Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0193
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Falsch bauchprediger
fürderen auffrur.

Christus bestetiget die
oberkeit.

A 2 b

Das ampt der oberkeit
über das predigen.

die summ des gesatzes k ist lieb von reinem hertzen, gutem gewissen und ungeferb-
tem glauben, i. Timoth. i. [5]. Wie vil sind dis jar umbher gelauffen, die
der bauch und nicht der geist getriben hat, Welche, wie es die armen,
unverstendigen leut irem fleischlichen sinn noch gern gehört, gepredigt
haben 4 5? Das dann solche frucht bracht hat, wie wir leider mit so ver- 5
derblichem schaden alles volcks an leyb und seel gesehen haben.

Dann do her uber alle verderbliche, ungehorsame l auffrur und rach
derselbigen (das alles ein ungehörte ubergrewliche palg gewesen ist)
nun vil unberadtene und unbegnadete oberkeiten inen ursach nemen,
die predig göttlichs worts zu verbieten. Das sy förchten, wo Christus 10
solte in den gemütern m herschen, der doch nichts dann gehorsam und
underthenigkeit leret, sy möchten nicht bey iren herschafften bleyben,
wöllen also lieber, der teuffel, der doch ein anfenger und stiffter ist aller
ungehorsam und auffrur, regiere über n die selen ihrer underthon. Allein
dieweil sy hoffen, in disen weg werde inen ir gewalt über o die leib 15
desto bestendiger bleyben, dann das Christus do herr sey, der uns mit
seinem todt erkauffet hat, und sy aber ires zeitlichen gewalts müsten
vergebenep sorg haben, Meinen also, sy wöllen durch den teuffel ire
oberkeiten bestetigen, die bey Christo schwancken möchten. Nein, nein,
ir blinden herren! Christo hat der vatter allen gwalt q gegeben in himel | 20
und erd5 von dem muß euwer gewalt bestetigt werden, oder ir werden
mit sampt euweren gewalt ewiglich verderben. Und ob schon das nicht
so bald geschicht, so habt doch kein zweiffel, der herr wirdt r vil eh ein
end mit euch machen, denn ir meinet. Höret David, der auch ein künig
und fürst ware: küsset den sun, das er nicht zürne und ir den weg verlieret; 25
denn sein zorn wurdt bald anbrennen; aber wol allen, die auff in vertrawen!

[Ps 2,12]. Weh aber allen, die nicht auff in vertrauwen und inen selb s
helffen oder sust t ungehorsam und auffrürisch sein wellen u; Als zwar
der merer teil des auffrürischen volcks, das sich diß jar wider seyn
oberkeyt enpöret hat, gewesen ist. Den herren müssen wir lassen 30
machen mit solchen seinen feynden, wir sollen uns selb verleugnen,
unser creütz auff uns nemen 6 7 und im, unserem hirten, als schäffli v nach-
folgen7, die sich keinem gewalt widersetzen, allein auff iren hirten
sehen und in lassen mit inen und den wölffen handlen.

Aber die oberkeiten solten gedencken, das sy Gottes stathalter sind und 35

k) gesetzes B. - l) ungehorsam B. - m) gemüttern B. - n) uber B. - o) uber
B. - p) vergebne B. - q) gewalt B. - r) wirds B. - s) selbs B. - t) sunst B. -
u) wöllen B. — v) scheflin B.

4. Zum Bauernaufstand vgl. J. W. Baum, S. 312ff.

5. Vgl. Mt 28,18.

6. Vgl. Mt 16,24.

7. Vgl. Jo 10.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften