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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0094
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER

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springen möchte, oder sye geyrrt haben, so würd alles ir ansehen
schwancken und ir in sachen des glaubens der letst ußspruch nit gepüren.

Uß vorgesetzten artickeln und schrifften, das die heylig Kirch oder
Gemeyn ein sponß Christi sey, die er nymmer verlassz und allem bösen
5 obligen mache, schleüßt nun der Treger, das, wer do sagt, das die Kirch
in sachen des glaubens mit annemen oder verwerffen yrren möge, das
solcher understande 135, den grundt unsers glaubens umbzukeren. Wel-
ches der schrifft noch die christliche Gemeyn heysse und welchen der
namm gepüre, will ich härnaher im xxxiiii. Paradoxo 135a uffs kürtzest ein
10 bericht geben. Nun sag ich also, das die recht christlich Gemeyn, die
den glauben Christi hat und durch denselben ym vermählet ist, die kan
nitt verwerffen, das zum glauben nötig ist, noch annemen, das ym wydrig
ist. Zum rechten glauben ist aber nötig, glauben, das Christus unser
einiger heyland ist, der allein unser sünd hynnimpt und uns seinem
15 vatter versünet. Dem glauben ist widerig, durch etwas anders dann
durch Jhesum unsern herren wöllen frumm oder selig werden. Darumb
lasszt sye sich dißes, die wor Kirch nymmer bereden, dann die stymme
irs gespons Christi lautet anders, so leret sye der geist Christi, denn sye
hat, anders. In dißer haubtsach des glaubens würt die Kirch nymmer
20 verlassen, das sye yrrete. dann sunst hetten die porten der hellen schon
ir obgelegen. Und wer do sagte, das sye in solchen haubtstücken des
glaubens yrren künde, der understünde, den grundt unsers glaubens
umbzustürtzen, nemmlich das klar, helle Gottes wort, nemmlich under
vil andern diß: Die porten der hellen werden dir nit obligen [Mt 16,18].
25 Der Treger aber ist dißer meynung, das die Kirch sey was teüfft ist,
ripß und rapß 136, es glaub oder nit, davon im xxxvii. Paradoxo 136a. So ver-
stot er »principia fidei«, das ich den grundt des glaubens verdolmetschet
hab, die obresten ursachen zu glauben. Und will, das der kirchen gewalt
und sprüch, dieselbigen principia und obrest ursachen oder grundt
30 seye. Also, wann man dich frag, warumb glaubstu, das Christus wor Gott
und mensch sey? und du sagest, das Evangelion weiset es also uß; so
man dich dann weiter fragt, warumb glaubstu, das das Evangelion wor
sey? Dann müstestu anworten: Die Kirch hat es als wor angenommen,
und do meynt er, müssz es dann bleiben, dann die Kirch künde nit
35 yrren. Und darum wer do saget, das die Kirch yrren künd in | sachen des
glaubens etwas anzunemen oder zu verwerffen, der mächte iren ußspruch
zwifelhafftig, das man nit wüste, wenn sye recht oder unrecht spräche.

M. Butzer

dem glauben nötig und
widerig

Wie die kirch nitt yrren
mög

G 2 a

e) posse (Or).

135. Versuchen. 135a. Vgl. unten, S. 111 ff.

136. In der Regel rips raps (häufig bei Luther); in dieser Form auch nachgewiesen
als Adverb zur Bezeichnung einer hastigen, unordentlichen Art, vgl. Grimm VIII, 121.

136a. Vgl. unten, S. 118 ff.
 
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