SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
Für die Stadt Straßburg war die Neuordnung des Schulwesens in
jenen Jahren dringend notwendig geworden. Auf dem Gebiet der Volks-
und Elementarschulen mußte ein Neubeginn getan werden. Und auch
hinsichtlich der höheren Schulen sahen sich der Rat der Stadt und die
Predikanten vor den Zusammenbruch der bisherigen Schulen gestellt,
da im Jahre 1524 die Schulen der Stifte (St. Thomas, St. Stephan, Alt-
und Jung St. Peter) und ebenfalls die Klosterschulen ihren Betrieb nicht
mehr aufrechterhielten 4. Nur die Schule bei den Barfüßern fristete noch
ein kümmerliches Dasein 5.
Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts war das Straßburger Schulwesen
bereits durch das Ansehen der berühmten Stadtschule des nicht fernen
Städtchens Schlettstadt weit überflügelt worden, das sich sonst an Größe
und Bedeutung mit Straßburg in keiner Weise hätte messen können 6.
Schlettstadt, nicht Straßburg, war der geistige Sammelpunkt der elsässi-
schen Humanisten 7. Waren sie nicht schon von Hause aus gebürtige
Schlettstädter - wie Jakob Wimpfeling, Beatus Rhenanus und Martin
Bucer -, so hatten sie doch als Lehrende oder Lernende mit der Schlett-
städter Stadtschule in Verbindung gestanden. Vergeblich hatte Jakob
Wimpfeling, der »Vater des elsässischen Humanismus 8« dem Straß-
burger Rat vorgeschlagen, auch in Straßburg ein städtisches Gymnasium
zu gründen, in dem die Schüler nach Verlassen der Kloster- oder
Stiftsschulen auf das Universitätsstudium vorbereitet werden sollten.
Und keine Geringeren als der Münsterprediger Geiler von Kaisersberg
und der Stadtschreiber Sebastian Brant hatten diesen Vorschlag unter-
stützt 9.
Erst nachdem es dem Einfluß Geilers gelungen war, Hieronymus
Gebwiler im Jahre 1509 aus der Leitung der Schlettstädter Stadtschule
an die Spitze der Straßburger Domschule zu berufen, erlebte auch diese
Straßburger Schule eine Blütezeit, die jedoch nur von kurzer Dauer
sein sollte 10. Denn als sich die Reformation in Straßburg mit dem
Beginn der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts immer stärker Bahn brach,
4. Vgl. Adam, S. 92; Anrich, S. 70f.; Ch. Engel, a.a.O., S. 41f.; W. Sohm, a.a.O.,
S. 23.
5. Vgl. Adam, S. 92.
6. Vgl. Adam, S. 21f.; Röhrich: Gesch. I, S. 86f.
7. Zur näheren Orientierung über den elsässischen Humanismus ist neben den
Einzelheiten bei J. Adam, T. W. Röhrich und bei W. Sohm, a.a.O., auf die Rede
G. Ritters zu verweisen: Erasmus und der deutsche Humanistenkreis am Oberrhein.
In: Freiburger Universitätsreden Heft 23, Freiburg i. B. 1937.
8. Über das Leben Jakob Wimpfelings vgl. die knappe Übersicht in Handschriften-
proben II, Tafel 48. Man vgl. auch das Urteil des Erasmus über Wimpfeling, Allen,
Bd. 8, S. 19.
9. Vgl. Adam, S. 21.
10. Vgl. Röhrich: Gesch. I, S. 90f.
Für die Stadt Straßburg war die Neuordnung des Schulwesens in
jenen Jahren dringend notwendig geworden. Auf dem Gebiet der Volks-
und Elementarschulen mußte ein Neubeginn getan werden. Und auch
hinsichtlich der höheren Schulen sahen sich der Rat der Stadt und die
Predikanten vor den Zusammenbruch der bisherigen Schulen gestellt,
da im Jahre 1524 die Schulen der Stifte (St. Thomas, St. Stephan, Alt-
und Jung St. Peter) und ebenfalls die Klosterschulen ihren Betrieb nicht
mehr aufrechterhielten 4. Nur die Schule bei den Barfüßern fristete noch
ein kümmerliches Dasein 5.
Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts war das Straßburger Schulwesen
bereits durch das Ansehen der berühmten Stadtschule des nicht fernen
Städtchens Schlettstadt weit überflügelt worden, das sich sonst an Größe
und Bedeutung mit Straßburg in keiner Weise hätte messen können 6.
Schlettstadt, nicht Straßburg, war der geistige Sammelpunkt der elsässi-
schen Humanisten 7. Waren sie nicht schon von Hause aus gebürtige
Schlettstädter - wie Jakob Wimpfeling, Beatus Rhenanus und Martin
Bucer -, so hatten sie doch als Lehrende oder Lernende mit der Schlett-
städter Stadtschule in Verbindung gestanden. Vergeblich hatte Jakob
Wimpfeling, der »Vater des elsässischen Humanismus 8« dem Straß-
burger Rat vorgeschlagen, auch in Straßburg ein städtisches Gymnasium
zu gründen, in dem die Schüler nach Verlassen der Kloster- oder
Stiftsschulen auf das Universitätsstudium vorbereitet werden sollten.
Und keine Geringeren als der Münsterprediger Geiler von Kaisersberg
und der Stadtschreiber Sebastian Brant hatten diesen Vorschlag unter-
stützt 9.
Erst nachdem es dem Einfluß Geilers gelungen war, Hieronymus
Gebwiler im Jahre 1509 aus der Leitung der Schlettstädter Stadtschule
an die Spitze der Straßburger Domschule zu berufen, erlebte auch diese
Straßburger Schule eine Blütezeit, die jedoch nur von kurzer Dauer
sein sollte 10. Denn als sich die Reformation in Straßburg mit dem
Beginn der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts immer stärker Bahn brach,
4. Vgl. Adam, S. 92; Anrich, S. 70f.; Ch. Engel, a.a.O., S. 41f.; W. Sohm, a.a.O.,
S. 23.
5. Vgl. Adam, S. 92.
6. Vgl. Adam, S. 21f.; Röhrich: Gesch. I, S. 86f.
7. Zur näheren Orientierung über den elsässischen Humanismus ist neben den
Einzelheiten bei J. Adam, T. W. Röhrich und bei W. Sohm, a.a.O., auf die Rede
G. Ritters zu verweisen: Erasmus und der deutsche Humanistenkreis am Oberrhein.
In: Freiburger Universitätsreden Heft 23, Freiburg i. B. 1937.
8. Über das Leben Jakob Wimpfelings vgl. die knappe Übersicht in Handschriften-
proben II, Tafel 48. Man vgl. auch das Urteil des Erasmus über Wimpfeling, Allen,
Bd. 8, S. 19.
9. Vgl. Adam, S. 21.
10. Vgl. Röhrich: Gesch. I, S. 90f.