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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0257
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

ihn zu wandlen, durch seinen todt erworben ? Warumb nennen die leut
Christum nitt von seinem eygen ampt, das er unser mitler und erlöser
ist? Er sagt doch selbs, er sey der weg, die warheyt und das leben 34.
Wie ist er dann nur eyn vorbild und vorgenger ? Ach Got, wie sicht man
so wol, was geysts die leut trybet, Gott würdt ihm weren. Und zwar
C 2 a wölten sie es nur mercken, er zeygts inen auch | gnug an, so vil grober
heyligkeit findt sich in ihrem so kleynem heüfflin, denen doch sonst
yederman müssen kinder des teuffels und der welt sein.

Wyr wolten auch, Kautz hette die fußstapffen Christi Jesu und den
weg, den er uns gebanet hat, baß ußgestrychen. Wil er Dencken folgen,
des Müntzers junger und eyn beschirmer der Widertäuffer, der auch bey
uns nicht hat wöllen unbillichen, das zu Sant Gallen eyner seynem bruder
den kopff abgehawen hat, und gesagt, der vatter habs geheyssen 35, und
das eyn ander bey uns hat den jüngsten tag verkündet auff den auffarts
tag uber sechs jar 36, so würdt es der newe Taufforden sin, das man zu
burgerlichem schyrm der Oberkeyt nicht gehorsame, Das auch keyner,
der Christen sein wil, yn der Oberkeyt sey und das schwert brauche,
Das man keyn Eyd auch aus gebott der Oberkeyt thu, Das man nicht
lache Und alle, die yn solchen Orden nicht kommen, verdamme und
bevorab die die erlösung Christi predigen, Das man sich auch vor allem,
nach gehörter irer leer, tauffen lasse. Das man dann von nyeman ausser
irem orden das wort Gottes höre, bevorab yn templen, da noch götzen
ynnen sind, des dings haben sie noch vil. Iren etliche wöllen auch eusser-
lich alles yn gemeyn haben, das eyn yeder uber deso andern hab gewalt
hab.

C 2 b Nun hat aber Gott yn seynem gesatz, das | Christus nicht hat wöllen
ufflösen, und gutte ordnung, die Christus nicht hat stürtzen wöllen,
beyd des Eyds und Schwerts brauch selb yngesetzet und gebotten.
Darumb das Christus gebotten, nicht zu schweren noch dem bösen
zuwiderstohn, von eygenwilligen lichtfertigen schweren und selb für-
genummer rach gebotten hat, und gar nicht, das nach ordnung geschicht
des vatters, wie ers yn seynem heyligen gesatz yngesetzet hat. Der Vatter
und der Sun sind eyns und nicht wider eynander. So erfordert auch die
gemeynschafft Christi nicht, das man usserlich alle ding gemeyn mache,

o) dz.

34. Vgl. Jo 14,6.

35. Die Ermordung des Leonhard Schugger durch seinen Bruder Thomas am
8. Februar 1526. Vgl. Job. Kessler: Sabbata. 1902. S. 161. Anm. 1.

36. Der oben in der Einleitung erwähnte Hans Wolff von Benfeld. Zu seinen
Lehren gehörte die Behauptung: »Anno septimo abhinc ad diem Ascensionis hora
duodecima, in primo articulo horae finiendum saeculum hoc« (Capito an Zwingli,
11. Juni 1526. CR 95, Zw 8, S. 623, Nr. 494).

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