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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0258
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GETREWE WARNUNG GEGEN JACOB KAUTZ

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sonder wie Paulus zun Corinthern leret, das der richen uberfluß erstatte
den mangel der armen 37. Zu Jerusalem hielten die jünger erstlich also
eyn gemeyn, alsbald gebar es aber zanck, ward bald nachgelassen und ist
weder von Christo noch keynem Apostoln irgents gelert worden. Die
5 liebe leren alle Aposteln nach Christo, wo die sein würdt, würdt man
recht alle ding gemeyn haben, Dann man würdt alle ding zu dienst des
nechsten, wie es nütz und gut, brauchen.

Also sind es auch gar nicht Christlich fußstapffen, das sie sich also
sündern und yederman verdammen, nur zu schelten und straffen, aber
10 nicht zu trösten und ermanen geneygt sind. Wen hat doch Christus also

verworffen? Gegen welchem ist er so raw gewesen? Hat er nit | gnedig- C 3 a
lich die sünder zu ihm gelocket und uffgenummen? Hat er sich nicht
aller stät, personen und zeyt gebrauchet zur lieb und dienst den leuten ?

Die widersprecher der erkanten warheyt, und erst nach so vilen zeychen
15 und bewerungen seyner warheyt, hat er scharff gestraft, doch nyman
also wie die Widertäuffer hingeworffen. Ist auch alweg bereyt geseyn, das
hundertst schäflyn zu suchen und die neunundneuntzig zu verlassen.

Man sehe Christi leben und lere an, würdt sichs finden, das die armen
leut, die Widertäuffer, sein weg und fußstapffen noch nie erkant haben.

20 Wir achten aber doch, das Got auch uß den seynen in solch yrthumb
kommen laß, als wir nicht zweiffeln, Michel Satler, der zu Rotenburg
verbrandt ist, sey eyn lieber frundt Gots 38,wie wol er eyn fürnemer ym Michel Sattler.

Taufforden gewesen ist, doch viel geschickter und p erbarlicher, dann
etliche andere. Auch hat er vom Tauff geantwort, das man sicht, das er
25 alleyn den kindertauff verworffen hat 39, durch den man vermeynt selig
zu werden, dann er soll den artickel, wie eyn getruckt büchlin von ihm
außgangen 40 meldet, damit beweret haben, das der Glaub alleyn selig
mache. Dazu hat er gebetten umb bericht aus Biblischer schrifft und sich
erbotten den anzunemen. Darumb wir nicht zweyffeln, er sey eyn
30 marterer Christi. S. Ciprianus, | also auch Tertulianus und vil andere C 3 b

p) vund.

37. Vgl. 2 Cor 8,14.

38. Michael Sattler, der sich Ende 1526 in Straßburg aufgehalten hatte, war im
Frühjahr in Horb gefangengenommen und am 20. Mai zu Rottenburg verbrannt
worden. Wenige Tage nachher, richteten die Straßburger Prediger an die Stadt Horb
eine Fürbitte für die dort noch gefangengehaltenen Täufer (Konzept Capitos in Basel,
Univ.-Bibl. Ki. Ar. 23a, Bl. 157), in der ebenfalls Sattlers trefflicher Eifer zur Ehre
Gottes und der Gemeinde Christi anerkannt wird.

39. Sattler hatte in seinem Abschiedsbrief an die Straßburger Prädikanten (künftig
in den elsässischen Täuferakten, Nr. 70) zwanzig Lehrunterschiede aufgestellt, dar-
unter: Tauff inlybet all glaubig inn den lyb Christi, doruff er ein houpt ist.

40. Brüderlich Vereinigung etzlicher Kinder Gottes sieben Artikel betreffend. Item
ein Sendbrief Michael Sattlers an eine Gemeine Gottes. Hg. von Walther Köhler. 1908.
 
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