PSALTER WOL VERTEUTSCHT
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sollte der Vermittlung dienen 10. Eine Unionsformel wurde entsprechend
der ungeklärten Sachlage nicht vorgelegt. Capito bestreitet in seinem
Begleitbrief vielmehr die Zweckmäßigkeit der Lehre von der Real-
präsenz, appelliert an die Friedensliebe Luthers und fordert »Meinungs-
freiheit in den zum Heil nicht notwendigen Dingen «. Zu letzteren zählt
seiner Meinung nach auch das Abendmahl. Er weist auf die früheren
Äußerungen Luthers zum Abendmahl hin: Sie sollen als Grundlage für
eine Einigung dienen 11.
2. Damit wird ein wichtiger Beweggrund Bucers für seinen zur glei-
chen Zeit verfertigten Einschub in Bugenhagens Psalterium berührt.
Bucer fand nämlich in Bugenhagens Auslegung zu Psalm 110, Vers 4 ff.
(Vulgatatext), folgende ganz zwinglisch lautende Beschreibung des
Abendmahls: » Sacramentum vero externum panis et vini sive corporis
et sanguinis Christi, huius tantum signum est, quod sine hoc indigne
sumpseris ad iudicium. Quapropter censeo nunquam vel docendum vel
scribendum esse de externo eucharistiae sacramento, sine isto de quo
diximus (quod receptum quidem est ab oculis nostris in caelum, sed
tamen semper sua virtute praesens est timentibus deum) ne scilicet
sacramentum sine fide amplecti videamur.« (Bucer zitiert diese Stelle in
seiner lateinischen Verteidigungsschrift.) Betrachtet man zudem Bugen-
hagens vorausgehende Ausführungen über das geistliche Niessen Christi,
so versteht man, wie sehr diese Sätze Bucer in dem Glauben wiegen
konnten, mit den Wittenbergern doch einig zu sein, oder sich mit ihnen
einigen zu können.
3. Zudem schien Bugenhagen zu diesem Vorgehen selbst die Einwilli-
gung gegeben zu haben. Jener hatte in dem Brief, der die Bewilligung
der Übersetzung des Psalmenkommentars enthielt, dem Übersetzer jeg-
liche (!) Freiheit eingeräumt: Bucer dürfe nach Belieben ändern, » so daß
es ebenso dein wie mein Psalterium sei 12«. In seiner Vorrede zur deutschen
Übersetzung teilt Bucer die Sätze aus Bugenhagens Brief dem Leser
wörtlich mit 13; von dieser Erlaubnis hat Bucer großzügig Gebrauch
gemacht.
Als Bucers Erklärung des 111. Psalmes in Wittenberg bekannt wurde,
griff Bugenhagen empört zur Feder. In seiner Schrift »Oratio / Ioannis
Bugenhagii / Pomerani, quod ipsius non / sit opinio illa de eucha-/
ristia, quae in psalte-/rio sub nomine / eius Germa-/nice / translato
legitur. / Wittembergae M.D. XXVI 14.« nennt er Bucers Einschub
10. Vgl. R. Stupperich: Straßburgs Stellung, a.a.O., S. 267 ff.
11. Vgl. Köhler I, 215 f.
12. Vgl. G. Geisenhof, a.a.O., S. 26, Anm. 2.
13. Vgl. B.s Vorrede, S. 191, Z. 20-27.
14. Vgl. G. Geisenhof, a.a.O., Nr. 199. Dort auch die Nachdrucke und Übersetzun-
gen Nr. 200-203.
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sollte der Vermittlung dienen 10. Eine Unionsformel wurde entsprechend
der ungeklärten Sachlage nicht vorgelegt. Capito bestreitet in seinem
Begleitbrief vielmehr die Zweckmäßigkeit der Lehre von der Real-
präsenz, appelliert an die Friedensliebe Luthers und fordert »Meinungs-
freiheit in den zum Heil nicht notwendigen Dingen «. Zu letzteren zählt
seiner Meinung nach auch das Abendmahl. Er weist auf die früheren
Äußerungen Luthers zum Abendmahl hin: Sie sollen als Grundlage für
eine Einigung dienen 11.
2. Damit wird ein wichtiger Beweggrund Bucers für seinen zur glei-
chen Zeit verfertigten Einschub in Bugenhagens Psalterium berührt.
Bucer fand nämlich in Bugenhagens Auslegung zu Psalm 110, Vers 4 ff.
(Vulgatatext), folgende ganz zwinglisch lautende Beschreibung des
Abendmahls: » Sacramentum vero externum panis et vini sive corporis
et sanguinis Christi, huius tantum signum est, quod sine hoc indigne
sumpseris ad iudicium. Quapropter censeo nunquam vel docendum vel
scribendum esse de externo eucharistiae sacramento, sine isto de quo
diximus (quod receptum quidem est ab oculis nostris in caelum, sed
tamen semper sua virtute praesens est timentibus deum) ne scilicet
sacramentum sine fide amplecti videamur.« (Bucer zitiert diese Stelle in
seiner lateinischen Verteidigungsschrift.) Betrachtet man zudem Bugen-
hagens vorausgehende Ausführungen über das geistliche Niessen Christi,
so versteht man, wie sehr diese Sätze Bucer in dem Glauben wiegen
konnten, mit den Wittenbergern doch einig zu sein, oder sich mit ihnen
einigen zu können.
3. Zudem schien Bugenhagen zu diesem Vorgehen selbst die Einwilli-
gung gegeben zu haben. Jener hatte in dem Brief, der die Bewilligung
der Übersetzung des Psalmenkommentars enthielt, dem Übersetzer jeg-
liche (!) Freiheit eingeräumt: Bucer dürfe nach Belieben ändern, » so daß
es ebenso dein wie mein Psalterium sei 12«. In seiner Vorrede zur deutschen
Übersetzung teilt Bucer die Sätze aus Bugenhagens Brief dem Leser
wörtlich mit 13; von dieser Erlaubnis hat Bucer großzügig Gebrauch
gemacht.
Als Bucers Erklärung des 111. Psalmes in Wittenberg bekannt wurde,
griff Bugenhagen empört zur Feder. In seiner Schrift »Oratio / Ioannis
Bugenhagii / Pomerani, quod ipsius non / sit opinio illa de eucha-/
ristia, quae in psalte-/rio sub nomine / eius Germa-/nice / translato
legitur. / Wittembergae M.D. XXVI 14.« nennt er Bucers Einschub
10. Vgl. R. Stupperich: Straßburgs Stellung, a.a.O., S. 267 ff.
11. Vgl. Köhler I, 215 f.
12. Vgl. G. Geisenhof, a.a.O., S. 26, Anm. 2.
13. Vgl. B.s Vorrede, S. 191, Z. 20-27.
14. Vgl. G. Geisenhof, a.a.O., Nr. 199. Dort auch die Nachdrucke und Übersetzun-
gen Nr. 200-203.