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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0243
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238

SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

A 5 b

Die teuffer wellen von der
schrifft ungerichtet sein. Was
das wort Gottes.

Warlich die krafft und macht Gottes würcket anders in den erwelten.
Kautz sehe wol drauff, was krafft und macht in hiezu erreget hab. Wir
wissen, das es die krafft und macht Gottes, die in den heyligen würcket
und sie nur zur besserung tribet und deßhalb der heylig geyst genant
wirdt, nit ist. Das wirdt sich baß hernach finden. 5

Zum dritten. Es neme der Christlich leser acht, das er sich erbeüt,
seine Artickel auß der warheit selbs zu beweisen. Warumb sagt er
nicht schrifft? Paulus schreibet doch, das sie nütz sey zur lere,
zur straffe, zur besserung, zur züchtigung in der gerechtigkeit, das ein
mensch Gottes sey on wandel zu allem guten werck geschickt ii. Timoth. 10
iii. [16 f.].

Hans Denck, wie deren, so man Widertäuffer nennet meh, haben uns
frey gesagt, sie | wöllen ihren geyst an die schrifft nicht binden 7, und
Denck, als im hie Paulus wider sein gedicht, damit er die sünd nur zu
eym leren won machen wil in seinem büchlin vom gesatz Gottes 8, in 15
offentlichem gespräch fürgeworffen ward, sagt er, er wölte Paulum
hyndan setzen. Das aber mit disem Kautz die schrifft nicht wölle lassen
die einige regel syn, damit bei den erwelten alle warheit beweret und alle
lugen verworffen werden sol und mag, wöllen wir im nicht zu messen,
wo er aber mit dem Dencken und anderen Widertäuffern der meynung 20
sein wolte, so hüt sich vor im, wer die worheit liebet. Dann die schrifft
weißmachet zur seligkeit, spricht sant Paulus 9 und leret alles guts,
deshalb wer sein lere nicht wil lassen nach derselbigen gericht werden,
der muß auch keyn gute lere füren und schewet das liecht Gottes.

Der Erst Artickel. 25

Das wort, welchs wir eüsserlich mit dem mundt reden, mit fleyssigen h
oren hören, mit henden schreiben odder trucken etc. ist nit das recht
lebenhafft oder ewig bleibent wort gottes, sonder nur ein zeügnüß
oder anzeygung des indren, damit dem ausseren auch genug geschehe.
Das gethön freylich und buchstaben hat nieman für das wort Gottes 30

h) fleischlichen (Or.).

7. Vgl. etwa folgende Stellen aus Dencks oben genannter Schrift: Wer den gayst
nit hatt und in in der schrifft zu finden sich vermißt, der suchet liecht und findt
finsternuß. - Wer die warhait in der warhait hatt, der kan sy on alle schrifft berechnen.
- Aber er nympt sy die Schrift doch nit an, sy sey im dann zuvor durch die Salbung des
gaysts außgelegt. - Hans Denck: Schriften, 2. Teil, a.a.O. Hg. von W. Fellmann.
1956. S. 59, 63.

8. Vgl. hierzu Dencks Ausführungen, a.a.O., S. 55.

9. Vgl. 2 Tim 3,15.
 
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