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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0101
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

dem nammen der Apostelen etlich bücher dargeben worden seyen und
genannt Evangelia Petri, Thome, Matthie und anderer Apostelen, auch
geschicht Andree, Johannis und anderer Apostelen und die sollen auch
nit gezelet werden under die, von denen man zweifelt, sonder sollen gar
als die, da von der regel der geistlicheit gantz frembd und misszhellig
seind, verworffen werden.

Des zeygt er nun ursach an, und nemmlich nit das sye die Kirch oder
ein Concilium verdammet habe, sonder das der alten keiner, die den
Apostelen nachkummen seind, solcher schrifften gedencke, das der stilus,
die monyer und weiß der schrifft in selbigen büchern gantz dem brauch
der kirchen ungleich ist und das auch der synn und inhalt mitt dem
Apostolischen glauben vast misszhellig sey. Und uß dem würt bewerdt,
spricht Eusebius, das die gemelten bücher gedycht seind der ketzeri-
schen verkerung.

Nun sych, lieber Leser, wie wol gegründt sey des Tregers schreiben.
Die Christen haben der ketzer bücher, die in nammen der Apostelen
wurden dargeben, nitt wöllen annemen, dann sye dieselbigen denen wor-
ten und dem synn der Apostolischen worheit haben misszhellig gefun-
den. Uß disem schleußt nun unser Treger, die Kirch hab die Apostoli-
schen schrifft zu urteylen. Was hat sye doch in dißem ye geurteylt?
zeyg an. Eusebius schreibt von den fyer Evangelien Matthe, Marci,
Luce, Johannis hab man nye gezweifelt, was hat man dann richten
dörffen? Die gedycht der ketzer hat nye kein Christ angenommen, was
darff es dann aber eins richters ?

Aber lassz sein, wie ichs gern zugib, was die Christen christlich thun,
es geschehe in einem versamleten Concilio oder sunst, das geb man der
christlichen Gemeyn zu, dann es thuts ye alles ein geist. so seind alle
christen glyder eins leibs, einmütig und einhellig in allen dingen, wie
würt aber dennest dein argument beston? Die kirch hat verworffen
Evangelia, die in der Apostel nammen wurden dargeben, ergo, sye hatt
über die Apostolische schrifft zu richten. Ist eben ein argument, als so
ein weltlich oberkeit einen Münch, der eim burger bey dem weib er-
wischet wurde, irer statt verjagten, wie sye sollen, und ich wolt dann
schlyessen, die statt hat macht über die geistlichen vätter sye zuvertrei-
ben. Wer es nit ein feyn argument? Ja sagstu vilicht, der Münch ist
H 1 a ein eebrecher gewesen, dar-|umb haben sye nit gewalt über die frum-
men vätter. Antwort: Die bücher, so die Kirch, das ist die frummen
Christen verworffen haben, waren auch nit Apostolische schrifften,
sonder gedycht der ketzer, als Eusebius schreibt. Weysstu aber, das sye
der Apostel seyen gewesen, so zeygs an. Der alten hat sye nyemant
anders geachtet, ußgenommen die lugenthafften ketzer. Gerad wie den

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