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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0069
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

lisch dapfferkeit. Ich wolle, so unser handel ist vom glauben und christ-
lichem leben, das du mitt ernst und worheit handeltest.Also sey auch
der fünfft punct verantwortet, der dir dann auch noch zubeweren über-
bleibt.

Antwort uff den sechsten Artickel des Sendtbrieffs. 5

Zum sechsten schreibstu, du habest deine Paradoxa, das ist Wunderreden
oder sprüch, übertreffend gemeynen verstandt, wie du sye wilt teütschet
haben, »tumultuarie« ans liecht geben, das ist, dem latin nach: »mitt
ungerüster eyl«. mit welchen du wilt anzeygt haben unsere, die du
zauberet heissest, argenlist, renck und trug, mitt denen wir wider den 10
glauben fechten und das arm Gemeyn volck verfüren. und under-
würffest dich und deine schrifft in dißem der überheyligen kirchen.
Lieber Treger, von welchem Christo hastu aber diße sänfftmut gelernet?

Du schyltest uns zauberer, arglistig, betrüglich, verfürer des ellenden
D2a unerfarenen ge-|meynen volcks und wilt doch weder uns, noch dem- 15
selbigen ellenden unerfarnen volck offentlich oder in Sonderheit an-
zeygen, in welchen stücken, und das uß der schrifft uns beweisen. Sorgst
deiner eeren, die, so man dir den syg nit zuschribe, dadurch möchte ver-
kleinert werden, so du soltest gern verlust leiden aller deiner eeren, so
dir deiner hohen kunst halb gepüren möchte, ja auch leibs und lebens, 20
das du nur ein selen möchtest uß unserm schädlichen irrthumb wider
zu deiner worheit bringen. Welchen wolt doch nicht argwänig beduncken,
das du deiner worheit nitt me vertrawen darfft, dann das sye vor unseren
lugen, als du schreiben darfft nit solte beston mögen? Frylich woltest
du der überheyligen christlichen kirchen glyd und genoß sein, du 25
müstest uns vor und ee du uns so schändtlich ußschriebest, wie Christus
seinen jüngern und kirchen befolhen, des irrthumbs und grossens übels
überzeügt haben75. Das hastu nit thon und wilt es noch nit thun, dann
vor denen, die uns vorlangest verdampt haben, als do ist das genant
geistlich gesünd, und dennest auch nit vor denen, so hye seind, das doch 30
die armen burger von uns, als du sagst, verfürt möchten zuhören.

Aber sag uns doch, welche werden die unpartheyschen sein, vor
denen du mit uns zu verhör und gespräch vom glauben kummen wilt ?
Soll es der Römisch hoff, hohen Schulen, Pfaffen und Münch sein?

Partheyisch richter Die seind alle eben die parthey, wider die, so das wort Gottes ist, wir 35
handlen müssen, dann sye mit irem thun auch wider das wort Gottes
handlen und nitt allein wider das, sonder auch wider ire eygen satzung.
Nach gewalt und zeitlichem gut trachten sye, so sye solten yedermann
dyenen. das Gotts wort solten die grössten am meysten predigen wie
die Aposteln, so verfolgen sye es. Der hauff hat alle Propheten und 40

75. Vgl. Mt 18,15ff.
 
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