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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0139
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Johannium Hussz
Hieronymus

M2b

und lassen yn allein mit den kindern des verderbens? Ist er drumb nit
überwunden, ob er ym selb gleich nymmermer unrecht gibt? Christus
bringt den Antichrist umb mitt dem geist seins munds 26 4, on zweifel
durch sein wort, und haltet er sich doch als für Gott und betten yn auch
an alle geschyrr des zorns - solt er darumb nitt überwunden sein? 5
Christus hatt wider sein feynd, die Juden und Heyden, durch sein wort
gesyget und herrschet mit dißem zepter mitten under sein feinden, und
haben iren vil sich doch im nit begeben und allweg wöllen recht haben,
noch ist der syg Christi.

Der Treger begert in seinem jüngst ußgangen büchlin, wir sollen ym 10
ein ketzer anzeygen, wider den mit so offentlichen sprüchen gehandelt
sey, das er sich überwinden erkant und der gnaden begert hab 265.
Daruff antwort ich: Soll das allein überwinden sein, so der widersecher
bekennt sich überwunden sein, das wider alle vernunfft geredt ist, und
wir täglich sehen auch in weltlichen händlen, wievil in gericht und 15
sunst überwunden werden und es doch nymmer bekennen wöllen,
stätigs sagen, ynen sey unrecht geschehen, so sag an Treger, welchen
ketzer hat dein Kirch ye dermassen überwunden? Du bekennest, als ich
acht, das der gewalt der Kirchen volkummen seye zu Nicea gewesen,
warumb haben sye dann nitt auch Arrium mitt seinem anhang dermassen 20
überwunden? Oder warumb hat dein Concil zu Costenitz solchs an
dem heyligen Husszen und Hieronymo nit bewisen, die sich eeh haben
lassen brennen, dann sye des Concilii spruch annemen wolten?

Wir wöllen dir aber wol vil anzeygen. Christus selb wyß die Juden
in die schrifft, dahär on zweyfel iren ettlich auch bekert worden seind, so 25
sye die schrifft anders gelesen haben. Dann das wort Gottes nit on
frucht wider zu dem Herren kompt. Isaie. lv. [11]. Nun waren sye ye
frembd vom glauben. Dergleichen lisestu Matthei. xxii [23 ff.], da er die
Saduceer schweyget von der ufferstentnüß der todten mit dem spruch
Exo. iii [6], da Gott spricht: Ich bin der gott Abraham und der gott Isaac 30
und der gott Jacob. Uß dem er ynfürt, dieweil Gott nit ein gott der todten
ist, das die abgestorbenen wider werden uffersteen. Und damit stopffet
er den Saduceern gifftigen, bösen, streitigen ketzern das maul. Und ob
ir schon vilicht nit vil haben gnad begert und sich bekennet überwunden,
so hyelt sye doch freilich das gantz volck dafür, das sich dann ab der 35
red Christi entsatzt. Dergleichen thet der herr auch den phariseern, die
er schweyget, da er uß dem cx. Psalmen [1] mit disem verß: Gott hat
gesagt meinem herren, | setzdich zu meiner rechten, bitz das ich leg deine feynd zum
schämel deiner füß, bewert, sich selb etwas mer sein dann Davids sun 266.

264. Vgl. 2 Thess 2,8.

265. Vermanung, S. E 2 a.

266. Vgl. Mt 22, 41 ff.
 
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