Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015
— 2016
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0037
DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2015
DOI Kapitel:II. Wissenschaftliche Vorträge
DOI Artikel:Holzinger, Katharina: Traditionale Governance in Afrika: Konflikte in Uganda, Kenia, Namibia und Tansania
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0037
- Umschlag
- Schmutztitel
- Titelblatt
- 5-10 Inhaltsverzeichnis
- 11-150 A. Das akademische Jahr 2015
-
151-239
B. Die Forschungsvorhaben
- 151-152 I. Forschungsvorhaben und Arbeitsstellenleiter (Übersicht)
-
153-239
II. Tätigkeitsberichte (chronologisch)
- 153-156 1. Deutsche Inschriften des Mittelalters
- 156-159 2. Wörterbuch der altgaskognischen Urkundensprache (DAG)
- 159-164 3. Deutsches Rechtswörterbuch
- 165-167 4. Martin Bucers Deutsche Schriften ´
- 167-169 5. Goethe-Wörterbuch (Tübingen)
- 169-172 6. Melanchthon-Briefwechsel
- 172-175 7. Altfranzösisches etymologisches Wörterbuch (DEAF)
- 175-180 8. Epigraphische Datenbank römischer Inschriften
- 181-183 9. Evangelische Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts
- 184-188 10. Edition literarischer Keilschrifttexte aus Assur
- 188-193 11. Buddhistische Steininschriften in Nordchina
- 194-196 12. Geschichte der südwestdeutschen Hofmusik im 18. Jahrhundert (Schwetzingen)
- 196-206 13. The Role of Culture in Early Expansions of Humans (Frankfurt/Tübingen)
- 206-211 14. Nietzsche-Kommentar (Freiburg)
- 211-215 15. Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle
- 215-222 16. Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens (Tübingen)
- 222-226 17. Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Freiburg)
- 226-230 18. Kommentierung und Gesamtedition der Werke von Karl Jaspers sowie Edition der Briefe und des Nachlasses in Auswahl
- 231-234 19. Historisch-philologischer Kommentar zur Chronik des Johannes Malalas (Tübingen)
- 234-239 20. Religions- und rechtsgeschichtliche Quellen des vormodernen Nepal
-
241-315
C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
- 241-250 I. Die Preisträger
-
251-308
II. Das WIN-Kolleg
- 251-253 Aufgaben und Ziele des WIN-Kollegs
- 254 Verzeichnis der WIN-Kollegiaten
- 256-263 Fünfter Forschungsschwerpunkt „Neue Wege der Verflechtung von Natur- und Geisteswissenschaften“
-
264-
Sechster Forschungsschwerpunkt „Messen und Verstehen der Welt durch die Wissenschaft“
- 264-265 3. Analyzing, Measuring and Forecasting Financial Risks by means of High-Frequency Data
- 266-270 4. Das menschliche Spiegelneuronensystem: Wie erfassen wir, was wir nicht messen können?
- 270-271 5. Geld, Gunst und Gnade. Die Monetarisierung der Politik im 12. und 13. Jahrhundert
- 271-274 6. Neogeographie einer Digitalen Erde: Geo-Informatik als methodische Brücke in der interdisziplinären Naturgefahrenanalyse (NEOHAZ)
- 274-277 7. Quantifizierung und Operationalisierung der Verhältnismäßigkeit von internationalen und interlokalen Sanktionen
- 278-283 8. Regulierung neuer Herausforderungen in den Naturwissenschaften – Datenschutz und Datenaustausch in der transnationalen genetischen Forschung
- 284-287 9. Der digital turn in den Altertumswissenschaften: Wahrnehmung – Dokumentation – Reflexion
- 288-291 10. Juristisches Referenzkorpus (JuReKo) – Computergestützte Zugänge zu Sprache und Dogmatik des Rechts
- 291-294 11. Die Vermessung der Welt. Religiöse Deutung und empirische Quantifizierung im mittelalterlichen Europa
- 294-297 12. Wissen(schaft), Zahl und Macht. Zeitgenössische Politik zwischen Rationalisierung und Zahlenhörigkeit
- 298-301 13. Thermischer Komfort und Schmerz: Reflexionen zur Methodik und deren Auswirkungen
- 301-304 14. Charakterisierung von durchströmten Gefäßen und der Hämodynamik mittels modell- und simulationsbasierter Fluss-MRI (CFD-MRI)
- 304-307 15. Zählen und Erzählen. Spielräume und Korrelationen quantitativer und qualitativer Welterschließung
- 307-308 16. Metaphern und Modelle – Zur Übersetzung von Wissen in Verstehen
-
309-315
III. Akademiekonferenzen
- 317-386 D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe und Mitglieder
- 387-392 E. Anhang
- 393-401 Personenregister
- Umschlag
Katharina Holzinger
Autonomie oder einen föderalen Status für sein Königreich erreichen möchte.
Konflikte um dieses Thema haben im letzten Jahrzehnt mehrfach Todesopfer
gefordert und enthalten einigen Sprengstoff für Uganda.
