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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0288
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BERNER PREDIGT

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diß läben, das allein ein war und ewigs läben ist, krefftiger und vol-
komner hat, dann der ander. Ein klein kindlin läbt ein menschlich läben,
es kan aber drum noch nit louffen, reden und handlen wie ein alt
mensch, noch wäre der unsinnig, der darumb sagte: Es wäre ein geyß 11
5 und wölte nit zugeben, das es ein menschlich läben hette. Also sind
noch vil unsinniger etliche der Widertöuffer, die glych von kinderen
Gottes verstossen, als die kein Göttlich läben habend, darumb das sy
noch nit alle werck eines Göttlichen läbenns bewysend 13; wo warer
gloub an Christum, wo rechte erkanntnus Gottes, da ist das ewig
10 sälig läben, es ist | aber nit alsbald volkommen, wo aber da so vil ist, F 5 b
das der geyst Gottes dinem geyst zügnus gibt, das du syest ein kind
Gottes 14, und trybt dich dahin, das du hertzlich begärest dinem Gott
zegefallen. Jetz hast du gewüßlich das ewig läben, dann du erkennest
Gott und also, das sich din hertz nimmermer von im wenden mag, ob
15 es glych durch das gesatz der glider 15, durch die böse neygung zum argen
und allem angebornen, zu vil übels getriben wirdt, ob du ouch Gott
glych, wie Petrus, verleügnest 16, so wirdt doch din hertz widerumb
lustig: es ist gefangen, es hatt ein läben, das ist ewig, das find sich fyn
by manchem yetz, der nit zum volkomnesten läbt, es kompt aber darzu,

20 er sölle sterben oder den Herren verleügnen, da laßt er sich ee brennen
und alle marter anthun, ee er a den Herren lassen möge: wohär kompt
es? er hatt in erkennt, er weyßt, das er Gott, das ist alles gutes, ist: wo
sol er sich hinwenden? in im findt ers alles, ussert im ist nüts. Diß ist
nun alles die würckung des Heyligen Geysts 17, und findt sich gar schyn-
25 barlich 18 und mercklich, wo sy ist. Es hörend zween einen Prediger
und ein Evangelium, der ein gadt dahyn, spüwet 19 darab, verlesterets
und vervolgets, der ander erseüfftzets im hertzen, saget dem Herren
danck umb syn ryche gnad, bitt umb stercke, dem gehörten wort zege-
läben, ob | nun das schon schwächlich etwan nacher gadt, so ist doch das F 6 a
30 hertz gefangen zu Gott, den es erkennet hat, es seüfftzet ouch und miß-
falt im selbs in sinem gebrechen, begärt und hoffet im Herren starck
zewerden. Diß ist der sun Gottes, diß ist das ewig läben, dahär und
sunst nyenet här kommet waare gedult, gelassenheyt, liebe, früntlichheyt

a) ee und er.

12. Ziege.

13. Vgl. Holl I, 451-454.

14. Vgl. Ro 8,16.

15. Vgl. Ro 7,23.

16. Vgl. Mt 26,69-75.

17. Zu B.s Lehre vom Heiligen Geist vgl. Lang, S. 120-132.

18. Wie der Augenschein ergibt.

19. Speien, spucken.
 
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