteilnehmer wurden neuropsychologisch getestet, um den Einfluss eventuel-
ler kognitiver Defizite zu kontrollieren. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Unter-
suchung des Gedächtnisses und der Aufmerksamkeit. Bei keinem der Patienten
konnte eine pathologische Veränderung der Leistungen festgestellt werden. Insgesamt
gibt es jedoch einzelne Bereiche, in denen die Patienten schlechtere Leistungen zei-
gen als die Probanden. Inwieweit dies auf Medikamenteneffekte zurückzuführen ist,
ist ungeklärt.
Bei der volumetrischen Untersuchung des Gehirns zeigte sich bei den Patien-
ten im medial-frontalen Bereich ein größeres Volumen an Liquor, analog dazu haben
die Probanden ein signifikant größeres Volumen an grauer Substanz im Gyrus fron-
talis medialis. Weiterhin fanden sich Unterschiede in der grauen Substanz im Bereich
der Amygdala/Hippokampusformation, hier zeigen die Patienten gegenüber den
Probanden eine Volumenverminderung mit einer stärkeren Ausprägung auf der lin-
ken Seite. Beide Regionen sind besonders interessant in Bezug auf Emotionsverar-
beitung. Beim Vergleich der weißen Substanz zeigt sich in den hinteren Anteilen der
Capsula interna für die Probanden em größeres Volumen.
Die Auswertung der MRSI-Messung ergab signifikante Unterschiede zwi-
schen Patienten und Probanden in zwei der untersuchten Regionen im Signal der
cholinhaltigen Metaboliten (Ch). Zum einen war das Ch-Signal im Hippokampus
alterskorrigiert vermindert. Dieser Befund repliziert unsere früheren Befunde einer
altersabhängigen Veränderung des Ch-Signals im Hippokampus und eines ernied-
rigten Ch-Signals bei depressiven Patienten in dieser Region (Ende 2000). Darüber
hinaus zeigte sich, dass sich das Ch-Signal des linken Hippokampus mit zunehmen-
der Schwere der Depressionen noch weiter verminderte. Zum anderen fand sich ein
erhöhtes Ch-Signal in den Basalganglien, speziell im Putamen, depressiver Patienten.
Speziell der Hippokampus ist Fokus vieler Hypothesen, die sich mit der Auswirkung
von Stress auf das Gehirn befassen. Ein reduziertes Ch-Signal im Hippokampus
könnte mit einer verminderten serotonergen Neurotransmission und auch mit einer
beeinträchtigten Neurogenese bzw. Synaptogenese Zusammenhängen. Weitere
Befunde einer funktionellen MRT-Studie weisen auf eine stärkere Verbindung des
linken Hippokampus mit der Stärke der Depression hin.
Andere Gruppen fanden funktionelle und strukturelle Abweichungen, die im
Zusammenhang mit einer depressiven Erkrankung stehen und auch die Basalganglien
betreffen. Mit einem erhöhten Risiko einer Depression werden Störungen des lim-
bisch-kortikalen-striatalen-pallidalen-thalainischen Kreises (LCSPT circuit) in Ver-
 
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