Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0375
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

370

ewig leben; wie vor gehört. Des ist nun u weder das brot noch eyn yeder,
der das brot isset, teylhafft.

Seb.: Wie aber, so das ewige wort mit dem wort des dieners were und
richt im hertzen v des hörers w auß, das der diener den oren fürtruge x ?

Arbo.: Do würt es den leib und blut des Herrn als eyn geystliche 5
speyß ins hertz und nit ins brot bringen, wie auch der Herr seine wort
nit zu y oder über das brodt sonder zun z Jungern sprach.

Seb.: Aber vom brot, darumb muß im auch also sein, wie er vom brot
saget a, das es sein leib sey.

Arb.: Ja, wie er vom brot geredt hat, so ist es. Seine wort sindt aber 10
geyst und leben, darumb füren sie auff Gott uber sich und nit under
sich auffs brot. Darumb hat er das brot seinen leib deßhalb geheyssen,
das es seines leibs, der zum ewigen leben speiset, vorbild ist, durch das
dann die gemüter der glaubigen auff den leib Christi und von dem auff
sein Gottheyt und also zum vatter gezogen werden. Das ist dann das 15
ewig leben. Summa: Das wort Gots, wie es der diener spricht, ist für
sich selb nit mächtig, den leib Christi jenen hynzubringen. So bringt in
das ewig wort nur ins hertz als eyn speiß der seelen und nitt des leibs.
Darumb ists in alleweg wider die art und natur Gots worts, sagen, das
der leib Christi leiblich im Brot sey. 20

Sebo.: Lästeren aber die Schlesier das eusserlich wort Gots als un-
tüchtig zum glauben?

Arb.: Hab ichs in diser red gelestert, so lestern sie es auch. Das es
G 2 b untüchtig zum glauben sey, haben sie nie gedacht. Wol für sich | selb

sagen sie wie Paulus, das es nichts außrichtet, dann der pflantzet und 25
begeusset ist nichts 301. Noch 302 ist der glaub auß dem gehör 303, aber so
da mitwürcket im hertzen die krafft Gottes.

Seb.: Das ist das eusserlich wort nit gelästert.

Arb.: Nun, nit anders schreiben und reden die Schlesier hievon.

Sebo.: Ach Gott, erlöß deinen diener von solcher schwerer anfech- 30
tung! Wie vergisset der man der liebe. Wie haltet er sich nu mit dem
andern grundt?

Arb.: Eben wie mit den vorigen b. Was die frommen leut schrifftlich
und recht fürtragen 304, das verkeret in der Luther 30 5. Christus priester-
thumb und königreich ist hymelisch durch seinen geyst. Also würt es 35

u) nu B. - v) richt hertzen A. - w) höerrs AB. - x) fürtrüge B. — y) zu B. -
z) zün B. — a) sagt B. - b) worigen A.

301. Vgl. I Cor 3,7.

302. Doch.

303. Vgl. Ro 10,17.

304. Vgl. Schwenckfeld: Ein anwysunge; Corpus Schwenckfeldiarum III, 17ff.

305. »Der funfft grund«; WA 26,436f.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften