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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0421
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Die Verfasserschaft Bucers für dieses Gutachten ist überdies nicht
nur durch typische Aussagen seiner Auffassung von der Obrigkeit,
von den Sakramenten, von der Ehe und anderem sichergestellt. Sie
wird zudem dadurch deutlich, daß das Original und die von zwei
verschiedenen Schreiberhänden geschriebene Straßburger Abschrift 7
von Bucer selbst durchkorrigiert worden sind. Besonders zahlreich
sind seine Korrekturen und Einfügungen bei der Erörterung des Banns 8.

Für unseren Zusammenhang müssen wir uns auf die Äußerungen
Bucers zur Schulfrage, die in diesem Gutachten enthalten sind, be-
schränken. Sie sind für uns höchst bedeutungsvoll, weil sie das Schul-
programm Martin Bucers prägnant zusammenfassen. Daß für Bucer
die Verkündigung des Evangeliums das eigentliche Anliegen nicht nur
der Predigt in der Kirche, sondern auch des Unterrichts in den Schulen
darstellt, sagt er bereits zu Beginn des Gutachtens. Dieser Satz kann als
Leitgedanke für das Schulprogramm Bucers gelten; er zeigt, wie nahe
Bucer in dieser Frage den Anschauungen Luthers kommt.

Wie Luther, so will auch Bucer die Schulen zunächst für die Heran-
bildung » verstendiger prödiger « eingerichtet wissen. Daneben aber legt
er - ebenfalls wie Luther - Wert auf die Erlernung der Sprachen und
»anderer gutte vnnd kunst 9«. Sein Ziel ist nicht allein die Heranbildung
von guten »Kirchendienern«, sondern zugleich von Männern, die
»auch sonnst dem gemeinen nutz taugenlich vnnd gepurlich sein
mögenn«. Der Gedanke des »gemeinen nutz«, der auch sonst in den
Schuleingaben auftauchte, begegnet hier wiederum.

Bucer fordert hier nochmals die Einrichtung von Volksschulen für
Jungen und Mädchen. Die »geschicktesten knaben« sollen dann in die
Lateinschule gebracht werden, wo sie die drei klassischen Sprachen und
vollkommene Rhetorik erlernen sollen. Für die armen begabten Schüler
fordert Bucer geldliche Unterstützung aus den Einnahmen der Klöster.
Für unbedingt nötig hält er die Einrichtung guter Bibliotheken. Grund-
sätzlich möchte Bucer die Einnahmen der Klöster, die Gelder aus
Kirchenstiftungen und Pfründen für Schulzwecke verwendet wissen.

Insgesamt begegnen uns in diesem Gutachten erneut die grundlegenden
Gedanken zur Schulfrage, wie wir sie auch schon in den voraufgegan-
genen Schuleingaben an den Straßburger Rat ausgesprochen fanden
- teilweise kehren sie sogar wörtlich wieder. Das bestätigt uns, daß
Bucer die Grundgedanken der voraufgegangenen Schuleingaben selbst

7. Die erste Schreiberhand geht bis fo 361 v, die zweite bis zum Schluß des Gut-
achtens.

8. B.s Zusätze in der Abschrift sind mit ** markiert.

9. Zu der Übereinstimmung mit diesen Gedanken Luthers in dessen Schrift »An
die Ratsherren« vgl. die ausführliche Darlegung der Anschauungen Luthers in der
von O. Albrecht verfaßten Einleitung zu dieser Schrift WA 15,9—15.
 
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