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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0347
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342 SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

die schrifft, er sitze zu der gerechten der krafft Gottes 156. Den gwalt
hat er nach seiner aufferständtniß als eyn mensch angenomen. Darumb
schreibt Marcus [16,19]: Er ist auffgenomen in den hymel und sitzet zu der
gerechten Gottes. Wie schleußt sichs nun so fein? Christus ist über alles
erhöhet und mit dem öbristen gewalt begabet. Darumb, wie Gott
allenthalb ist, muß er auch leiblich und wesenlich allenthalb sein. Eben
als wol schleußt sichs, als wenn ich sagt v, der mensch Christus ist über w
alle creaturen erhöhet, darumb ist er nymme mensch sonder alleyn Gott.

Seb.: Nu, Christus ist warer Gott, eben der mensch ist, darumb muß
die menscheyt sein da die Gottheyt; sy weren sonst getrennet.

Arb.: Wieso, mein lieber Sebolt? Christus ist bei allen gläubigen,
verlaßt sy nymmer. Sie sind auch in im. Sind sie darumb allenthalb
leiblich und wesenlich, wo er ist? Ist er nit sowol in den Christen in
India als bey uns ? Noch sind wir nit leiblich und wesenlich in India,
da er ist, und sind doch nymmer von im, noch er von uns gescheyden.
Die menscheyt in Christo ist eyn leibliche creatur, die uns nienen 157
anders bschriben ist dann alweg nur x an eynem ort, leiblich und wesen-
D 6 a lich. Da der leib nit mer im grab war, sprach der Engel: Er | ist nit hie
[Mt 28,6]. Darumb wirt nit folgen, das die menscheyt Christi müsse
allenthalben leiblich sein, da die Gottheyt ist. Der aber, der beyde, war
Gott und mensch, ist, ist allenthalb, dann er Gott ist. Da er am creutz
hieng, kundte man weder hie noch anderßwo dann allein am creutz
sagen: Da ist der mensch Jesus leiblich. Man möchte aber allenthalb
sagen, da ist Gott, der day mensch ist. Und ware aber darumb die
menscheyt von der gottheyt nit getrennet, dann die gottheyt auch am
creutz war. Die menscheit ist vom ewigen wort angenomen z, aber nit
darumb zur Gottheyt worden. Beide ists der Herr, warer Gott und
warer mensch. Ob das die vernunfft nit fassen kan, das das wort fleysch
sei, und fleysch doch fleysch blibe a, wie auch das wort wort, so hat doch
der glaub darin allen seinen trost, das die ware menschliche natur zu
solchen ehren kommen ist. Ist daher sicher und getröst, das er auch
zur b unsterblicheyt und Göttlicher gemeynschafft kommen wölle, das
doch gar nit möcht gehoffet werden, wo wir nit seins beyns und fleyschs
weren; Eph. v. [30]. Was wunder wers, das der von todten aufferstünde,
der nie recht gestorben were? Wie wil man aber sagen, das Christus
warlich gelitten hab und gestorben sey, wenn man saget, er sey von
anfang allenthalb leiblich gewesen? Am creutz hat er nur c gelitten. Ist
er dann dazumal d allenthalb leiblich gewesen, so hat er ye nit e gantz,

v) sagr A. — w) vber B. - x) nur B. — y) da der B. - z) angenommen B. - a) blib
B. — b) zur B. - c) nur B. — d) dazumal B. — e) nie B.

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156. Vgl. Mt 26,64.

157. Nirgends.
 
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