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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0076
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER 71

Hyemit seyen die zehen Artickel in die ich sein, des Tregers Sendt-
brieff geteylt hab, mit kürtze verantwort. Wer nur ein kleinen verstandt
in göttlichen dingen hatt, dem hette es wol keiner verantwortung be-
dörfft. dann sich die mauß mit irem grycken selbs genug verraten und
5 anzeygt hatt. Uß sein eygen worten sycht menigklich wol, was es mitt
dißem Treger für ein ding ist. Ist sein sünd nitt zum todt 86, so wöll yn
Gott bekeren. Amen.

Die Wunderreden Cunrat Tregers,

Paradoxa genannt, und gegenantwort M. Butzers daruff.

10 Die erst Wunderred.

Wie Gott allein der weg, das leben und die warheit ist. Joh. xiiii. [6]
also mag er nit betrogen werden oder yemant betryegeny. |
Diß acht ich, sey des Tregers meynung in dißer ersten Wunderreden,
obwol das latin, das do steet, »ita falli aut fallere neminem potest«, solchs
15 tunckel dargibt. Wir wolten aber dem hochgelerten Treger solche un-
geschickte reden, als weit die grammatick betrifft, gern übersehen, so
reddt er aber auch noch art der göttlichen schrifft so unkönnig 87, das
ein yeder verstendiger in göttlichen sachen wol sich sein erbarmen mag,
das er ander leüt also verhönet und nit genug schentzlen 88 kan, und doch
20 er selb so lär ist des rechten gottseligen verstandts. Sag an, du hoher
Theologus, welche schrifft sagt, das Gott der weg sey ? Den spruch, so
du ynfürest Joh. xiiii. [6] spricht Christus von ym selb: Ich bin, spricht
er, der weg und die warheit und das leben. Nyemant kumbt zum Vatter dann
durch mich. Da hörstu, das der vatter das end ist, Christus aber der weg.
25 Uff die weiß redet auch Paulus. 1. Timo. ii. [5f.]: Es ist ein Gott und
ein mitler zwischenGott und den menschen nemmlich der mensch Jhesus Christus,
der sich selb hat geben für yeder man erlösung. Darumb hat Paulus Christo

nit entzogen, das er nit Gott sey. Wir wissen alle wol, das er Gott und
mensch ist. Noch wie er nit als Gott, sonder als mensch der mitler ist,
30 also ist er auch als Gott nitt der weg, sonder das end, und der weg als
ein mensch. Dann so wir glauben, das er der menscheit noch unser
versünung ist, das uns Gott mit ym selb versünet hat durch yn, das
er yn, der von keiner sünd wüste, für uns zursünde gemacht hat, uff das wir in

y) SOLVS deus quemadmodum via, vita et veritas est, Joha. 14. Ita falli aut
fallere neminem potest (Or).

C. treger

E 1 b M. Butzer

86. Vgl. I Jo 5,16.

87. Unkundig.

88. Necken, verspotten.
 
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