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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0240
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GETREWE WARNUNG GEGEN JACOB KAUTZ

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[19]. Das ist ja das fundament Gottes, daruff steht sein kirch, das er die
seinen kennet, und wie er sie erwelet hat, berüfft er sie auch zu seiner
zeit, macht sie heilig und selig, und das bricht uß, so wie Christum
erkennen und seinen namen verjehen 2. Als dann wychen sie, wie schwach
5 das mag zugohn, von der ungrechtigkeit und gelegen der liebe.

Wie wol aber dem also ist und die der Vatter unserm herren Christo
geben hat im niemand nemen wirdt und sie auch entlich bey ires hirten
stym blyben werden und die frembden faren lassen, noch so erfordert
die liebe Christi und | unserer brüder, das wir vor falscher lere ver- A 2 b
10 warnen, wo wir mögen, wie auch Paulus gethon hat. So wir dann durch
die gwisse schrift und heiligen geyst versichert sind, das nit schedlicher
lere mag uffkummen, dann mit der leyder Hans Denck sich behafftet in
schrift 3 und bei uns mit worten auch erzeygt hat 4, nemlich die die
frummkeyt und seligkeit nit Christo allein, sondern unsern wercken
15 und freyen willen zugibt, Christum für ein vorgenger und exempel und Summa Denckischer leer.
nit eynigen gnugthuner, der alles guts in uns allein wircket, haltet und
fürgibt, wil an die schrifift, die doch alles guts leret, nit gbunden sein,
auch den Christen kein Oberkeit nach der ordnung Gottes, die das
schwert brauchet, zulassen, und demnach, so sie also vil heylige erwelte
20 glider Christi vom reich Christi verstosset, thut sie dann einsmal den
himel wider uff teufflen und allen verdampten, die sie fürgibt zuletst
selig werden, damit die farlessigen desterweniger sorg haben, Christum
anzunemen. Und aber Denck bey euch gewesen ist und Jacob Kautz
aus desselbigen irthumb Artickel als warhafft fürgeben hat, hat uns die
25 liebe getrungen, euch uffs früntlichest und kürtzist vor solchen schäd-
lichen leren zu warnen, bitten, ir wöllens im besten uffnemen, wie wir
das aus getrungender pflicht Christi und lieb zu seinen glidern für-
genommen haben.

Doch solt ir uns unserthalb nit glauben, beweret alles, uff das ir
30 annemen, das Got gefel- | lig sey. Ir habt die schrifft, die wöllent mit A 3 a
eynfeltigen augen ansehen, sie leret alles guts, ist aber ir summ lieb von
reynem hertzen, guten gewissen und ungeferbten glauben, wie Paulus
lert 5. Ir habet auch Gott ein gnedigen vatter, der sein guten geyst seinen
hindern, so in darumb bitten, nicht versagen mag, derselbig leret dann
35 alle warheit. Um den bitten, den wöl euch der Herr ryhlich geben,
damit ir bey dem ewigen waren Evangelio Christi blyben, das ir an-
genomen habt, und kein anders ist, allein das euch etliche wöllen ver-

2. Bekennen.

3. Nämlich in der Schrift »Vom Gesetz Gottes«, die 1526 bei Ulhart in Augsburg
erschienen und dann von Joh. Prüß in Straßburg nachgedruckt worden war.

4. Bei der oben in der Einleitung (S. 231) erwähnten Disputation vom 22. Dezem-
ber 1526.

3. Vgl. I Tim 1,5.
 
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