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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
kinder alle liessen lesen leren und, wo Gott die geschicklicheit gibt, sy
auch andere sprachen (fürnemlich Hebreisch und kriechisch Und,
seitenmal gemeiner brauch und die mittel, dise geschicklich g zu leren,
das erfordert, auch die Lateinisch) verschafften, glert h zu werden. So
möcht i man sich für und für desto baß vor allem irthumj bewaren. 5
Dann wer weyß nicht, das kein schrifft so hell und wol ymmer mag
A 3 a verdolmet | schet werden, man liset sy noch verstentlicher in irer ur-
Notturft der sprachen. sprünglichen zungen. So hat uns Gott je nicht vergebens die zungen
und mittel, dieselbigen zu leren, gegeben. Der heilig geist leret sy eins-
mals k die Apostolen, Dann sy nicht weyl hatten, die von menschen zu 10
leren. So wir aber weil und lermeister haben mögen und die arbeit und
kosten nit wellen dran legen, was solt anders folgen, dann das gott mit
krefftigen irthummen unser undanckbarkeit plagen wurdt l, wie auch vor
leyder beschehen ist? Wir müssen bekennen, das wir durch mittel der
sprachen, als Hebreisch, kriechisch und auch zum teil Lateinisch, die 15
warheit wider funden haben. Pffuch 12 der undanckbarkeit, das wir solch
köstliche mitte, solcher reychen güter nicht höher achten. Freylich
müssen die kein guten geist haben, die solche sprachen, so nutzliche
gaben Gots m, domit ir faule unwissenheit zu beschönen, verwerffen
odern klein achten. So werden die auch sich läwer danckbarkeit bewei- 20
sen, die nicht allen fleiß fürwenden, das wir solche gaben Gottes behal-
ten. Darumb, lieben brüder, wer Christum kennet, laßt uns sein wort
lieben, seine heilige geschrifft o mit allem fleiß lesen, daran sein und
helffen, das sy jederman lese, und uff p das mans allweg lautter lese,
helffen und radten, das allweg auffzogen werden, die der heiligen 25
Hebreischen sprachen, der kunstreichen kriechischen kündig seyen,
dobey gar nit auß den henden gelassen q auch die Latinisch, und das
umb ires weyten r brauchs willen, und auch das sy nicht wenig dienst-
lich ist, dise zu begreiffens. Alsdann werden euch allen die heiligen
schrifft wol und lautter verdolmetschet und auch außgeleitt werden. 30
Alsdann u werden ir unsers herren und heilands wort, das euwere selen
lebendig machet, lautter, schon und lieplich lesen und hören mögen;
dadurch v glaub und lieb und alles gutz bey uns auffgohn und erhalten
wurdt, alles böses und aller irthumb zu grund gohn und nienen bey uns
platz finden. 35
Solchen gemeinen verstand zu fürderen w, haben mich etlich x gute
freünd beredt y, das ich mir habe fürgenomen zu verteutschen, was
g) geschichlich A. - h) gelert B. - i) möchte B. - j) von allen yrthummen B. -
k) einßmals B. - l) wirt B. - m) Gottes B. - n) und B. - o) schrifft B. - p) auff
B. - q) gelossen B. - r) weytten B. - s) begryffen B. - t) außgelegt B. - u) Alß
dann B. - v) dardurch B. - w) fürdern B. - x) ettlich B. - y) fründ des beredt B.
12. Oder pfuch: eine Interjektion; vgl. Grimm VII, 1803.
SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
kinder alle liessen lesen leren und, wo Gott die geschicklicheit gibt, sy
auch andere sprachen (fürnemlich Hebreisch und kriechisch Und,
seitenmal gemeiner brauch und die mittel, dise geschicklich g zu leren,
das erfordert, auch die Lateinisch) verschafften, glert h zu werden. So
möcht i man sich für und für desto baß vor allem irthumj bewaren. 5
Dann wer weyß nicht, das kein schrifft so hell und wol ymmer mag
A 3 a verdolmet | schet werden, man liset sy noch verstentlicher in irer ur-
Notturft der sprachen. sprünglichen zungen. So hat uns Gott je nicht vergebens die zungen
und mittel, dieselbigen zu leren, gegeben. Der heilig geist leret sy eins-
mals k die Apostolen, Dann sy nicht weyl hatten, die von menschen zu 10
leren. So wir aber weil und lermeister haben mögen und die arbeit und
kosten nit wellen dran legen, was solt anders folgen, dann das gott mit
krefftigen irthummen unser undanckbarkeit plagen wurdt l, wie auch vor
leyder beschehen ist? Wir müssen bekennen, das wir durch mittel der
sprachen, als Hebreisch, kriechisch und auch zum teil Lateinisch, die 15
warheit wider funden haben. Pffuch 12 der undanckbarkeit, das wir solch
köstliche mitte, solcher reychen güter nicht höher achten. Freylich
müssen die kein guten geist haben, die solche sprachen, so nutzliche
gaben Gots m, domit ir faule unwissenheit zu beschönen, verwerffen
odern klein achten. So werden die auch sich läwer danckbarkeit bewei- 20
sen, die nicht allen fleiß fürwenden, das wir solche gaben Gottes behal-
ten. Darumb, lieben brüder, wer Christum kennet, laßt uns sein wort
lieben, seine heilige geschrifft o mit allem fleiß lesen, daran sein und
helffen, das sy jederman lese, und uff p das mans allweg lautter lese,
helffen und radten, das allweg auffzogen werden, die der heiligen 25
Hebreischen sprachen, der kunstreichen kriechischen kündig seyen,
dobey gar nit auß den henden gelassen q auch die Latinisch, und das
umb ires weyten r brauchs willen, und auch das sy nicht wenig dienst-
lich ist, dise zu begreiffens. Alsdann werden euch allen die heiligen
schrifft wol und lautter verdolmetschet und auch außgeleitt werden. 30
Alsdann u werden ir unsers herren und heilands wort, das euwere selen
lebendig machet, lautter, schon und lieplich lesen und hören mögen;
dadurch v glaub und lieb und alles gutz bey uns auffgohn und erhalten
wurdt, alles böses und aller irthumb zu grund gohn und nienen bey uns
platz finden. 35
Solchen gemeinen verstand zu fürderen w, haben mich etlich x gute
freünd beredt y, das ich mir habe fürgenomen zu verteutschen, was
g) geschichlich A. - h) gelert B. - i) möchte B. - j) von allen yrthummen B. -
k) einßmals B. - l) wirt B. - m) Gottes B. - n) und B. - o) schrifft B. - p) auff
B. - q) gelossen B. - r) weytten B. - s) begryffen B. - t) außgelegt B. - u) Alß
dann B. - v) dardurch B. - w) fürdern B. - x) ettlich B. - y) fründ des beredt B.
12. Oder pfuch: eine Interjektion; vgl. Grimm VII, 1803.