HANDEL MIT CUNRAT TREGER
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ein seül der warheit, ein hauß Gottes uff den felsen Christum gegründet,
das wider yn die hellischen porten nichts vermöchten 148, du gibst ym
aber darumb nit zu, das der letst spruch in sachen des glaubens ym zu-
stünde.
5 Darumb, lieber Treger, so einer gefragt würt, wie obgesagt, warumb
er glaube, das Christus wor Gott und mensch sey? Wer dann recht
glaubt, spricht: Das Evangelion hat mirs also verkündet. Und so du
sagtest: Warumb glaubstu dem Evangelio ? Spricht er: Nitt darumb, das
es die kirch geheyssen hat, dann ir heyssen nyemant glauben macht, sye
10 bekerte sunst wol alle Thürcken und Heyden nur mit irem gebott,
sonder er spricht: Darumb, das es das wort Gottes ist. Und so du yn
fragest: Wohär weyßst zu das? So spricht er: Gott hat mich begnadet
und durch sein geist mir solchs geoffenbaret. Auch so ich die schrifft |
Gottes, in der er diß Evangelion verheyssen hat Roma, i [1 ff.], das gesatz G 3 b
15 und die Propheten besych, so find ich, das es sich also haltet. Fragstu
yn dann weyter: Wer will dir sagen, ob es Gottes schrifft oder menschen
schrifft sey? So antwort er: Der geist, der tröster, der uns nach der ver-
heyssung Christi 149 leytet yn alle worheit, der sagt mirs. dann Johan.
vi. [45] stot: Sye seind alle von Gott gelert. Also findt es sich, das der
20 letst spruch in sachen des glaubens ist des heyligen geistes in eins yeden
gläubigen hertzen.
Und das unserm Treger lächerlich anstot, so findt sich solchs auch in
dißem seinem schreiben. Er will, so man einen fragt, warumb er dem
Evangelio glauben soll, so soll er sagen: Darumb, das es die Kirch
25 sagt. Und wann ich yn frag, warumb soll der Kirchen glauben? so
bringt er als bald härfür: Christus sagt, wer die Kirch nitt hört, sey dir
wie ein Heyd und zölner 15 0, oder ein andern spruch uß dem Evangelio.
Wer nun der letst spruch der Kirchen und were derselbig primum
principum, die obrest ursach und letster grundt, so dörfft man nit erst
30 durch die schrifft solichs beweren. Da sycht nun ein yeder, wie gelert
leüt die Papisten seind, auch die allerbesten irs beduncken. Ich glaub
nit, sagen sye, dem Evangelio dann allein darumb, das es die kirch
heysszt. So ich dann frag: warumb glaubstu der kirchen? bringen sye
alsbald ein spruch uß dem Evangelio, uß dem ye folget, das ir ding ein
35 stäter umbkreyß ist und das heller und liechter mit dem, das dunckler
und finsterer ist, beweren, oder aber, die wort der schrifft müssen ge-
wisser sein, dann der kirchen sprüch. Bey uns ist aber kein solcher
circkel. Haltet uns yemant in nammen der kirchen etwas für zu glauben,
so sehen wir durch den geist Gottes und sein wort, das in der schrifft
148. Vgl. Mt 16.18.
149. Vgl. Jo 16,13.
150. Vgl. Mt 18,17.
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ein seül der warheit, ein hauß Gottes uff den felsen Christum gegründet,
das wider yn die hellischen porten nichts vermöchten 148, du gibst ym
aber darumb nit zu, das der letst spruch in sachen des glaubens ym zu-
stünde.
5 Darumb, lieber Treger, so einer gefragt würt, wie obgesagt, warumb
er glaube, das Christus wor Gott und mensch sey? Wer dann recht
glaubt, spricht: Das Evangelion hat mirs also verkündet. Und so du
sagtest: Warumb glaubstu dem Evangelio ? Spricht er: Nitt darumb, das
es die kirch geheyssen hat, dann ir heyssen nyemant glauben macht, sye
10 bekerte sunst wol alle Thürcken und Heyden nur mit irem gebott,
sonder er spricht: Darumb, das es das wort Gottes ist. Und so du yn
fragest: Wohär weyßst zu das? So spricht er: Gott hat mich begnadet
und durch sein geist mir solchs geoffenbaret. Auch so ich die schrifft |
Gottes, in der er diß Evangelion verheyssen hat Roma, i [1 ff.], das gesatz G 3 b
15 und die Propheten besych, so find ich, das es sich also haltet. Fragstu
yn dann weyter: Wer will dir sagen, ob es Gottes schrifft oder menschen
schrifft sey? So antwort er: Der geist, der tröster, der uns nach der ver-
heyssung Christi 149 leytet yn alle worheit, der sagt mirs. dann Johan.
vi. [45] stot: Sye seind alle von Gott gelert. Also findt es sich, das der
20 letst spruch in sachen des glaubens ist des heyligen geistes in eins yeden
gläubigen hertzen.
Und das unserm Treger lächerlich anstot, so findt sich solchs auch in
dißem seinem schreiben. Er will, so man einen fragt, warumb er dem
Evangelio glauben soll, so soll er sagen: Darumb, das es die Kirch
25 sagt. Und wann ich yn frag, warumb soll der Kirchen glauben? so
bringt er als bald härfür: Christus sagt, wer die Kirch nitt hört, sey dir
wie ein Heyd und zölner 15 0, oder ein andern spruch uß dem Evangelio.
Wer nun der letst spruch der Kirchen und were derselbig primum
principum, die obrest ursach und letster grundt, so dörfft man nit erst
30 durch die schrifft solichs beweren. Da sycht nun ein yeder, wie gelert
leüt die Papisten seind, auch die allerbesten irs beduncken. Ich glaub
nit, sagen sye, dem Evangelio dann allein darumb, das es die kirch
heysszt. So ich dann frag: warumb glaubstu der kirchen? bringen sye
alsbald ein spruch uß dem Evangelio, uß dem ye folget, das ir ding ein
35 stäter umbkreyß ist und das heller und liechter mit dem, das dunckler
und finsterer ist, beweren, oder aber, die wort der schrifft müssen ge-
wisser sein, dann der kirchen sprüch. Bey uns ist aber kein solcher
circkel. Haltet uns yemant in nammen der kirchen etwas für zu glauben,
so sehen wir durch den geist Gottes und sein wort, das in der schrifft
148. Vgl. Mt 16.18.
149. Vgl. Jo 16,13.
150. Vgl. Mt 18,17.