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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015 — 2016

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2015
DOI Kapitel:
II. Wissenschaftliche Vorträge
DOI Artikel:
Holzinger, Katharina: Traditionale Governance in Afrika: Konflikte in Uganda, Kenia, Namibia und Tansania
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0037
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Katharina Holzinger

Autonomie oder einen föderalen Status für sein Königreich erreichen möchte.
Konflikte um dieses Thema haben im letzten Jahrzehnt mehrfach Todesopfer
gefordert und enthalten einigen Sprengstoff für Uganda.
- Konflikte zwischen traditionellen Gruppen finden sich als ethnische Konflikte
in vielen afrikanischen Staaten, ihre Verbindung zu den TPI ist aber unklar. Das
gilt auch für Kenia, wo viele Interviewpartner eine Rolle der elders bei den Ge-
waltausbrüchen zwischen den Kikuyu und den Luo anlässlich der Wahlen 2008
ansprachen, eine eindeutige kausale Verknüpfung aber nicht belegbar ist.
- Konflikte innerhalb der Gemeinschaften prägen sich vor allem als Sukzessions-
konflikte aus. Umstritten ist regelmäßig die Nachfolge im Amt des chiefs oder
Königs. Dies wurde besonders deutlich in Nambia, wo sich mit dem Amt die
staatliche Anerkennung, ein Sitz im Council of Traditionell Authorities und Remu-
neration verbindet.
- Keine Anzeichen für politische Konflikte fanden wir in Tansania. Eine aktive
Politik der ethnischen Durchmischung und nationalen Einheit hat die soziale
Bedeutung der TPI fast beseitigt. Sie wurden 1969 per Gesetz offiziell abge-
schafft. Chiefs wurden gezielt assimiliert durch Berufung in lokale oder regio-
nale staatliche Ämter, um den Verlust eines rechtlichen Status durch persönliche
Macht auszugleichen.
Es ist nicht einfach, aus vier Fällen allgemeine Folgerungen zu ziehen. Aus un-
serem Design lassen sich aber zwei Hypothesen für die weitere Forschung ab-
leiten:
1) Wenn die soziale Signifikanz der TPI niedrig ist, sind keine Konflikte zu erwar-
ten.
2) Wenn die soziale Signifikanz der TPI hoch ist, ist der Rechtsstatus bedeutend:
bei hoher Rechtsintegration sind keine schärferen Konflikte zu erwarten; bei
niedriger Rechtsintegration sind Konflikte eher wahrscheinlich.
In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Koselleck-
Projekt „Traditionale Governance und moderne Staatlichkeit“ wollen wir die For-
schung auf eine breitere Grundlage stellen. Wir arbeiten derzeit an der weltweiten
Erfassung des rechtlichen Status der TPI sowie der Erhebung der wahrgenom-
menen politischen Bedeutung und der inneren Organisation der TPI durch ein
Umfrageinstrument. Diese Daten werden dann erlauben, quantitative Analysen zu
den Effekten der TPI und ihrer Integration auf innere Konflikte, Demokratie und
Entwicklung durchzuführen.

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