- Konflikte zwischen traditionellen Gruppen finden sich als ethnische Konflikte
in vielen afrikanischen Staaten, ihre Verbindung zu den TPI ist aber unklar. Das
gilt auch für Kenia, wo viele Interviewpartner eine Rolle der elders bei den Ge-
waltausbrüchen zwischen den Kikuyu und den Luo anlässlich der Wahlen 2008
ansprachen, eine eindeutige kausale Verknüpfung aber nicht belegbar ist.
- Konflikte innerhalb der Gemeinschaften prägen sich vor allem als Sukzessions-
konflikte aus. Umstritten ist regelmäßig die Nachfolge im Amt des chiefs oder
Königs. Dies wurde besonders deutlich in Nambia, wo sich mit dem Amt die
staatliche Anerkennung, ein Sitz im Council of Traditionell Authorities und Remu-
neration verbindet.
- Keine Anzeichen für politische Konflikte fanden wir in Tansania. Eine aktive
Politik der ethnischen Durchmischung und nationalen Einheit hat die soziale
Bedeutung der TPI fast beseitigt. Sie wurden 1969 per Gesetz offiziell abge-
schafft. Chiefs wurden gezielt assimiliert durch Berufung in lokale oder regio-
nale staatliche Ämter, um den Verlust eines rechtlichen Status durch persönliche
Macht auszugleichen.
Es ist nicht einfach, aus vier Fällen allgemeine Folgerungen zu ziehen. Aus un-
serem Design lassen sich aber zwei Hypothesen für die weitere Forschung ab-
leiten:
1) Wenn die soziale Signifikanz der TPI niedrig ist, sind keine Konflikte zu erwar-
ten.
2) Wenn die soziale Signifikanz der TPI hoch ist, ist der Rechtsstatus bedeutend:
bei hoher Rechtsintegration sind keine schärferen Konflikte zu erwarten; bei
niedriger Rechtsintegration sind Konflikte eher wahrscheinlich.
In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Koselleck-
Projekt „Traditionale Governance und moderne Staatlichkeit“ wollen wir die For-
schung auf eine breitere Grundlage stellen. Wir arbeiten derzeit an der weltweiten
Erfassung des rechtlichen Status der TPI sowie der Erhebung der wahrgenom-
menen politischen Bedeutung und der inneren Organisation der TPI durch ein
Umfrageinstrument. Diese Daten werden dann erlauben, quantitative Analysen zu
den Effekten der TPI und ihrer Integration auf innere Konflikte, Demokratie und
Entwicklung durchzuführen.
37
Autonomie oder einen föderalen Status für sein Königreich erreichen möchte.
Konflikte um dieses Thema haben im letzten Jahrzehnt mehrfach Todesopfer
gefordert und enthalten einigen Sprengstoff für Uganda.
- Konflikte zwischen traditionellen Gruppen finden sich als ethnische Konflikte
in vielen afrikanischen Staaten, ihre Verbindung zu den TPI ist aber unklar. Das
gilt auch für Kenia, wo viele Interviewpartner eine Rolle der elders bei den Ge-
waltausbrüchen zwischen den Kikuyu und den Luo anlässlich der Wahlen 2008
ansprachen, eine eindeutige kausale Verknüpfung aber nicht belegbar ist.
- Konflikte innerhalb der Gemeinschaften prägen sich vor allem als Sukzessions-
konflikte aus. Umstritten ist regelmäßig die Nachfolge im Amt des chiefs oder
Königs. Dies wurde besonders deutlich in Nambia, wo sich mit dem Amt die
staatliche Anerkennung, ein Sitz im Council of Traditionell Authorities und Remu-
neration verbindet.
- Keine Anzeichen für politische Konflikte fanden wir in Tansania. Eine aktive
Politik der ethnischen Durchmischung und nationalen Einheit hat die soziale
Bedeutung der TPI fast beseitigt. Sie wurden 1969 per Gesetz offiziell abge-
schafft. Chiefs wurden gezielt assimiliert durch Berufung in lokale oder regio-
nale staatliche Ämter, um den Verlust eines rechtlichen Status durch persönliche
Macht auszugleichen.
Es ist nicht einfach, aus vier Fällen allgemeine Folgerungen zu ziehen. Aus un-
serem Design lassen sich aber zwei Hypothesen für die weitere Forschung ab-
leiten:
1) Wenn die soziale Signifikanz der TPI niedrig ist, sind keine Konflikte zu erwar-
ten.
2) Wenn die soziale Signifikanz der TPI hoch ist, ist der Rechtsstatus bedeutend:
bei hoher Rechtsintegration sind keine schärferen Konflikte zu erwarten; bei
niedriger Rechtsintegration sind Konflikte eher wahrscheinlich.
In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Koselleck-
Projekt „Traditionale Governance und moderne Staatlichkeit“ wollen wir die For-
schung auf eine breitere Grundlage stellen. Wir arbeiten derzeit an der weltweiten
Erfassung des rechtlichen Status der TPI sowie der Erhebung der wahrgenom-
menen politischen Bedeutung und der inneren Organisation der TPI durch ein
Umfrageinstrument. Diese Daten werden dann erlauben, quantitative Analysen zu
den Effekten der TPI und ihrer Integration auf innere Konflikte, Demokratie und
Entwicklung durchzuführen.
37