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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0115
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

am ix. cap. [25-28], da der Apostel also schleüsszt: Auch nit das er sich offtmals
opfere, gleich wie der hoher priester geet alle jar in das Heylig mit frembden
blut, sunst hette er offt müssen leiden von anfang der welt här. Nun aber am end
der welt ist er einmal erschynnen durch sein eygen opfer, die sind uffzuheben.
Und wie den menschen ist gesetzet einmal zu sterben, darnoch aber das gericht, 5
also ist Christus einmal geopfert, wegkzunemen viler sünd, Desgleichen
sagt er im x. cap. [14]: Mit einem opfer hat er in ewigkeit vollendet die ge-
heyligten. Dißes redt nun der Apostel uß der schrifft, wie am ge-
melten ort zu sehen ist. Darumb sagen wir frey, das alle die, so da
Christum noch einmal durch ir Messen wöllen uffopferen, das dieselbigen 10
wider das helle wort gottes Christum schmähen und schenden, als ob
sein einig opfer nit genug were noch ewigklich gelte, das doch die
schrifft klärlich sagt und müste erst ein unreiner geltsüchtiger pfaff oder
münch die sach vollenden und ußrichten.

Darumb aber sagen wir nit mit vergiffter zungen, das du uns fälsch- 15
lich zeühest, die christlich Kirch begang hyerin mer dann das laster der
abgötterey. Dann wissz, Treger, das wir dich und alle deine Messz-
pfaffen und Münch nyergen für weniger dann für die christlich Gemeyn
halten. Dartzu wissen wir, das die alten die Messz ein opffer 192 haben
genannt, wie man Weynachten nennet den tag der gepurt Christi. Singet 20
und lißet dran: Heut ist Christ geporen 193, so man doch nur begodt
seiner gepurt gedechtnüß. Also im nachtmal des Herren haben die alten
gesagt, man opfere Christum, dann man da gedenckt, wie er sich selb
dem Vatter hat uffgeopfert. Gleiche meynung hat es auch mitt den andern
sacramenten. Der schrifft hangen wir an, derselbigen haltet sich auch 25
die wore Kirch. Und ob sye schon uß dem billichen urteyl Gottes viler
ding ettlich zeyt yrr godt, wie sye dann vil ding nit weyssz, sobald ir
gott solches öffnet und ir solchs durch schrifft würt fürgehalten, erkennt
sye die stymm ires hyrrten und gesponses, lobet und preiset Gott. Wie
du sychst, das die Gemeyn zu Hierusalem thon hat, die erstmals meynet, 30
Petrus hette unrecht thon, das er zu den Heyden were yngangen, da er
yn aber anzeyget das werck und den willen Gottes, folgten sye und
lobten den Herren 194.

192. Zur Bezeichnung der Messe und der Meßhandlung als Opfer vgl. die Fülle
der von O. Casel gesammelten Zitate in seiner Untersuchung »Das Mysterien-
gedächtnis der Meßliturgie im Lichte der Tradition«, in: Jahrbuch für Liturgie-
wissenschaften 6, 1926, S. 113ff.

193. Vgl. Ph. Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu
Anfang des 17. Jahrhunderts I. 1864. Nr. 327ff. »In natali Domini«, Strophe 4 oder
auch Nr. 361f., »De nativitate Domini«, wo es jeweils im Refrain heißt: »Jesus
Christus nobis natus hodie«. Vgl. auch Bd. 1 der deutschen Bucer-Ausgabe, S. 216,
Anm. 61.

194. Vgl. Act 11,1ff.
 
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