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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0291
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

also, sonder sy läbend yppigklich oder in menschlicher frombkeyt, so
hatt ir hertz weder rast noch ruw, und das allein darumb, es nert sy 37,
sy gefallen noch Gott nit, sy haben nit, das sy haben söllen, sy sperren
sich on styffen glouben, on thetige liebe: secht die sinds, denen der Herr
rüfft, die kommen ouch, sobald sich der kommer und last irer sünd 5
eregt, sobald sy in sich selb schlahend, sobald sy nach rechter fromm-
keyt fragen, so inen das Evangelium geprediget würdt. Christus Jesus
ist allein, der dem vatter für uns hatt gnug gethon und erworben ein
guten geyst, der uns enderen und im glych machen werde, so lang, so
kurtz, von stund an, da wirt solicher hertz erquickt, nitt anders, denn 10
F 8 a so einer schuld halb verzagen wölte, und kemme ey-| ner und sagte,
gehab dich wol, es ist ein herr da, der wil alles für dich bezalen, oder
so man einen dem hencker ab dem seyl schnitte, der gewünnet denn
den herren lieb, ergibt sich gentzlich an in und denn alsbald empfindt
er den geyst gottes, der in gelaßner, früntlicher, geneygter zu allem guten 15
richtet, mer dann er sich all sin läbenlang befunden hatt; nitt, das es als-
bald gantz mit sye, das fleysch hanget noch an, und zücht hinder sich
das best, das es mag, aber der geyst ist stercker und dringt für. Secht
das sind die lüt, denen der Herr mit namen rüfft, und die in der warheit
zu im kommend: wer sich sonst des Evangelions annimpt, und nitt 20
sölchen kommer und last syner sünd und bösen begird befyndet, der
wirdt noch nitt wyssen, was das Evangelion sye. Nun, lieben fründ,
zu denen red ich, die Gottes sind, die anderen habend nit oren, dises
zehören, gond in üch selber, secht an den rechten zweck, Gott müsen
wir uß gantzem hertzen ouch und unseren nechsten als uns selber lie- 25
ben 38, dahin müssen wir, ja himmel und erden müßte ee zergon, dann
ein dipfli von dem gsatz 39 möchte in den kindern gottes joch beliben:
wie wyt habend wir aber nun dahin alle? was ist nun volle seligkeit,
anders dann vole frommkeit, die wirt ouch gewißlich da sin, wa wir
das Evangelion recht fassen, das ist Gott recht lernen kennen: das gut 30
lieben wir alle, kantind wir nun, das gott der brunn alles guten ist,

F 8 b allein wurden wir in lieben, und von | gantzem hertzen. Wär nun dero
ernstlich nach weite dencken, der sölte kumber und last gnug befinden,
dem wurde dann das Evangelion recht hertzlich wol schmöcken, der
wurde, wenn in alle welt halten wölte, zu Christo louffen, der wurde 35
ouch innen werden, was trost und ergetzlikeit er den synen gibt. Also
habend ir nun ouch, wer die syend, denen der Herr rüffe, die ouch zu
im kommend, nit die verruchten weltkinder, nit die sicheren glychßner,
ouch nit die verzwyfleten glychßner, sunder die ir sünd also erkennend,

37. Raget: weil sie einsehen.

38. Vgl. Mt 22, 37; 39.

39. Vgl. Mt 5,18.
 
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