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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0177
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Christum hatte sein müssen, dann sye hatt ym sein wort müssen be-
stätigen, die ist nun überwachsen mit dorn und dystelen, vollen spal-
tungen und ketzereyen und das am meysten zu erbarmen, ist sye so gar
zur huren worden, das es umb ire besserung gethon und verzweifelt
ist. O der ellenden, beschlepten, beschyssenen, schandtlichen braut das
ist.

Yetzt syh, Christlicher Leser, wo dich der Treger hatte wöllen von
dem heyligen theüren heylsamen wort gottes weisen, von rosen in
dystelen, von der einigkeit mitt Gott und allen gottseligen in erberm-
liche spaltungen und zweyungen, von gesunder, heylsamer leer Christi
in die grundtsuppen 375 allerergsten ketzereyen, von der Gemeyn
Christi, die Christus täglich heyliget, zu denen, welcher schad verzweifelt
ist, von denen, die dein heyl und seligkeit suchen, das ist, das Christi
Jhesu ist, zu denen, die alle das ir suchen und deine verderbnüß.

Syh auch, welche die Kirch sey, die er wider uns hatt verfechten
wöllen, welcher halb er uns so übel zugeredt hat. Fürwor, ein teüfelische,
verzweifelte Kirch ists. Dann ist es geschehen umb ir besserung, so ist
sye ye des teüffels braut und die rechte haußmuter in der hellen.

Wir aber glauben ein heylige, nit also ein verwüste, verzweifelte, ver-
dampte Kirch, sonder die, ob sye schon täglich sündet und yrrt, doch
von Christo auch täglich geheyliget und bessert würt, damit er sye ym |
Q 3 a dar stelle ein herrliche gemeyn, die weder runtzel noch mackel habe 376,

des wir in gewisser hoffnung ston und wissen, das es geschehen würt;
in deren kein spaltung, kein ketzereyen, noch andere dystel mögen
überhandt nemen. Dann der geist Gottes, der sye füret und leytet,
tödtet solche werck des fleyschs. Und wie schwächlich es yemer zu-
goth, seind wir gewissz und sicher, das das blut Christi uns endtlich
gantz reynen würdt 377. Mittlerzeit werden wir nit durch Concilien, die
die Apostolen zu halten uff des Tregers weiß nye gelert haben, sonder
durch stetige ermanung göttlichs worts zu abegang der werck der fünster-
nüß und anlegung der woffen des lyechts 378 getriben, auch durch täg-
lich trübsal geübet und purgieret, das wir der sünden absterben 379 und
im newen, göttlichen leben zunemen. Bey dem allem gewissz, so unser
heylandt erschynen würt, werden wir mit ym erscheinen in der herrlich-
keit der kinder Gottes. Amen.

375. Bodensatz, Hefe. Vgl. Grimm, s. v.; daselbst zahlreiche Nachweise des auch
von Luther gerne benutzten und vielfach variierten Begriffes.

376. Vgl. Eph 5,27.

377. Vgl. I Jo 1,7.

378. Vgl. Ro 13,12.

379. Vgl. Ro 6,2ff.

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