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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0155
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150 SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Concilium also gemeyn gehalten worden, das alle Christen haben dar-
von künden wissen, wie haben sye dann drein mögen verwilligen?
Wiltu dann die hertzlich gemeyne bewilligung anzyehen, das ein yeder
Christ ym lasse gefallen, was man uff erden anfahen mag zu nutz und
fürdernüssz christlicher lieb und einigkeit, und so solchs also fürge-
nommen würt uß dem geist, der doch die gantz Kirch regieret, sey es
auch uß gewalt gemeyner kirchen beschehen, so mustu auch ein general
war christlich Concilium Concilium lassen sein, wann unser nur fünff oder sechs hye zusammen
kummen im nammen des Herren, etwas, das christlicher Gemeyn nütz-
lich ist, zu beschlyessen. Dann kein Christ uff erden ist, dem es nit
gefyel, so ers wüste. Darzu ist es uß dem geist Gottes fürgenommen,
das ist uß dem gewalt der gantzen Kirchen. Auch seind, wie recht, das
ist im nammen Jhesu, versamlet alle, die dermassen zusamenkummen.
Kanstu oder magstu ussz aller schrifft einichs ander recht oder satzung
anzeygen, Concilien zu halten, das [uß] ander bewilligung, uß gewalt oder
ordenung, müsse gehalten werden, so will ich mein leben in dein handt
ergeben haben.

Die christlichen Concilien von anfang här haben sich anders nit ge-
halten, dann, so etwas zwyspeltigkeit in der leer Gottes durch unnütz
leüt sich erhaben hat, seind die nechsten Bischöff zammenkummen [und
haben] uß der göttlichen schrifft die warheit ersucht. Und nachdem sye die
erfunden, wo dann die so ein anders hyelten, die gesunde leer nit wolten
annemen, bannten sye solche. Davon haben offt andere länder kein wort
gewisszt, als bey denen sich kein solche zweyung begeben hat. Der-
O 1 b massen seind | auch vil Concilia wider Arrium vor dem Niceno in
Egypten gehalten worden, das er einest durch hundert bischöff ver-
dampt ward 309. Dann in dieselbigen land mochte der yrrtumb von
Alexandria, da die zwytracht sich erhaben hat, leichtlich kummen sein.
Die Bischöff waren auch nichts anders dann pfarrer, wie sye auch sein
sollen, darumb leicht so vil bischöff können zusammenkummen 310.

Zu Nicea härnaher durch ansehen des keysers seind noch von wei-
terem bischöff zammenkummen, das do was Osius von Corduba und
einer uß Persia 311, noch wer will beweisen, das man ein wort vom

309. Historia tripartita I, 13, 11 (CSEL 71, S. 48, 56ff.).

310. B. spielt offenbar auf die eigentümliche Bischofsverfassung der Ostkirche an.
Die Bischofsgemeinde war in der frühen Zeit die übliche Form kirchlicher Organi-
sation in den Städten. Ähnlich bestand auch in den sich entwickelnden kirchlichen
Landgemeinden »der Zug nach der Bischofskirche« (W. M. Plöchl). Die Bischöfe der
Landgemeinden waren die sogenannten Chor- oder Landbischöfe, die allerdings
nicht die vollen Rechte der Bichöfe in der Stadt innehatten und deren Institution
vom 4. Jahrhundert an immer stärker in den Hintergrund trat. An der Synode von
Nicaea nahmen 14 Chorbischöfe teil. (Dict. Arch. Lit. III, Sp. 1423/52; F. Gillmann:
Der Chorepiskopat im Orient, 1903.)

311. Historia tripartita II, 1 bringt die »Nomina episcoporum Nicaeni Concilii«,

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