Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0116
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HANDEL MIT CUNRAT TREGER

111

Und darumb wissz, Treger, was wir scharpffes reden oder schreiben
in solchen dingen, das es dich und deinen hauffen angodt, die ir uns, |
wo ir der worheit also wölt unablässzlich entgegen sein, ein Synagog J 3 b
Satane seind und kein Kirch Christi. Aber seyt männer, seyt helden.

5 Was wir leren oder verwerffen, des haben wir grundt in der schrifft.
kanstu anders beweisen, so sey unser leben in deiner handt. Kanstu nit,
so mustu ye auch zugeben, das wir wider die Kirch nichts handlen, dann
du selber bekennest, sye handele nichts wider die schrifft 195. Darumb
thustu uns gewalt, das wir die christlich Kirch zerzerren oder schendlen.
10 Was aber die sechshundert fürnemen geheymnüßen 196 unsers glaubens
seyen, in denen wir mit vergiffter zungen ußgeben, die Kirch habe
schandtlich geyrret, kan ich nitt wissen, du meynest dann das Wyh-
wasser, Palmen, Wachßstöcklin, Kirchenweyhen und glockentäuffen 197
und dieselbigen Bischofflichen und Priesterlichen werck, die dann wol
15 ewers glaubens geheymnüß sein mögen, aber unsers gar nit.

Die xxxiiii. Wunderred.

Es würt sye in dißer sach auch nit vil helffen, das gedycht r, von ketzern C. treger
vorlangst erdocht, von der sychtbaren und unsychtbaren Kirchen, die
da sagen, die möge yrren, diße aber als ein gesponß Christi nit.

20 O gottloße blindtheit und ellender Treger, haben die ketzer diß er- M. Butzer
docht, das ein sychtbare und unsychtbare Kirch sey, so ist Christus
worlich ein ketzer, Paulus und alle biblische schreiber. Sag an doch
seind nit die Christenleüt die Kirch ? Seind dann nitt alle Christen
zweyerley, ein newe creatur im geist geporen und ein alte durch das
25 fleysch? Ist nit ein eüsserlicher und innerlicher mensch? Was sagt dann
Paulus ii. Cor. iiii. [16]: Ob unser eüsserlicher mensch verwäßet, so würt doch der
innerlich von tag zu tag vernewert und iiii. Ephes. [22-24] : So legt nun von eüch

r) commentum (Or).

195. »Ich sag zum vierden, wölcher fürgibt, schreybt oder lert, das die kirch wider
die geschrifft oder die geschrifft wider die kirch sey oder sey (sic! richtig: sie) in
einigen puncten betreffend den glauben zweyen, der redt als ein ketzer, dann ye
durch einen geist, der die kirch ... regiert, die geschrifft vnd was wir zu glauben schuldig
seind vns geben wirt, der dann im selbs allenthalb gleychförmlich vnd nit ir(r) gon
mag« (Vermanung F 2 b/3 a).

196. Vgl. oben, Anm. 171a.

197. In unserem Zusammenhang verdient folgendes Wort Geilers von Kayserberg
Beachtung: »Das erst, das du bruchen solt, so du kranck vnd verzaubert bist, das ist
Penitentia, Bußfertigkeit. Du solt dich reinigen durch beicht, ruw vnd genuogthuon,
Bethen, Fasten, Wachen, Almosen geben etc. Das ander, das man bruchen sol wider
Zauberei, das seind die sacramentlichen ding, als das seind: weiwasser, geweicht lichter,
palmen, kreutter« (Emeis, Straßburg 1517, S. 50a).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften