Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0343
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
338

SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

erlöset. Und als mensch ist er der eynig mittler zwischen Gott und dem
D 2 b men-|schen 143. Ja, Herr und erstgeborner aller Creaturen, durch den
alles widerbracht werden muß, wie Paulus gar hell Epheß. i., Colo. i. [15]
leret. Die Jüden kündten aber das doch nit fassen 144. Darumb da er
erst seinem fleysch und blut so vil zugab, das sie eyn speiß weren des 5
ewigen lebens, mochten sie es noch vil weniger erleiden. Ja, auch etliche
seiner Jünger s stiessen sich daran 145. Meynten alle, so er also eyn noch-
gültig 146 mensch under inen umbgienge, er geb im selb zu vil zu.
Darauff sagt er nun zu inen: Ergert euch das, das ich sag, ir müssen
durch mein fleysch und blut selig werden, und meynt, ich thu im zu 10
vil? Was wert ir dann nun sagen, wenn ir mich, eben disen armen
Josephs Son, als irs achten, und menschenkindt, sehen werdt dahyn-
faren, da ich vor war, Ja, allweg noch der Gottheyt bin? Wolan, der
geyst macht lebendig [Jo 6,63], der muß doch die sach außrichten und
zeugnüß von mir geben, wer ich sey. Das fleysch ist gar keyn nütz[Jo 15
6,63]. So lang ich im fleysch bey euch bin, so sind ihr auch fleyschlich.
Darumb muß ich ewern augen diß fleysch entziehen. Und so es zu
seinen ehren kompt, und der heylig geyst euch geben würt, dann werdt
ir erfaren, das mein fleysch warlich eyn speiß ist zum ewigen leben, und
das ich nit Josephs sonder des lebendigen Gottes Son bin. Die wort, 20
die ich zueuch red, sind geyst und leben [Jo 6,63]. Sie sagent von dem, das
der geyst würcket und das ewig leben ist. Aber ewer etliche glauben mir
nit [Jo 6,64]. Darumb stossen sie sich an soliche t meine rede, als mächte
D 3 a ich | mich selb zu groß. Das ist, lieber Seboldt, mein verstandt des orts.

Wie dunckt dich? Meynstu, ob er bestehn möge? 25

Seb.: Zwar er reimet sich nicht u so ubel. Er stymmet aber nit mit den
ewern zu, die da sagen, der Herr hab hie gesagt, sein fleysch sey nit
nütz leiblich v zu essen.

Arbo.: Wieso ? So er hiemit hat wöllen anzeygen, das er gar nit ge-
nützet hette, wo er bey den seinen leiblich bliben were (dann der 30
heylig geyst were nit kommen, damit weren sie also fleyschlich und
on rechten verstand bliben) so würt freilich folgen, das er sich auch nit
hab wöllen leiblicher weiß zu essen geben. Hat nichts mögen nützen,
so er bey den seinen leiblichen bliben were, so hette er auch nit nützen
mögen, wo sie ihn leiblich gessen hetten. Der heylig geyst hatt an seiner 35
stadt sollen alle ding außrichten. Durch denselbigen wil er regierenw,
leren, speisen und alles vollbringen.

s) Jüuger A. -t) solche B. - u) nit B. - v) leiplich B. - w) regiern B.

143. Vgl. I Tim 2,5.

144. Vgl. Jo 6,52.

145. Vgl. Jo 6,60.

146. Gering.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften