Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0386
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
VERGLEICHUNG D. LUTHERS

381

leib Christi leiblich würde und also yedes teyl Brots warer leib Christi
leiblich sein solte, so were yetz der leib Christi zumal mehr | dann an
eym ort leiblich und wesenlich und also yetzt nit nur eyn leib sonder
vil leib. Das alles eygentlich und stracks wider die warheit were mensch-
5 licher natur in Christo, als dieselbig in der schrifft uns fürgehalten wirt.
Im ersten Abentmal bleyb ye der Herr leiblich, wesenlich und sichtbar-
lich bey seinen Jüngern sitzen und war nit leiblich und wesenlich yedes
stücklin brots, das die Jüngeren asszen i. Dann auch die schrifft, wie
D. Luther selb bekennet 351, nit zugibt, das das, so sie brodt heysset,
10 sey das jen natürlich und wesenlich, das der menschliche leib ist. Nach
der auffart zeyget die schrifft klar, das er nit mehr hie sonder im hyme-
lischen wesen leiblich sei. Darumb Paulus, vom Abendtmal redendt,
sagt: Wir sollen den todt des Herrn verkünden, biß er kompt 352. Doch
wie die sonn leiblich und wesenlich nur am hymel und aber durch iren
15 glantz und krafft in aller welt ist, also ist nun der Herr leiblich nur im
hymelischen wesen, dannen er künfftig ist zum gericht. Durch sein
geyst und krafft aber ist er allenthalb, besonder aber bey den seinen.
Darumb mögen dise wort: Das ist mein leib etc. nit leiblich, das das brot
des Herren sein leib leiblich were, verstanden werden, so lang man laßt
20 Christum waren menschlichen leib haben, nochdem dann des art und
eygenschafft auch in Christo selb die schrifft fürtregt. Gott ist ja all-
mechtig. Er thut aber, wie er redt. So er dann sagt, er hab sein wort
zum menschen gmacht 353, so muß es auch warer mensch sein, der on
die sünde habe alles, das wir von natur haben. Doch yedes seiner zeit |
25 nach, wie es mit uns auch sin wirt, und mag also nit sein, das er zumal
an vil orten leiblich sey. Deßhalben muß man dise wort also verstehn,
das brot und der leib des Herrn eyns seyen, wie dann D. Luther schreibt 354,
Sacramentlich nit natürlich, das zwar in leiblichen dingen eben als vil
ist als leiblich und wesenlich oder auch personlich oder formlich, das
30 alles D. Luther selb schreibt. Und das der Herr darumb brot seinen
leib und tranck sein blut genennet hat, das sein fleysch warlich eyn
speiß und sein blut warlich eyn tranck ist zum ewigen leben 355. Aber
also, das der leib und das blut des Herrn niesse der mundt des glaubens,
wie Johan. Brentz 356 geschriben hat, und der mundt des leibs brot und
35 wein. Auff solche weiß zu reden hat sich der Herr auch eyn waren reb-

i) assen B.

351. S. oben, Kapitel 1.

352. Vgl. I Cor 11,26.

353. Vgl. Jo 1,14.

354. S. oben, Kapitel 1.

355. Vgl. Jo 6,54f.

356. In der »Exegesis in Ev. Johannis« 1527; vgl. Köhler I, S. 442.

H 6 b

H 7 a
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften