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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0367
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

sonder auch die alten und vor hundert jaren wicleff und Huss sampt
den Waldensern, die Luther für liebe brüder erkennet, sampt vil andern
erkant, das Christus nit möge leiblich zu brot oder ins brot gesetzet
werden, und das deshalb die wort nit mögen also schlecht, wie sie lauten,
verstanden werden. Da hat nu Berengarius, Wicleff und jungist |
F 4 b Zwingly sampt andern angesehen, das vil ort in der schrifft sind, da
die zeychen und vorbildungen die dinger genant werden, welche sie
bedeuteng und vorbilden, als nun h mit der beschneidung, Pesach i, tauff
und vil andern am tag ligt, wie fast man joch 251 allefantze 252. Solche
reden kan man dann nit wol baß teutschen und verstentlicher außlegen,
dann so man sagt: Wenn die schrifft hat, die beschneydung sey der
bundt, so sey der synn, sie bedeute den bundt 253. Also, das lemblin ist
das Pesah, ist so vil als, das lemblin bedeutet das Pesah, den uberschritt 254.
Und hat vileichtj diser solche weiß, die wort außzulegen, darumb auch
gefallen, das sie vor, wie Augustino, also auch andern theologen gemeyn
gewesen ist. Also, da Paulus Gala. iiii. [24f.] sagt, der berg ist Agar,
sagt Erasmus 255, an disem ort were est für significat, ist für bedeutt
genommen. Also, da Paulus zun Corinthern [I Cor 10,4] sagt, der fels
war Christus, sagt Augustinus, es sey der synn, der fels bedeutete
Christum.

Seb.: Hat diß k Augustinus so außgelegt?

Arb.: Ja, ad Evodium 256.

Sebolt.: Wie dann, das der Luther und die seinen darüber sich so
schewlich gestelt l haben, als hettens die ewern erdacht?

Arbo.: Sie sindt auch Adams kinder. Nun m das ich fürtfare: Dieweil
die yetz gedachten auß aller schrifft gewiß gäntzlich waren, das weder
da Christus selb sagt: Das ist mein leib, noch so wirs sagen, sein leib ye
gemöcht hat oder noch mag brot selb oder im brot leiblich n sein.
Daher dann folget, das Christus das brot nit weiter sein leib zu sein
F 5 a vermeint hat. | Dann wie eyn vorbildung und zeychen das ist und
heysset, das es bedeutet und vorbildet, haben sie dise wort des Herrn:
das ist mein leib, das ist mein blut, also auff teutsch zu verstehen geben, das
sie so vil gelten als, das brot bedeutet meinen leib. Doo sich dann ettliche
darab entsetzetp haben, das man ist für bedeutet setzte, hat sich Oeco-

g) bedeutten B. — h) nu B.—i) Pesah B.— j) villeicht B.- k) dis B. —l) gestellt B.—
m) Nu B. — n) leiplich B. — o) So B. — p) entsetzt B.

251. Auch.

252. Närrisch reden, faseln.

253. Vgl. I Mos 17,10f.

254. Vgl. 2 Mos 12,21, 27.

255. Vgl. Novum Testamentum, CI 6,820.

256. Vgl. Ep CLXIX, 9; MSL 33,746; CSEL 44,618.

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