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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0077
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Christus der weg

E 2 a

Christus die warheit

Christus das leben

das geistlich essen

ym wurden die gerechtigkeit, die für Gott gylt. ii. Corinth. v. [21], so kummen
wir zum vatter, das ist: erkennen yn als ein guten genedigen Gott und
vatter, dadurch wir dann selig seind. Dann was man sich zu Gott gutes
mit steiffem glauben versehen mag, das hat man von ym.

Diß beschreibt Paulus i. Coloss. [21 f.] noch klärer also: Und eüch, 5
schreibt er, die weiland entfrembdet und feind warent durch die vernunfft in
bösen wercken, nun aber hat er eüch versünet mit dem leib seins fleischs durch den
todt, uff das er eüch dar stellet heylig und unsträflich und on tadel vor ym selbs.
Auch hye sycht man, das das versünen, welchs auch das mitlen ist und
zum vatter füren, darumb sich dann Christus den weg nennet, so eygent- 10
lich der menscheit zuzuschreiben. Wie es Christus selb auch außlegt,
sprechendt: Nyemant kumpt zum vatter dann durch mich [Jo 14,6]. Dann,
so Gott gerecht und wir gantz ungerecht seind, künnen wir nit zammen
kummen on den mitler Jhesum Christum, den menschen, durch des
blut und todt haben wir ein zugang zum vatter, wie Paulus Rom. ii. 15
[24ff.], und v. [6ff.] und allenthalb anzeygt. |

Und weiter ist er auch die warheit, dann in ym seind alle Gottes ver-
heyssungen ja und amen, ii. Cor. i. [20]. In ym begegenen einander die gnad
und die warheit, die gerechtigkeit und der fryd küssen einander. Psal. lxxxv. [11]
Dann wie wir durch Christum den weg, das er uns reinigt von allen 20
sünden durch sein blut, zum vatter kummen, also so wir ym, der
alle verheyssung göttlicher gnaden erfüllet, sey ja amen und die gewisse
göttliche worheit beweret, glauben, seind wir in der worheit, haben
yn die ewig worheit, dyenen Gott im geist und in der worheit wie
er will, das wir ym dyenen sollen. Joh. iiii. [24] Also haben wir in 25
ym auch das leben. Nit das die menscheit das leben sey, dann er spricht:
Das fleysch ist kein nütz Joh. vi. [63]. Aber so wir glauben, das er für uns
ist mensch worden und durch den todt seins fleyschs uns erlöset von
sünd, todt und hell, so haben wir das ewig leben. Dann der gerecht
durch solchen glauben lebt 89. Darumb wiewol er sagt, das fleysch ist 30
kein nütz, wie es auch von ym selb kein nütz sein kann, spricht er doch
auch: Wer von meinem fleysch ysset und trincket von meinem blut, der hatt
das ewig leben [Joh 6,54]. Also ist das fleysch von ym selb wol kein nütz,
aber so man glaubt, das es für uns gegeben ist, welches dann ist das
geistlich essen, davon der herr redet 90, der hat das ewig leben, dann in 35
ym ist das leben.

Darumb wie Christus gemeldte wort von ym selb redet: Ich bin der
weg und die worheit und das leben, also soll man ym sye auch zugeben.
der, nachdem er uns durch den todt seins fleyschs mit dem vatter ver-
sünet und durch ein kindtlich vertruwen zu ym füret, ist er der weg, und 40
in dem, das alle verheyssung Gottes in ym erfüllet werden, und wir ware

89. Vgl. Ro 1,17.

90. Vgl. Jo 6,53ff.
 
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