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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0059
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

dulden und underweisen, wie uns der senfftmütig Paulus lernet Roma,
xv. [1 ff.] und Gala. vi. [1 ff.] und garnach 43 in allen seinen Epistelen. Aber
Christliche scherpffe der gegen den wölffen, hunden, bösem vyh, bösen arbeytern, widerspenn-
straff stigen, unnützen schwetzern, verfürern und dergleichen wie Christus

und sein ußerwölt fassz Paulus an vil orten sye nennen und schelten, 5
soll man auch handlen wie Christus und seine Aposteln gehandelt und
auch gelernet haben zu handlen, nammlich sye scharpff straffen und ynen
predigen nit ir lob, sonder bessert eüch, ir seyt nichts wert, weh, weh
eüch gleißnern, eüch falschen propheten, teüffelßkindern voll aller list
und schalckheit, feind der gerechtigkeit, schlangen und notterngezücht, 10
verrätern, mördern, gottslestern, die ir dem heyligen geist allzeyt
widerstanden habt.

Diße und dergleichen titel haben die sänfftmütigen, Christus, sein
Teüffer und Aposteln, den widerfechtern der gesunden lere geben und
haben darumb an worer senfftmut und demut nichts nachgelassen. 15
Deßhalb du, Treger, zuvor hettest müssen darthun und beweren, das
wir in eygner sachen yemant hetten gescholten und geschmähet und
christlicher sänfftmut vergessen, und das die, gegen denen von uns
mit scherpffe der wort gehandelt würt, nitt seyen Apostel des Antichrists
und feind des Evangelii, ee du uns durch gemelte wort Christi hettest 20
billich straffen mögen und des unrechten bezeügen. Das würstu aber
noch lang wol lassen anston. Darumb du unzeytigs fürwerffens diße
ort der schrifft uns fürgeworffen hast. Dann freylich, so wir von Christo
recht senfftmut lerneten, würden wir offtmals etwas scherpffers gegen
dir und deinsgleichen schreiben und predigen. 25

Dergleichen kunst zeygstu an auch mit dem andern ort: »Benedyent,
denen, die eüch vermaledeyen« [Lc 6,28]. Es laut ye nit: »benedeyent denen,
die Christum, sein heyliges Evangelion und alle gottseligen vermale-
deyen«, sonder: »die eüch u maledeyen«. Deßhalb dir aber von nöten würt
C 1 b sein, wilt | du uns verdammen, das du vor beweisest, das die, so wir 30
scharpff antasten, es sey in predigen oder schreiben, nit Gott und sein
heyliges wort, sonder allein uns vermaledeyen. Du redest uns zumal
übel, schylttest uns Jauffbuben 44, Trosser, die allerleichtfertigsten, un-
bestendigsten leüt, die wir unsere muter die christlich v Kirch unver-
schammpt anbellen und widerfechten, die wir die ergeste ketzerey 35
ynfüren, so ye uff erden kummen und des dings ist kein end. So wir
deßhalb bewegt, dich widerschülten ein abtrinnigen Christen, ein feind
des worts Gottes, ein offentlichen hurer, eebrecher, seelmörder und
dergleichen, so möchtest du uns gemelte sprüch entgegenwerffen. So

u) doppelt im Original. - v) der christlichen.
43. Beinahe. 44. Possenreißer.
 
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