Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0134
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
HANDEL MIT CUNRAT TREGER

129

Zum andern, so ist der Kirchen urteyl nit das letst, oberst oder doran
man nitt zweyfeln künde, sonder dasselbig ist des geists, wie über die
xvi. Wunderred 248a bewerdt ist, und Paulus auch sagt. i. Corinth. ii. [11]:
Nyemant weyssz das göttlich on der geist Gottes, und darvor: Der geist
5 erforschet alle ding, auch die tyeffe der Gottheit [10].

Zum dritten. So solle der, so ungewissz ist und die gnad nit hat, uß
der schrifft etwan in einer sach sich gewissz zu machen, was die warheit
sey, der Kirchen und Gemeyn Christi, die das wort Gottes hat, urteyl
suchen. Der gemeyn Christi, sprich ich, die nichts von ir selb, sonder uß dem
10 wort Gottes allein antwortet, nit der Papisten, die ir gutduncken sagen.

Zum fyerden. Der gewissz ist, und aber die andern solchs nit fassen
künden, der soll auch der Gemeyn urteyl nit verachten. Nit, das er ein
bestätigung des wort Gottes von ir, die doch menschen seind, wiewol
dabey kinder Gottes, suchen wolte, sonder uff das, ob yemant in der
15 Gemeyn wer, der die gob der prophetzey 249 und ußlegung besser hette,
das derselbige oder -selbigen den yrrigen bruder der warheit bassz be-
richten und zufriden stellten.

Zum fünfften. Wo dieselbig Gemeyn die sach nitt verston künde
noch urteylen, als der Gemeyn zu Antiochia beschah 250, so mag dieselbig
20 bericht von einer andern Gemeyn suchen, dareyn der theyl, so die
warheit hat und deren gewissz ist, auch verwilligen soll, so weyt es zu
besserung und den eeren Gottes reychen mag.

Zum sechsten. So soll, der gewissz ist durch den geist und hatt nun die
schrifft für sich nit ablassen, weder mittler zeit noch härnaher das gewissz
25 wort Gottes, das er weyssz zu predigen. Doch, wie Salomon sagt 251, es
nit ußschütten, do kein gehör ist, auch den milchingen milch und nit
starcke speiß geben, also thette auch Paulus 252.

Zum sibenden. So soll diß alles allein geschehen, so man handlet mit
den guthertzigen, die gern der warheit folgen wolten, wo sye wüsten.

30 Sunst, wo man mitt den zanckenden, eygensynnigen zu schaffen hat,
soll ein yeder für sich predigen, das er weyssz das gotts wort sein, Gott
geb, was sye darzu sagen, und die blinden lassen blind sein, wie auch
Christus thon hatt. Doch das der prediger allzeit bereyt sey, seins glaubens
grundt ynen und mengklich, so es erfordert würt, mit forcht | und aller L 4 a
35 sänfftmut zu geben 253.

248a. Vgl. oben, S. 81ff.

249. Hier wohl nicht als Weissagung in der alttestamentlichen Bedeutung dieses
Wortes zu verstehen, sondern nach dem von B. in anderem Zusammenhange ange-
deuteten Verständnis (S. 112, Z. 21—23; S. 164, Z. 15): weissagen= »das wort gottes
predigen vnd verklären«.

250. Vgl. Act 15 und Gal 2.

252. Vgl. I Cor 3,2.

253. Vgl. 1, Petr 3,15.

251. Vgl. Prov 23,9.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften