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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0053
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Dyener des worttes

Luterisch faction

B 3 a

nammen [Ps 54,3] und nit in dem meinen. Aber doch so ist unser berüff
von Gott, die wir hye und anderswo die lautere schrifft mit unwillen
deiner kirchen predigen, das Evangelion Gottes von Jhesu Christo
unserem heyland, das dein Kirch (dann ich acht, die sey dein kirch, die
du wider uns wilt verfechten, dann wider die christlich Kirch, deren 5
dyener wir seind, haben wir nichts) lange zeyt under die füssz tretten
hat, wider herfür zubringen. Nennen uns deshalb dyener des worts
Gottes, dyener Jhesu Christi und seiner Kirchen, und das aber von
gnaden wegen Gottes und seiner berüffung. Unsers thüns halb geben
wir uns dar für arme, eilende, unwissende leüt, denen du so vil un- 10
wissens und arges nit zumessen magst, wir finden leyder noch vil mer
in unserm fleysch und natur, in der dann auch der so heylig Paulus
nichts guts fand 17. Was guts an uns ist, ist lauter gnad Gottes. Darumb
sey auch sein nam gebenedyet und nit der unser.

Der Luterischen faction 18 beschemmen wir uns nit. dann wir ver- 15
ston, das du meynest die, so der leer anhengig seind, die M. Luther
bißhär in seinen schrifften gelert hat. Seitenmal ich dann syh und
gewissz bin, das dieselbig leer nitt des Luthers, sonder gewisszlich
Gottes ist, da trotz dir, Treger, und deiner gantzen kirchen, das ir anders
beybringent. So versteh ich Lutherisch faction für das Christlich 20
heüfflin der erwölten, die als rechte schäflin Christi allein sein, irs
einigen hyrtens, stymm hören wöllen 19. Wer wol billich, sye wurden die
Christlich faction, wie sye auch ist, geheyssen, dann wir nit den worten
des Luthers, sonder Christi anhangen. Aber dieweil er uns des hohen
nammens unwürdig achtet, als wir auch unsers verdyensts halb seind, 25
und will uns nur Lutherisch heyssen, soll es uns ye nit hoch bekümmern,
so wir wissen, das Christus den Luther ym also zu einem usserwölten
fassz erwölt hat und seinen heyligen nammen uns armen verlassenen
Teütschen, die wir als ein unzeitige geburt mögen geacht werden 20,
durch yn lassen verkündigt werden. Hat unser Herr und heyland sich 30
sein nit beschämpt zu einem Apostel, wöllen wir uns auch lassen leicht
sein, ob uns schon du und deinsgleichen die Lutherische faction heyssen.
dann wir doch ver-|ston die faction, die Luther nit ym sonder Christo
durch das wort Gottes samlet. Aber dann wöllen wir uns des Luthers

17. Ro 7,8.

18. Über B.s Verhältnis zu Luther vgl. bes. die Untersuchung von H.Strohl:
Bucer interprete de Luther. In: Revue d’histoire et de Philosophie religieuses, XIX,
1939, S. 223-261. Außerdem sei auf die Einleitung zu Das ym selbs ... verwiesen
(Bd. I, S. 35 ff.). Unten, S. 85, Z. 34 ff., gibt B. ausdrücklich den reformatorischen
Grundsatz sola scriptura als den Grund an, weshalb man die reformatorische Bewegung
mit dem Schimpfwort »lutherische Ketzer« abtun wolle.

19. Jo 10,3 ff.

20. Vgl. 1 Cor 15,8.
 
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