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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0174
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER

169

diesen worten, das dein kirch ist, die uff lauter menschenfündlin, so
göttlichem wort entgegen seind, stodt. Dann nichts anders befleissen
wir uns umbzustossen, dann das göttlichem wort zuwider ist.

Also, wo in dein augen die allerschönste ordnung ist, das ein ellender
5 sünder, der von gott nichs weyssz, noch wissen will, sich an die statt
Christi setzet, trag drey kronen, lassz ym die füß küssen, hab vil rote,
breyte und spitz gehüte Fürsten die ym zu hoff reiten und mit ym
alle schätz und gewalt der erden besitzen, deren dyener, so sye ein wenig
beschoren seind | oder ein ungeformpt kleyd antragen, das hymmelreich, q 1 b
10 gnad, gute werck, Christum und alle heyligen verkauffen, »geistlich«
genannt werden, aber vil fleyschlicher leben, dann alle Thürcken und
Heyden, kein eefrawen haben, sunst aber in aller unkeüscheit, auch die
nit zu nennen ist, ersoffen seind, die sich nachkummene der Apostolen
heyssen und aber in aller untrew, geytz, stöltze, pracht, unluterkeit,

15 mordt, verderblicher vefürung übertreffen die allerverruchtesten, ver-
fluchtesten, verzweifeltesten leüt, die ye uff erden kummen seind oder
kummen werden, wo dich dunckt, so solche leüt alles häben und ver-
mögen, nitt allein im zeitlichen, doran nit vil gelegen wer, sonder im
geistlichen, das man meyne, man müsse nur von ynen das hymmelreich
20 kauffen, das es die schönste ordenung sey, warlich so seind wir die, die
solche gern gar umbstürtzen wolten, und solte uns der leib druff gon.

Aber warlich, die allerheyligsten Concilien und Vätter haben solche
ordenung nit yngesetzet, sonder die ordenung Christi, das ein yeder
sein nechsten für den bessern achte und keiner das sein, sonder ein yeder
25 den frummen des andern suche, Philipp, ii. [3 f.]. Diße schöne ordenung
haben sye gelert, dahyn wolten wir es gern durch hilff Gottes wider
bringen. Damit würden aber buben für büben gehalten und gegen eim,
der Gott, seine heyligen schrifft, sein vatterlandt zu verraten und ver-
kauffen, nitt den leiblichen feinden allein, sonder dem teüffel, auch nit
30 mer der hut abgezogen und ein offentlicher hurer und eebrecher von
aller christlichen Gemeyn ußgeschlossen, verhurt, ungelert münch an
pflug geschickt. Diß mag dem grossen hauffen, der falsch genannten
»geistlichen«, nitt geduldet werden, so vil an ynen gelegen, dasselb soll
aber so klein werden, das der greüwel, bald der greüwel sey vor yeder-
35 man. Amen.

Die xcvii. Wunderred.

Wann sye mit so grossem ernst lerten, das fleysch mitt Christo creützigen C. treger
durch fasten, wachen, betten als sye predigen vom abthun der fasten,
gebett, gesatz, sye überkämen nit so vil gunst bey dem volck.

359. Der päpstliche Anspruch, »vicarius Christi in terris« zu sein, wird schon in
der Konstantinischen Schenkung erhoben; vgl. Mirbt, a.a.O., S. 110, 71.
 
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