254 SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
sind auch heylig marterer von yederman je und je gehalten worden und
haben noch dennoch auch schwere irrungen gehebt. Doch der erlösung
Christi Jesu halb, daran es alles ligt, haben wir kein sollich irthum bey
disem Michel Satler als dem Dencken gefunden.
Der Sybendt Artickel.
Eben wie der eüsserlich anbiß q in die verbotten frucht weder yhm noch
seinen nachkummen geschadt hette, wo das innerlich annemen auß-
bliben were, Also ist auch das Leiblich leiden Jesu Christi nit die war
genugthuung und versünung gegen dem Vatter on innerlich gehorsam
und hösten lust, dem Ewigen willen zu gehorchen.
Uber dise obgemelte Artickel sol niemants richter sein, dann der
alleyn, der in aller menschen hertzen redt und zeügt, wie die geschrifft
sagt, Ursach, keynem menschen ist von Gott befolhen, die warheit zu
berechten, sonder alleyn zu bezeügen.
Dieser Artickel will den schadhafften irrthumb Hanns Dencken zu viel
außstossen. Von was innerlichen annemen redt Kautz? Freilich nicht
C 4 a des Adams selb, dann wo er nicht | zuvor innerlich die frucht ange-
nummen und willen sie zu essen gehebt hette, er hette nicht darin ge-
bissen. So wirdt Kautz wöllen der red nach, das der eüsserlich anbiß
Adams seinen nachkummen nicht schiede, wo sie, die nachkummen,
solich übertrettung nicht innerlich annemen. Was ist nun das anders,
dann die erbsünd und gantze schrifft leücknen, ein freyen willen setzen,
die natur, so doch so gar verderbt ist, gerecht machen? Wo bleibt nun,
das wir von kindt auff zum bösen geneyget sindt, Genesis am sechsten
capit. [5], das wir von natur kinder des zorns seindt, Ephesi. ii [3],
Das in unserm fleysch nichts guts, Romano am sybenden cap. [18], Das
wir in sünden entpfangen und geporen werden, am einundfünzigsten
Psal. [7], Das Gott Esau gehasset hat noch in muterleib [Mal 1,3; Ro
9,13] ? Ach wir befindens anders, unser natur ist verderbt, ehe dann wir
etwas verstohn, ich schweig annemen künnen.
Wie will sich aber vertädigen lassen, das Kautz schreibt, das leiblich
leiden Jesu Christi sey nicht die war gnugthuung und versünung gegen
dem Vatter on innerlich gehorsam und höchsten lust, dem ewigen willen
zu gehorchen? Paulus sagt, da wir noch feind waren, sein wir gott
versünet worden durch den todt seines suns. Roma, am fünfften capit.
C 4 b [10], wo war da die innerlich gehorsam und höchster lust, | dem ewigen
willen zu gehorchen, da wir noch feind waren? Nun redt Paulus nur
von warer versünung.
5
10
15
20
25
30
35
q) anbiß Adams (Or.).
sind auch heylig marterer von yederman je und je gehalten worden und
haben noch dennoch auch schwere irrungen gehebt. Doch der erlösung
Christi Jesu halb, daran es alles ligt, haben wir kein sollich irthum bey
disem Michel Satler als dem Dencken gefunden.
Der Sybendt Artickel.
Eben wie der eüsserlich anbiß q in die verbotten frucht weder yhm noch
seinen nachkummen geschadt hette, wo das innerlich annemen auß-
bliben were, Also ist auch das Leiblich leiden Jesu Christi nit die war
genugthuung und versünung gegen dem Vatter on innerlich gehorsam
und hösten lust, dem Ewigen willen zu gehorchen.
Uber dise obgemelte Artickel sol niemants richter sein, dann der
alleyn, der in aller menschen hertzen redt und zeügt, wie die geschrifft
sagt, Ursach, keynem menschen ist von Gott befolhen, die warheit zu
berechten, sonder alleyn zu bezeügen.
Dieser Artickel will den schadhafften irrthumb Hanns Dencken zu viel
außstossen. Von was innerlichen annemen redt Kautz? Freilich nicht
C 4 a des Adams selb, dann wo er nicht | zuvor innerlich die frucht ange-
nummen und willen sie zu essen gehebt hette, er hette nicht darin ge-
bissen. So wirdt Kautz wöllen der red nach, das der eüsserlich anbiß
Adams seinen nachkummen nicht schiede, wo sie, die nachkummen,
solich übertrettung nicht innerlich annemen. Was ist nun das anders,
dann die erbsünd und gantze schrifft leücknen, ein freyen willen setzen,
die natur, so doch so gar verderbt ist, gerecht machen? Wo bleibt nun,
das wir von kindt auff zum bösen geneyget sindt, Genesis am sechsten
capit. [5], das wir von natur kinder des zorns seindt, Ephesi. ii [3],
Das in unserm fleysch nichts guts, Romano am sybenden cap. [18], Das
wir in sünden entpfangen und geporen werden, am einundfünzigsten
Psal. [7], Das Gott Esau gehasset hat noch in muterleib [Mal 1,3; Ro
9,13] ? Ach wir befindens anders, unser natur ist verderbt, ehe dann wir
etwas verstohn, ich schweig annemen künnen.
Wie will sich aber vertädigen lassen, das Kautz schreibt, das leiblich
leiden Jesu Christi sey nicht die war gnugthuung und versünung gegen
dem Vatter on innerlich gehorsam und höchsten lust, dem ewigen willen
zu gehorchen? Paulus sagt, da wir noch feind waren, sein wir gott
versünet worden durch den todt seines suns. Roma, am fünfften capit.
C 4 b [10], wo war da die innerlich gehorsam und höchster lust, | dem ewigen
willen zu gehorchen, da wir noch feind waren? Nun redt Paulus nur
von warer versünung.
5
10
15
20
25
30
35
q) anbiß Adams (Or.).