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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0138
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER 133

die widerspenstigen, ists ye klar, das er meynt zuerst die ketzer selb.
Dann die, dieweil sye der secten anhenger seind, auch am hefft-| igsten
widerspenstig, sollen sye geleert und gestrafft werden. Diß ist nun der
klar ynhalt der göttlichen schrifft. Darumb hab ich vor nit mein tandt
5 gesetzt und seitenmol im Concilio Niceno, wie in allen andern christ-
lichen Concilien, man solcher christlicher leer ist nachkummen, hab ichs
billich gemeldet, nit darumb, das es für mich ist, sonder das es nach dem
wort Gottes gehandlet hat.

Es möchte aber nun der Treger sagen: ich gib zu, das die ketzer sollen
10 erstlich durchs wort gottes ires yrrthumbs bericht und gestrafft werden
und, wo das nit helffen will, doch ynen die andern durch dasselbig wort
abwenden, man mussz es aber nit uß der schrifft thun, sondern durch
ein spruch des Concilii, das die gantz gemeyn kirch vertrittet, welcher
dann auch das gottswort ist und soll dafür gehalten werden. Darumb
15 müssen wir durch die schrifft anzeygen, das solchs solle und müssze
durch die wore göttliche schrifft geschehen und nit mit eim spruch eins
Concilii, der nit klarlich uß der schrifft genummen sey. Paulus schreibt
Tito [1,9 ff]: Ein Bischoff solle halten ob dem gewissen wort der leer, uff das er
mächtig sey, zu ermanen durch die heylsam leer und straffen die widersprächer.
20 Dann es seind vil, spricht er weiter, widerspenstige und unnütze schwetzer und
verfürer, sonderlich die uß der beschneidung, welchen man mussz das maul stopffen.
etc. Nun, das wort der schrifft ist ein gewissz wort der leer und der
heylsamen leer. Das leügknet nun der Treger nit, sonder schyltet ein
ketzer, wer die leügknen wolt. So sprichet nun Paulus, man müssz den
25 widerspänstigen das maul stopffen und sye straffen, und will, das des
ein bischoff mächtig sey. Darauß ye klarlich folget, das den ketzeren,
sye seyen wie frevel oder vermessen und streitig sye wöllen, mag dennest
durch die schrifft als gewissz wort der heylsamen leer das maul gestopfft
werden und sye überwunden, obschon sye solchs nit bekennen wöllen
30 und ir geschwetz auch nit lassen, noch so werdents erkennen und dafür
haben alle erwölten, die Gott will der warheit berichtet haben. Dann es
kumpt doch nyemant zu Christo, er hörs dann und lerne vom Vatter.
Johann, vi. [45].

Derhalben ein gottlose und gottslesterliche red ist sagen: Es ist nit als
35 schwer als vilicht unmüglich, ein streitigen mit der heyligen schrifft
überwinden, das der Treger in seinem Sendtbrieff schreibt, und es sey
die art der ketzer, sich uff die blosse heylige schrifft berüffen. Soll das
lebendig thewr wort Gottes, durch das alle ding geschaffen seind 263,
nitt mögen die lugen überwinden? Oder ist ein ketzer, so man allen
40 gottseligen klerlich durch die schrifft anzeygt, das sein tandt wider das
wort | Gottes ist, dahär sye sich dann sein und seiner leere entschlagen

M 1 b

M 2 a

263. Vgl. Jo 1,3.
 
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