HANDEL MIT CUNRAT TREGER 65
Christum selb, mit allen, die Christo zugehört haben, ye verfolget. Liß
all propheten, Evangelien und Apostel schrifften. Darumb ye kein wun-
der, dieweil eben die frücht, so jhene brachten, bey solchen bescheinen
geytz, hohmut und was mer Paulus ii. Timo. iii. [2ff.] erzelet, das es
5 eben auch solch bäum seyen. Welche dann wir wolten dargeben und
die wir auch durch die frücht mögen als frumm, worhafftig, gotts-
förchtig leüt erweisen, so under denen, die eüch vilicht zu richtern
gefyelen, nit wenig offentliche eebrecher, hurer, sauffer, tyrannen er-
funden werden, und irs nitt leücken könden noch mögen, so müssen sye,
10 dieselbigen gottsförchtigen frummen leüt, verfürt sein und partheyisch.
Mit der weiß müssen wir zuletst der sach fur den Türcken für kummen,
wie Athanasius und Arius vor dem Probo, keyßerlichem Amptman, der
noch ein Heyd war 75 a. | Dann ein yeder, der sich Christen berümet, glaubet
endtweders blosser schrifft oder nitt, sonder will dabey haben mensch-
15 lich satzung. Ist er der ersten meynung, so ist er dir partheysch. ist er
der andern, so ist er uns partheysch.
Aber es dörfft des alles nit, lieber Treger, werest du ein glyd christ-
licher Kirchen, wie ich gesagt hab, und underwürffest dich derselbigen
in der warheit, so würdestu den geist Gottes nit verachten, der durch
20 Petrum also spricht: Seyent aber allzeit urbüttig zur verantwortung yeder man,
der grundt fordert der hoffnung, die in eüch ist, und das mit senfftmütigkeit und
forcht i. Pet. iii. [15f.], und würdest nit ansehen, wer partheysch sey oder
nit. ja dester fleissiger, so vil mer du etwar für argwänig und partheysch
hyeltest, würdestu zur antwort bereyt und urbüttig dich finden lassen und
25 allweg deiner warheit mer vertrawen, dann das du dich vor den lügen
scheühen soltest, wie vil oder gwältig joch solcher anhengig weren.
Nemmlich an orten und enden, do man solchs an dich begert und dir
frey sicher strack geleyt zusagt. O wölte der allmechtig Gott, das uns
solcher massen unsers glaubens grundt und ursach zu geben, erforderten
30 alle, so wider uns yetzt gebyeten und fechten. Dann es ye ein schwache
hesszliche worheit sein mussz, die sich nit darff sehen lassen, do man ir
so hertzlich begert und alle sicherheit zuseyt. So ist es auch ein unchrist-
lich gemüt, so diß zu thun gott gebeüt, umb eins menschen gebotts
willen solchs zu lassen. Diß hab ich uff den sechsten artickel des Sendt-
35 brieffs antworten wöllen.
Antwort uff den sibenden Artickel des Sendtbrieffs.
Zum sibenden schreibt der Treger sein Wunderreden dem Bischoff von
Losan zu. und diß umb zweyer ursach willen. Die erst, das er wisse,
D 2 b
Unpartheyscher richter
75a. B. bezieht sich hier wohl auf den von Vigilius von Thapsus (Ende 5. Jh.)
abgefaßten Dialog »Contra Arianos etc.« (MSL, 62, 179-238), von dem im
Christum selb, mit allen, die Christo zugehört haben, ye verfolget. Liß
all propheten, Evangelien und Apostel schrifften. Darumb ye kein wun-
der, dieweil eben die frücht, so jhene brachten, bey solchen bescheinen
geytz, hohmut und was mer Paulus ii. Timo. iii. [2ff.] erzelet, das es
5 eben auch solch bäum seyen. Welche dann wir wolten dargeben und
die wir auch durch die frücht mögen als frumm, worhafftig, gotts-
förchtig leüt erweisen, so under denen, die eüch vilicht zu richtern
gefyelen, nit wenig offentliche eebrecher, hurer, sauffer, tyrannen er-
funden werden, und irs nitt leücken könden noch mögen, so müssen sye,
10 dieselbigen gottsförchtigen frummen leüt, verfürt sein und partheyisch.
Mit der weiß müssen wir zuletst der sach fur den Türcken für kummen,
wie Athanasius und Arius vor dem Probo, keyßerlichem Amptman, der
noch ein Heyd war 75 a. | Dann ein yeder, der sich Christen berümet, glaubet
endtweders blosser schrifft oder nitt, sonder will dabey haben mensch-
15 lich satzung. Ist er der ersten meynung, so ist er dir partheysch. ist er
der andern, so ist er uns partheysch.
Aber es dörfft des alles nit, lieber Treger, werest du ein glyd christ-
licher Kirchen, wie ich gesagt hab, und underwürffest dich derselbigen
in der warheit, so würdestu den geist Gottes nit verachten, der durch
20 Petrum also spricht: Seyent aber allzeit urbüttig zur verantwortung yeder man,
der grundt fordert der hoffnung, die in eüch ist, und das mit senfftmütigkeit und
forcht i. Pet. iii. [15f.], und würdest nit ansehen, wer partheysch sey oder
nit. ja dester fleissiger, so vil mer du etwar für argwänig und partheysch
hyeltest, würdestu zur antwort bereyt und urbüttig dich finden lassen und
25 allweg deiner warheit mer vertrawen, dann das du dich vor den lügen
scheühen soltest, wie vil oder gwältig joch solcher anhengig weren.
Nemmlich an orten und enden, do man solchs an dich begert und dir
frey sicher strack geleyt zusagt. O wölte der allmechtig Gott, das uns
solcher massen unsers glaubens grundt und ursach zu geben, erforderten
30 alle, so wider uns yetzt gebyeten und fechten. Dann es ye ein schwache
hesszliche worheit sein mussz, die sich nit darff sehen lassen, do man ir
so hertzlich begert und alle sicherheit zuseyt. So ist es auch ein unchrist-
lich gemüt, so diß zu thun gott gebeüt, umb eins menschen gebotts
willen solchs zu lassen. Diß hab ich uff den sechsten artickel des Sendt-
35 brieffs antworten wöllen.
Antwort uff den sibenden Artickel des Sendtbrieffs.
Zum sibenden schreibt der Treger sein Wunderreden dem Bischoff von
Losan zu. und diß umb zweyer ursach willen. Die erst, das er wisse,
D 2 b
Unpartheyscher richter
75a. B. bezieht sich hier wohl auf den von Vigilius von Thapsus (Ende 5. Jh.)
abgefaßten Dialog »Contra Arianos etc.« (MSL, 62, 179-238), von dem im