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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0089
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

ein eüßerlich ding, tregt bey Gott nüt uß. Aber davon würdt man her-
naher mer ursach haben zu reden.

Wider dißes würt nitt sein, das du, lieber Treger, hast ynzogen von
schrifften, das wöllen wir besehen. Zum ersten bringstu herfür im xvii.
Paradoxo, das Christus zu seiner gemeyn in hohen lyeden cap. vi. [9 Vg.] 5
sagt: Ein ist mein teübin, mein volkummene. Dann wie ein Gott ist und
ein glaub, also mussz auch die christlich Gemeyn eine sein 113 dann
ye alle gläubigen eins mit Christo und dem vatter seind. Johan. xvii. [21].
dieselbig Gemeyn ist nun auch einfeltig wie die tauben und lebt durch
den heyligen geist, der in der gestalt einer tauben uff Christo sassz 114, 10
anzuzeygen, das von ym sey die täubische einfaltigkeit 115. Diße verlaßt
sich gar nit uff sich selb, sonder allein uff Christum den starcken
F 3 b felßen. darumb mögen | die hellischen porten, das ist aller gewalt des
teüffels ir nit obligen, das du dann uß dem xvi. [18] Matth, anzogen hast
im xviii. Paradoxo. Diße gemeyn hat nun Christus, wie du uß dem v. 15
Ephes. [25-27] härbringest im xix. Paradoxo, lieb und hat sich selb für
sye geben, uff das er sye heyliget und hat sye gereyniget durchs wasserbad im
wort, uff das er ym darstellet ein herrliche Gemeyn, die nitt habe ein flecken
oder runtzel oder des etwas, sonder das sye sey heylig und unsträflich. Diß alles
ist aber noch im thun; es ist noch nit geschehen, nyemant ist uff erden 20
on sünd, so ist ye die kirch nichts dann frumm geläubige leüt oder
nach deiner meynung, alle getäufften, die alle vil macklen noch und
runtzlen haben. So wiltu selb kein kirch, die nyenen 116 sey. das du
dann uns mit der unworheit zulegst und vil gespött mit treibest, von
dem auch härnaher geredt würt 117. 25

Dißes bewert sich eben mit dem spruch, den du aber uß den hohen
lyeden anzeüchst im xx. Paradoxo nemmlich, das die kirch sey als ein
morgenröte 117a dann sye des lyechts in ir noch nit volkummen
ist, wie auch die morgenröte noch nit das gantz liecht ist. doch in Christo,
der Sonnen, ist sye gantz erwölt und volkummen. Das der vorig spruch 30
uß disem buch meldet, in ir selb ist sye noch nit volkummen, sonder
hübsch wie der Mon, der in der nacht leüchtet und nit so hell leüchtet
als die Sonn. Also sycht die kirch hye noch im spyegel und in einem
duncklen wort 118 und dermassen leüchtet sye auch mitten under dem
ungeschlachten und verkerten geschlecht. Phil. ii. [15]. Doch so ist sye 35
dennest erschrecklich allem hellischen gewalt, wievil panyer oder hörs-

113. Vgl. Eph 4,4ff.

114. Vgl. Mc 1,9.

115. Vgl. Mt 10,16.

116. nusquam (vgl. Par 42, unten, S. 122).

117. S. unten, S. 111ff.

117a. Vgl. Cant 6,10.

118. Vgl. I Cor 13,12.
 
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